„Altersarmut im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen“

Gunzenhausen – Das Thema des letzten VdK-Treffens am 27. März bei „Heidi“ lautete „Altersarmut im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen“. Der VdK-Ortsverband hatte hierzu die beiden Referentinnen Alexandra Trögl und Hasive Pachur eingeladen, die aus ihrem Arbeitsalltag erzählten und ihre Kernaufgaben vorstellten.

Frau Trögl (Leiterin der Caritas-Kreisstelle Weißenburg, 2. Vorsitzende des Vereins „Hand in Hand gegen Altersarmut“) stellte zunächst die Kreisstelle der Caritas in Weißenburg vor.

Die Kernaufgabe ist die niederschwellige Sozialberatung für Leute, die eine Hemmschwelle haben über ihre soziale und monetäre Situation zu reden bzw. diese offen zulegen. Scham spielt dabei immer noch eine große Rolle.

Die Caritas bietet hierfür auch offene Sprechstunden an. Es stehen Fachkräfte zur Verfügung für Bereiche wie Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Pflegegrad, Scheidungsproblematik, Schwangerschaftsberatung, Schuldner-/Insolvenzberatung, gesetzliche Betreuungen, etc., die auch beim Ausfüllen von Formularen behilflich sind.

In Weißenburg wird auch „Essen auf Rädern“ angeboten und es gibt einen Gebrauchtwarenladen, der jedem offen steht, wobei bedürftige Personen stark vergünstigt einkaufen können und einen Asylkleiderladen für nicht anerkannte Flüchtlinge .

Die im Landkreis vorhandene – aber in der Bevölkerung weitgehend noch nicht wahrgenommene – Altersarmut wird mit Statistiken anhand einer PowerPoint-Präsentation veranschaulicht. Die Anzahl derer, die Grundsicherung im Alter (aufstockende Leistungen) in Anspruch nehmen, hat sich seit 2003 verdoppelt. Derzeit ergibt sich eine Anzahl von Menschen, die Grundsicherung im Alter bzw. Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem SGB XII durch die Sozialhilfeverwaltung oder den Bezirk Mittelfranken bekommen von 1.489 Personen. Bayern liegt mit 17 % deutschlandweit an 3. Stelle, wobei der Anteil von Frauen (wegen Kinderzeiten oder Scheidung) höher ist. Die Armutsschwelle liegt derzeit bei 1.039,00 €. Deutschlandweit waren 2017 194.000 Personen betroffen. Diese Zahl steigt jährlich um ca.12%, etwa 20.000 Personen.

Eine weitere Statistik zeigte die Regelsätze Hartz IV 2019 auf. Hierin ist festgelegt, wofür wie viel ausgegeben werden kann/darf.

Ein weiteres Problem ist angemessener Wohnraum. Viele von Armut betroffenen Senioren können sich ihre Wohnung eigentlich nicht mehr leisten, möchten aber aus ihrer vertrauten Umgebung nicht herausgerissen werden.

Als nächstes wurden „Die Tafel“ (Weißenburg) und „Die Speis“ (Gunzenhausen) angesprochen. Sozialhilfeberechtige und ALG II- Empfänger erhalten hierfür einen Ausweis.

Hilfen und Angebote der Caritas in Weißenburg sind das Seniorencafé alle zwei Wochen (abwechselnd im Café Pips und im Kath. Pfarrheim; Kuchenspenden durch zwei örtliche Bäckereien) und Patenschaften für „Essen auf Rädern“ (Normale Portion 7,70 €, kleine Portion 6,50 €) sowie ein zweimal pro Woche stattfindender Mittagstisch.

Anschließend erläuterte Frau Pachur (Seniorenberatung der Caritas-Kreisstelle, Leitung des Mittagstisches des Vereins „Hand in Hand gegen Altersarmut“) die Hilfsangebote vor Ort.

In Gunzenhausen entstand im Lauf des Jahres 2018 ein neues Projekt, das durch die Kooperation von Caritas und Stadt Gunzenhausen in die Gründung des Vereins „Hand in Hand gegen Altersarmut“ mündete (1. Vorsitzender Bürgermeister Karl-Heinz Fitz).

Jeden Dienstag und Freitag bietet die Caritas-Geschäftsstelle in Gunzenhausen eine Seniorenberatung an. Hier kann man sich auch über den – ebenfalls dienstags und freitags um 11.30 Uhr stattfindenden – „Mittagstisch“ für Senioren ab 60 Jahre aus Gunzenhausen, im Burkhard-von-Seckendorff-Heim – informieren und ggf. die Berechtigung zur Teilnahme erhalten. Es gibt ein volles Menü (Suppe, Haupt- und Nachspeise und alkoholfreie Getränke) für einen symbolischen Beitrag von 1,00 € – ganz unter dem Motto „Von Gunzenhausen für Gunzenhausen“. Derzeit nehmen 9 – 12 Senioren den Mittagstisch in Anspruch. Es sind noch Kapazitäten frei und deshalb sind Werbung und Mund-zu-Mund-Propaganda erwünscht.

Außerdem gibt es auch finanzielle Soforthilfen, z.B. bei einem kaputten Herd oder der dringend benötigten Brille, das Seniorenberatungszentrum und stark vergünstigte Freizeitangebote.

Ein weiteres Angebot, für das Spenden gerne entgegengenommen werden, ist „Herzenswünsche“. Die Spenden werden z. B. für eine Bahnfahrt zu den Kindern oder einen Friseurbesuch verwendet.

In der Beratungsstelle sind alle herzlich willkommen.

Ab 10. April 2019 wird auch in Gunzenhausen ein Seniorencafé (für Senioren ab 60 Jahre) mit behindertengerechtem Zugang im Haus von Regens-Wagner eingerichtet. Für einen symbolischen Beitrag von 1,00 € erhalten Berechtigte in dieser neuen Begegnungsstätte Kaffee und Kuchen. Die Vorbereitungen für die Eröffnung laufen auf Hochtouren. Weitere Infos sind zu gegebener Zeit aus der Presse zu entnehmen bzw. direkt in der Caritas Außenstelle Gunzenhausen zu erfahren. Kuchenspenden und Ehrenamtliche sind herzlich willkommen.

Mit einem kleinen Gedicht zur Altersarmut, das alle nachdenklich stimmte, verabschiedeten sich Frau Trögl und Frau Pachur von den Anwesenden, nicht ohne vom VdK-Orga-Team mit einem kleinen „Wurstdosenturm“ aus der Metzgerei Heidi Eiden, verabschiedet zu werden.

Nach dem wieder mit knapp 40 Personen gut besuchten VdK-Mittwochstreff, das den Organisatoren und den beiden Referentinnen viel Dank und Lob einbrachte, sieht die kommissarische VdK-Vorstandschaft sehr hoffnungsfroh in die Zukunft.

Im April entfällt der Mittwochstreff, weil am Samstag den 13.04.2019 um 14.30 im Gasthaus Eiden die Jahreshauptversammlung (nur für Mitglieder) mit Wahl der neuen Vorstandschaft stattfindet.

(Fu/4-2019)

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