Die Reichspogromnacht ist eines der schrecklichsten Ereignisse in der Geschichte Gunzenhausens

Gunzenhausen – Am 9. November jähren sich die unfassbaren Ereignisse der sogenannten Reichspogromnacht und das damit verbundene Unrecht an unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zum 80. Mal. An dieses schreckliche Ereignis in der Geschichte der Stadt Gunzenhausen wurde daher an diesem Tag mit einer Gedenkveranstaltung im Lutherhaus erinnert.

Peter Schnell, Stadtarchivar Werner Mühlhäußer und Georg Weigel (von links) erinnerten an die schrecklichen Ereignisse vor 80 Jahren

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz begrüßte viele Gäste aus Politik, Wirtschaft, Schulen, Kultur und der Bürgerschaft zu dieser Gedenkveranstaltung im Saal des Lutherhauses in Gunzenhausen und stellte in seiner Begrüßung fest, dass gerade im Hintergrund der zunehmenden fremdenfeindlichen Aktivitäten in Deutschland es umso wichtiger ist mit derartigen Veranstaltungen an das geschehene Unrecht zu erinnern und ein Zeichen gegen Fremdenhass und Antisemitismus zu setzen. Für die Stadt Gunzenhausen als federführender Organisator der Gedenkveranstaltung war es wichtig den Blick nicht nur in die Vergangenheit zu richten sondern auch die in die Zukunft gerichtete Einstellung der jungen jüdischen Generationen in Deutschland zu zeigen, damit sich derartig menschenverachtende Ereignisse wie am 9. November 1938 nie mehr wiederholen können. Daher lasen Peter Schnell und Georg Weigel aus Werken der zeitgenössischen jüdischen Schriftstellerinnen Barbara Honigmann und Esther Dischereit.

Stadtarchivar Werner Mühlhäußer berichtete über die Ereignisse der Nacht des 9. Novembers 1938 in Gunzenhausen und über die weiteren Umstände des Lebens der verbliebenen 56 jüdischen Mitbürger in Gunzenhausen.

Dekan Klaus Mendel machte in seinen einleitenden Worten auf den Wechsel der Begrifflichkeiten von Reichskristallnacht in Reichspogromnacht aufmerksam. Der Antisemitismus ist in die deutsche Gesellschaft zurück gekommen und wird nicht nur von rechtsextremen Gesellschaftsgruppen sondern auch von muslimischen Extremisten in Deutschland ausgeübt mahnte der evangelische Kirchenmann an. Viele jüdische Mitbürger sind in unserer Gesellschaft verunsichert und haben Angst vor physischer und psychischer Gewalt berichtete Klaus Mendel. Judenhass darf keine legitime Kritikform an der Lage im nahen Osten sein. Der christliche Glaube und Judenfeindlichkeit schließen sich nach seiner Meinung aus. Für Dekan Klaus Mendel ist Antisemitismus gleichzusetzen mit Gotteslästerung. Auch der katholische Stadtpfarrer Christoph Witczak machte mit einer Psalmlesung als Hilferuf aus schwerer Bedrängnis auf diese Situation aufmerksam und bezeichnete die Anhänger des jüdischen Glaubens als Geschwister im Glauben.

Die jüdische Schriftstellerin Lena Gorelik las aus ihren Werken und zeigte die Einstellung der jungen jüdischen Generation auf

Als besonderer Höhepunkt der Gedenkveranstaltung konnte die Münchner Schriftstellerin Lena Gorelik für die Veranstaltung gewonnen werden. Sie las bereits am Vormittag vor über 100 Schülerinnen und Schülern aus ihren Werken vor. Bei der Gedenkveranstaltung las sie Kapitel aus ihren Romanen „Lieber Mischa“ und „Sie können aber gut Deutsch“. Die 1981 geborene jüdische Schriftstellerin kam als Kontingentflüchtling nach Deutschland und repräsentiert die junge jüdische Generation die zwar ihre Vergangenheit nie vergessen wird aber sich über ihre Zukunft als Teil der deutschen Gesellschaft definiert.

Auch Bürgermeister Karl-Heinz Fitz teilt die Meinung, dass die junge Generation in das Verhältnis mit dem Judentum mit einbezogen werden muss und berichtete daher über den angegangenen Jugendaustausch zwischen einer Stadt in Israel und der Stadt Gunzenhausen. Es werden im kommenden Jahr junge Besucher aus Israel in Gunzenhausen erwartet die während ihres Aufenthalts in Gunzenhäuser Familien unterkommen und betreut werden und im Jahr 2020 werden Gunzenhäuser Schülerinnen und Schüler die Partnerstadt in Israel besuchen und damit ein wichtiges Signal für die Völkerverständigung mit Israel und gegen Antisemitismus setzen.

(KH)

Ein Kommentar

  1. Warum meine Damen und Herren, bezieht keiner von Ihnen Stellung zu den Kommentaren. die zu diesem Thema geschrieben werden.

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