„Bäuerliche Betriebe müssen Schritt halten können“

Herrsching (bbv) – Seit 60 Jahren sorgt die gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) für eine sichere
Lebensmittelversorgung und mehr als 40 Millionen Arbeitsplätze im ländlichen Raum. „Durch den
Brexit gewinnt die gemeinsame Agrarpolitik zusätzlich an Bedeutung. Sie ist ein wichtiger Kitt
zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und sorgt flächendeckend für Wirtschaftskraft. Die jetzt
bekannt gewordenen Renationalisierungs-Tendenzen von EU-Agrarkommissar Phil Hogan sind
ein Irrweg“, sagte Bauernpräsident Walter Heidl am Freitag vor rund 300 Teilnehmern bei der
Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes. „Entscheidend für den Zusammenhalt
und fairen Wettbewerb ist der starke gemeinsame Kern der EU-Agrarpolitik, der durch regionale
Maßnahmen abgerundet wird.“

Bauernpräsident Walter Heidl bei der Landesversammlung des Bayerischen Bauernverbandes.(Foto© BBV)

Der bayerische Weg in der Agrarpolitik zeige, wie eine pass genaue und differenzierte Förderung
der bäuerlichen Familienbetriebe funktionieren kann. „Während Ende der 1960er-Jahre unter
Agrarkommissar Mansholdt das Prinzip ‚Wachsen oder Weichen‘ in Brüssel vorgegeben wurde,
haben wir in Bayern bewusst einen anderen Weg eingeschlagen. Nur so konnte es gelingen, dass
es im Freistaat immer noch über 100.000 Bauernhöfe gibt“, sagte Heidl. „Unser Ziel war und ist
es, die Qualität und Vielfalt in der bayerischen Land- und Forstwirtschaft zu sichern – und den
Bauernfamilien so eine erfolgreiche Zukunft auf den Höfen zu ermöglichen.“ Dabei darf aus Heidls
Sicht die Betriebsform, Hektarzahl oder die Lage eines Bauernhofes nicht die entscheidende Rolle
spielen. „Ich sehe es als Verantwortung des Bayerischen Bauernverbands, einen Weg zu
beschreiten und aktiv mitzugestalten, auf dem bäuerliche Familienbetriebe in ihrer ganzen Vielfalt
Schritt halten können“, sagte Heidl.

Der flächendeckende Erhalt der reizvollen Kulturlandschaft durch die vielen, gesellschaftlich
geschätzten Familienbetriebe in Bayern rechtfertigt die Unterstützung der Staatsregierung und
zusätzliche Landesmittel. So wurde beispielsweise mit dem „Bayerischen Sonderprogramm
Landwirtschaft“ (BaySL) auch kleinen Betrieben die Möglichkeit eröffnet, staatlich gefördert in die
Modernisierung ihres Stalles zu investieren, ohne gleichzeitig aus wirtschaftlichen Gründen größer
werden zu müssen. „Neben der Spezialisierung und Diversifizierung ist dieser Weg richtig und
notwendig. Wir müssen ihn deshalb konsequent und gemeinsam weitergehen“, sagte Heidl und
dankte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner für dessen Einsatz. „Gerade bei der
Weiterentwicklung der Tierhaltung müssen wir von allen Beteiligten das nötige Augenmaß
einfordern. Denn, wer der Anbindehaltung nur eine Galgenfrist einräumt, setzt die Zukunft von
jedem zweiten Milchbauern in Bayern aufs Spiel.“

Bei seiner Positionierung macht es sich der Bauernverband trotz des aktuellen gesellschaftlichen
Umfelds nicht einfach. „Für mich als Bauernpräsident ist es keine Option den vermeintlich
leichtesten Weg einzuschlagen, ohne zu berücksichtigen, wo er für unsere vergleichsweise klein
strukturierte Landwirtschaft hinführt“, sagte Heidl. „Die vergangenen Tage haben wieder gezeigt,
dass das wegen der emotionalen Debatte rund um die Arbeit auf den Feldern oder im Stall oft
schwierig ist. Aber es ist zwingend notwendig“, sagte Heidl. Um Verlässlichkeit und Stabilität zu
gewährleisten, seien ausgewogene und sachgerechte Entscheidungen nötig, bei denen Politik
und Handel die Existenz der bäuerlichen Betriebe nicht aus dem Blick verlieren dürfen.

Quelle Bayerischer Bauernverband (bbv) – Pressestelle

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert