Ein Abend gegen das Vergessen und für das Leben mit Esther Bejarano

Gunzenhausen – Der bekannte Radio 8 Moderator Klaus Seeger präsentierte im ausverkauften Saal des Lutherhauses in Gunzenhausen die Holocaustüberlebende Esther Bejarano mit der Rap-Band Mikrophone Mafia. Vor Beginn der Veranstaltung mussten sogar noch Stühle aus den oberen Gemeinschaftsräumen des Hauses in den Saal geschafft werden um allen 270 Besuchern auch eine Sitzgelegenheit bieten zu können.

Esther Bejarano und die Microphone Mafia zeigten zum Schluss des Konzertes nochmal ganz deutlich ihre Kernaussage

Die am 15. Dezember 1924 in Saarlouis geborene deutsch-jüdische Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau beeindruckte die Zuhörer vom ersten Moment an durch ihre Kraft und Ausdrucksstärke mit denen sie sich gegen Völkerhass und Rassismus in der ganzen Welt einsetzt. Im ersten Teil des Abends las sie aus ihrem autobiografischen Buch „Erinnerungen“ und erzählte dabei von ihrer Deportation in das KZ Auschwitz im April 1943 und ihrem Leben im KZ als Mitglied des legendären Mädchenorchesters. Im November kam sie in das KZ Ravensbrück und wurde dort zur Zwangsarbeit für die Firma Siemens eingeteilt. Am 3. Mai 1945 erlebte sie nach ihrer geglückten Flucht aus den Todesmärschen der KZ-Häftlinge ihre Befreiung durch die US-Armee.

Im Juni 2009 meldete sich die Kölner Hip-Hop-Band Microphone Mafia bei Esther Bejarano. Microphone Mafia zählt zur ersten Generation deutscher Hip-Hop-Musiker und entstand in den 1990er Jahren als vor allem politische Hip-Hop-Band. Antifaschistisch engagiert und dem DGB nahestehend, suchten sie Zugänge den Schülern von heute die Grauen der Nazizeit näher zu bringen. Außerdem wollten sie dem Projekt Schulhof der rechtsextremen Freien Kameradschaften etwas entgegensetzen. So fragten sie bei Bejarano an und nach den ersten gemeinsamen Proben sagte sie zu. So wurde 2012 das gemeinsame Album Per La Vita (Für das Leben) veröffentlicht, an dem sich auch ihre Kinder Edna und Jorem Bejarano beteiligten. Innerhalb der vergangenen drei Jahren spielte die Band mehr als 240 Konzerte. 2017 fand eine Kubareise statt die mit einem Bildband dokumentiert wurde.

Im zweiten Teil des Abends sang Esther Bejarano zusammen mit der Band Microphone Mafia Lieder gegen den Rassenhass, den Krieg und die menschenverachtenden Nazigedanken. Die Künstlerin machte dabei auch darauf aufmerksam, dass gerade in der aktuellen Zeit die rechtsradikalen und menschenverachtenden Übergriffe auf Minderheiten nicht nur in Deutschland zunehmen und man daher nicht mehr dazu schweigen darf. Das Schweigen hat diese Übergriffe und die Gräueltaten der NSU erst ermöglicht.

Esther Bejarano spricht in ihren Liedern und Texten eine klare Sprache. Sie bezeichnet Verbrecher als Verbrecher, Rassisten als Rassisten und Nazis als Nazis. Für Esther Bejarano und ihre Musiker ist die AfD eine rassistische Partei weil kein Mensch freiwillig und ohne Not aus seiner Heimat flieht und die AfD bei ihrer Geschichtsauffassung sehr oft eine Täter-Opfer-Umkehrung durchführt welche die Wahrheit verschleiert.

Klaus Seeger ist es in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Gunzenhausen gelungen mit Esther Bejarano eine Künstlerin und Zeitzeugin zu präsentieren die die Menschen in ihrer Seele anspricht und berührt. Dabei bleibt sie aber nie in der Vergangenheit hängen sondern hat immer ihren Blick auf die aktuelle Situation und die Zukunft gerichtet.

(KH)

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