Altmühlsee

Dreigroschenoper vertrieb die Wolken am See

Seezentrum Gunzenhausen – Nach dem großen Erfolg der „Carmina Burana“ 2015 gastierten die Altmühlsee Festspiele auch 2016 wieder mit einem Klassiker

Das ganze Ensemble zeigte beim Finale nochmals sein großes musikalisches Können
Das ganze Ensemble zeigte beim Finale nochmals sein großes musikalisches Können

der Welt- und Musikliteratur auf der Seebühne im Seezentrum Gunzenhausen.

Die 1928 uraufgeführte Dreigroschenoper, entstanden nach der 200 Jahre alten Vorlage „The Beggar’s Opera“ von John Gray (1728), erzählt in drei Akten die Geschichte des Bandenführers MacHeath (Mackie Messer), der dem drohenden Galgentod nur ganz knapp und auch nur wegen seiner Beziehungen zum Polizeichef entgeht.

Das Stück spielt im berüchtigten Londoner Stadtteil Soho im 18. Jahrhundert und beginnt auf einem Jahrmarkt. Dort singt ein Moritatensänger die Moritat von Mackie Messer, in der die Untaten des Bandenführers vorgestellt werden.

Der wiederum heiratet die Tochter des Bettlerkönigs Peachum, der das Geschäft mit dem Mitleid kontrolliert. Als er von der Hochzeit seiner Tochter mit Mackie Messer erfährt, beschließt er, den ungeliebten Gauner an die Polizei auszuliefern.

Mackie Messer flieht in ein Bordell und wird von einer Ex-Geliebten verraten und verhaftet. Im Gefängnis besucht ihn die Tochter des Polizeichefs, die er überreden kann ihm zur Flucht zu verhelfen.

Wieder auf freiem Fuß, findet Mackie Unterschlupf bei einer weiteren Geliebten, doch er wird erneut verraten, verhaftet und zum Tode verurteilt.

Kurz vor seiner Hinrichtung erscheint der Polizeichef Brown als berittener königlicher Bote und verkündet nicht nur Mackies Begnadigung, sondern auch seine Erhebung in den Adelsstand.

Hartmut Kühn sang in der konzertanten Aufführung die Figur des Bandenbosses und bewies dabei seine fundierte klassische Gesangsausbildung. Tina Nicole Kaiser sang die Ehefrau des Bandenchefs und Tochter des Bettlerkönigs. Dabei überzeugte sie mit ihrer gesanglichen Leistung, da sie mit ihrer Altstimme auch die von ihr verlangten hohen Soprantöne fehlerlos traf. Das gesamte Ensemble der Altmühlseefestspiele stand bis auf Erwin Kleinwechter bei dieser konzertanten Aufführung der Brechtoper auf der Freilichtbühne am Altmühlsee und führte zusammen mit Steffen Löser, der zwischen den einzelnen Musikstücken die Handlung des Stückes mit kleinen Textpassagen weiterführte, die zahlreichen Besucher in die Welt des Radios mit den damals so beliebten Hörspielen zurück. Die Künstlerinnen und Künstler schafften es zusammen mit dem Chor und den Musikern allein durch ihre stimmliche Vielfalt dem Publikum die Szenen sehr plastisch und nachvollziehbar zu vermitteln und man konnte sich mit geschlossenen Augen selbst in die verschiedenen Handlungen hineinversetzen. Die Schauspieler trafen auch den von Kurt Weill und Bertold Brecht bewusst gewählten Charakter des Stückes durch die ständig wechselnden Tempi und den durchlaufenden Wechsel zwischen Melodie- und Sprechgesang, der für die Akteure eine gesangstechnische Meisterleistung abverlangte, sehr genau und führten die Zuhörer sehr einfühlsam in das Milieu der Halbwelt von Soho in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ein.

Die musikalische Gesamtleitung und der Leitung des Orchesters aus Studenten der Hochschule für Musik Nürnberg hatte Niko A. Stabel, die Einstudierung Kammerchors Fränkisches Seenland lag in den bewährten Händen von Stefan Hofmann. Chor und Orchester begleiteten die Solisten sehr gefühlvoll und beherrschten die Wechsel zwischen den verschiedenen von Kurt Weill und Bertold Brecht geforderten Interpretationsarten meisterhaft.

Obwohl sich zu Beginn dicke Wolken am Himmel zeigten und etwas Regen auf die Zuschauer fiel, gefiel auch dem Wettergott die Darbietung derartig gut, dass er die Wolken gegen eine abendliche Spätsonne ersetzte und es wieder ein sehr romantischer Musikabend am Altmühlsee wurde.

(KH)

Bildergalerie:

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Weitere Bilder der Veranstaltung finden sie auf unserer Facebookseite Altmühlfranken.live.

 

 

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