Eine gelungene Symbiose aus Theaterspiel und Naturgenuss

Muhr am See – Die Altmühlseefestspiele zogen am vergangenen Wochenende mit der Premiere des Zweipersonenstücks „Paradiso“ von Lida Winiewicz in der Inszenierung von Harald Molocher für zwei Tage auf die extra gebaute Theaterbühne am Altmühlsee. Das Stück wurde auf einer Bühne direkt neben der Anlegestelle Schlungenhof aufgeführt und die Besucher hatten mit dem Altmühlsee einen romanischen Naturhintergrund für die Handlung.

Szenenbild mit Marion Nitsch als Vicky und Ellen Kießling-Kretz als Martha (von links)

Eine Bank im Park. Martha ist knapp 80 und wohlsituiert. Die ehemalige Schuldirektorin ist humanistisch gebildet, Mitglied des Vereins zur Wiedereinführung der lateinischen Messe, eloquent und daran gewöhnt, den Ton anzugeben. Eines Tages trifft sie auf die 30 Jahre jüngere Vicky. Die arbeitslose Krankenschwester ist eher schlicht, strickt für ihr Leben gern und versucht ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Sterbeversicherungen aufzubessern. Weil beide merken, dass sie voneinander profitieren könnten, nähern sie sich einander zaghaft an. Im Lauf der Zeit entwickeln die beiden eine tiefe Verbundenheit und verleben eine wunderbare Zeit miteinander, bis das Schicksal die Karten neu mischt.

Mit „Paradiso“ erwartete die Zuschauer eine dialogreiche bissige Komödie, ein Stück, das in acht unterschiedlichen Szenen direkt aus dem Leben gegriffen ist. Die beiden so unterschiedlichen Damen wurden von Marion Nitsch (Vicky) und Ellen Kießling-Kretz (Martha) sehr überzeugend und authentisch dargestellt.

Für die Altmühlseefestspiele war dieses Theaterwochenende eine neue Erweiterung ihres Programms und eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Freilichttheaterkonzeptes zu einem Theater mit und in der Natur. Die durch die natürliche Umgebung des Altmühlsees als zusätzliche Bühnenkulissen entstandenen Beleuchtungs- und Szeneneffekte können auf keiner Bühne der Welt in dieser Wirkung inszeniert werden waren sich die beiden Schauspielerinnen und Intendant Harald Molocher einig. Dies bedeutet auch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für die Festspiele. Mit dem sich durch den Sonnenuntergang ständig verändernden Gegenlichteffekt auf der Bühne wurden die Zuschauer zu einer künstlerischen Wanderung vom Schattenspiel zur absoluten Ausleuchtung der Szenen eingeladen. Zu Beginn konnte man die Gesichter und die Mimik der Schauspielerinnen nur erahnen. Dabei wurden diese visuellen Teile des Stückes mit der ständig zunehmenden Dunkelheit immer deutlicher erkennbar. Auch die tierischen Bewohner des Sees brachten sich zur Freude aller Besucher mit in das Theaterspiel ein. Im Hintergrund bewachte eine dreiköpfige Biberfamilie den Seezugang zur Bühne mit ihren Patrouillenstreifzügen im See und die Graugänse zogen passen zu einzelnen Textstücken zur großen Freude und Überraschung aller im eleganten Gruppenflug über den See.

Die spezielle Inszenierung des Stückes von Lida Winiewicz für den Altmühlsee und die damit entstandene Verbindung von Natur und Theater war nicht nur eine künstlerisch sehr gelungene und unterhaltsame Aufführung sondern erweiterte die künstlerischen Möglichkeiten der Altmühlseefestspiele um eine neue Dimension.

Weitere Bilder von der Inszenierung finden Sie auf unserer Facebookseite altmuehlfranken.online.

(KH)

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