Das Jugendzentrum Gunzenhausen in der Corona-Zeit

Gunzenhausen – „Sorry we’re closed“ – seit Mitte März ist dies auf einem Schild an der Eingangstüre des Jugendzentrums in Gunzenhausen zu lesen. So lange ist es nun her, dass junge Leute ihre Freizeit in der städtischen Jugendeinrichtung gemeinsam verbringen konnten. Ob am Kicker, beim Billard-Spielen oder um gemeinsam Musik zu hören – im JUZ war stets für jeden etwas dabei. Doch wo sonst die Türen für alle offen stehen, dürfen nun nur noch Daniela Russer und Florian Jungwirth, die beiden Leiter der Einrichtung, eintreten. Die Arbeit steht seither jedoch keineswegs still, vielmehr läuft nun vieles hinter den Kulissen ab.

Florian Jungwirth und Daniela Russer (von links) – Foto: Tina Ellinger

„Unser Arbeitsalltag hat sich komplett geändert“, schildert Florian Jungwirth. „Wir passen uns an. Lebte unsere bisherige Arbeit vom persönlichen Kontakt, sind nun neue Wege der Kommunikation gefordert“, machen die beiden Diakonie-Mitarbeiter deutlich. Natürlich bleiben die individuellen Probleme der Mädchen und Jungen weiterhin bestehen oder verstärken sich aufgrund der derzeitigen Lage sogar. „Den Jugendlichen fehlt der Austausch mit ihren Freunden. Das Leben war vor allem zu den Ausgangsbeschränkungen fokussiert auf die Familie“, benennt Daniela Russer die Ausgangslage. Ein Glück gibt es heute viele Soziale Medien wie WhatsApp, Instagram und Co. Diese ermöglichen es, mit den jungen Menschen trotz Kontakt-Verbot in Verbindung bleiben. So kann beispielsweise die Hausaufgabenbetreuung, die sonst im Jugendzentrum angeboten wird, nun auf digitale Weise oder am Telefon durchgeführt werden. Vorstellen könnten sich die Mitarbeiter auch eine Unterstützung bei schulischen Fragestellungen im Garten des Jugendzentrums, natürlich mit ausreichend Abstand und einem Mund-Nasen-Schutz. Hier hoffen die beiden darauf, „dass kommende Lockerungen wieder einiges mehr möglich machen.“ Wichtig ist ihnen zudem, die Jugendlichen über die aktuellen Beschlüsse hinsichtlich der Corona-Strategie auf dem Laufenden zu halten. „Viele sind mit den ständigen Neuerungen schlichtweg überfordert.“ Um etwas Abwechslung in den doch auch tristen Alltag zu bringen, initiierten die Fachkräfte in Kooperation mit Jugendsozialarbeiter Thomas Pfaffinger einen Foto-Wettbewerb: Hier waren die Jugendlichen dazu aufgefordert, ihr bestes Foto aus der „Zeit der Quarantäne“ zu schicken. Die Sieger erhielten eine Pizza nach Wahl – direkt durch die Fachkräfte vor die Haustüre geliefert.

Pädagogin Daniela Russer ist zusätzlich im Jugendmigrationsdienst tätig und muss auch hier die Arbeit völlig neu ausrichten. Sie ist in diesem Arbeitsfeld der Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen für die sozialpädagogische Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln zuständig. „Für mich ist es eine ganz besondere Herausforderung, da ich erst seit April im Dienst bin. Viele der Jugendlichen kennen mich schlichtweg noch gar nicht persönlich“, sagt sie. Umso wichtiger ist nun die Präsenz auf den bereits eingerichteten Social Media-Profilen. Auf diesem Weg kann sie die Jungen und Mädchen gezielt kontaktieren und ihnen ihre Unterstützung anbieten. „Bereits einige Jugendliche haben mich direkt angeschrieben und um Unterstützung bei Bewerbungen gebeten“, berichtet Russer. Ihr Beratungsangebot wird nun im Freien, beispielsweise in Form eines Spaziergangs, stattfinden. Die Hygiene-Vorgaben sowie der nötige Sicherheitsabstand können so am besten gewährleistet werden.

Derzeit arbeiten Jungwirth und Russer an einem Konzept zur Wieder-Eröffnung des städtischen Jugendzentrums. Viele der geplanten Veranstaltungen mussten für dieses Jahr erstmal abgesagt werden. Jedoch sind die beiden Mitarbeiter trotz der Umstände sehr zuversichtlich, sehnen aber die Zeit herbei, dass das Jugendzentrum wieder wie gewohnt geöffnet sein darf. Bis dahin nutzen sie die Gelegenheit verstärkt für Renovierungsarbeiten, die im normalen Betrieb nur begrenzt möglich sind. „Außerdem sammeln wir Wünsche und Vorschläge, was wir die nächste Zeit anbieten können.“ Die Jugendlichen wird also nach der „Corona-Zeit“ ein JUZ im neuen Glanz sowie mit vielen neuen Ideen erwarten.

Quelle: Jugendsozialarbeit Thomas Pfaffinger

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