Gastronomie fordert Öffnungsperspektive bis Ostern

Muhr am See – Von der Nordsee bis auf die Zugspitze haben deutschlandweit Hoteliers
und Gastronomen einen gedeckten Tisch bzw. ein gemachtes Bett als stillen Protest auf
einem öffentlichen Platz aufgestellt um im Vorfeld der nächsten Bund-Länder-Gespräche
am 3. März auf die verzweifelte Situation der Betriebe und die momentane
Perspektivlosigkeit aufmerksam zu machen. Mittlerweile ist die Branche seit März 2020
insgesamt sechs Monate geschlossen.

Sie machten eindringlich auf die Situation der Gastronomie aufmerksam. Von links: Hans-Dieter Niederprüm Geschäftsführer Tourismusverband Fränkisches Seenland, Ines Wieland-Heinz (Gasthaus zum Hirschen Muhr am See), Berta Jäger Kreisvorsitzende DEHOGA, Bernhard Heinz (Gasthaus zum Hirschen Muhr am See) und Dieter Rampe Bürgermeister Muhr am See

In unserer Region beteiligten sich das Gasthaus zum Hirschen aus Muhr am See mit
einem gemachten Bett am Altmühlstrand im Seezentrum Muhr am See und der
Brandenburger Hof in Weißenburg an der Protestaktion. Die Aktion wurde durch Hans-
Dieter Niederprüm vom Tourismusverband Fränkisches Seenland, der Kreisvorsitzenden
des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern Berta Jäger aus
Absberg und Bürgermeister Dieter Rampe inhaltlich unterstützt.

„Die Maßstäbe und Inzidenzwerte die für Öffnungen in anderen Branchen gelten, wie z. B.
Einzelhandel oder auch Baumärkte, müssen auch für das Gastgewerbe gelten, forderte
auch Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes
DEHOGA Bayern in einer Pressemitteilung. Einen fortgesetzten Teil-Lockdown, also
weitgehende Schließungen als „Dauerzustand“ während andere öffnen dürfen,
akzeptieren wir nicht. Wenn vergleichbare Branchen wie der Einzelhandel wieder öffnen
dürfen, muss es auch im Gastgewerbe wieder losgehen – und zwar so, dass die Betriebe
wirtschaftlich arbeiten können.“ Die Betriebe des Gastgewerbes haben während der
Öffnungen von Frühjahr bis Herbst 2020 bewiesen, dass ihre Hygienekonzepte
funktionieren – in allen Betriebsteilen, innen und außen, während der gesamten
betrieblichen Öffnungszeiten. Dies stellten Dieter Rampe, Hans-Dieter Niederprüm und die
protestierenden Gastronomen einstimmig fest.

Der „Teil-Lockdown“ ab November 2020 war daher keine Folge eines hohen
Infektionsgeschehens im Gastgewerbe sondern eine politische Entscheidung:
Gastronomie, Hotellerie, Kultur und Sport wurden geschlossen um Kontaktzahlen zu
senken und anderen Branchen Öffnungen zu ermöglichen. Eine Fortsetzung der Politik
nach dem Motto „Ihr bleibt zu, damit andere öffnen können“ ist für die Unternehmer und
Beschäftigten im Gastgewerbe inakzeptabel! Das Gastgewerbe darf bei der Entwicklung
von Öffnungsperspektiven nicht nachrangig behandelt werden. Die Menschen, die im
Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten und von ihrer Arbeit leben müssen, verdienen den
gleichen Respekt und die gleiche Wertschätzung wie die Menschen in anderen Branchen
forderte Angela Inselkammer für die bayerischen Gastronomen.

Mit den bayernweiten Aktionen wird die Situation der Gastronomen besser publik gemacht
und eine größere Aufmerksamkeit in der Politik und bei den Entscheidern erzielt als durch
spektakuläre Großdemos ist sich Berta Jäger von DEHOGA sicher. Zumal diese Demos
oft durch andere politisch missbraucht werden für rechtsradikale und populistische Ziele
die nicht das Anliegen der Gastronomie im Blick haben bedauerte Bürgermeister Dieter
Rampe. Es geht dabei auch sehr stark um die zahlreichen Mitarbeiter in der Gastronomie
versicherte Berta Jäger. Die Gastronomen wollen nicht zu „Sozialschmarotzern“ mutieren
sondern wieder schnell ihr eigenes Geld verdienen.

Für die etablierten Gastronomen ist die Situation noch zu bewältigen wenn die Banken
dabei verlässlich mitspielen, berichtete Berta Jäger. Im Sommer wird sich dann zeigen
welche Betriebe den Lock-down überstanden haben und welche dauerhaft ihr Geschäft
geschlossen lassen. Gerade bei dem derzeitigen Wetter wollen die Gäste wieder zurück in
die Biergärten und bei einer Öffnung der gastronomischen Außenbereiche würde sich die
Besuchssituation auch entzerren, ist sich Hans-Dieter Niederprüm sicher. Der
Tourismusverband Fränkisches Seenland musste für diese Saison auch einen Rückgang
bei den Gästebetten verzeichnen. Viele kleinere Betriebe haben durch Corona und den
Lock-down ganz aufgehört oder ihre Fremdenzimmer auf Dauer vermietet und stehen
dadurch dem Tourismus nicht mehr zur Verfügung.

In der Gastronomie ist eine kurzfristige Öffnung nicht möglich sondern es muss mit einer
Vorlaufzeit von bis zu 14 Tagen gerechnet werden gab Hans-Dieter Niederprüm zu
bedenken. Dieser Vorlauf ist notwendig um die erforderlichen Lieferketten wieder hoch
zufahren und die notwendigen Lebensmittel in den Küchen vorrätig zu haben. Die
Gastronomen benötigen daher eine mittelfristige Öffnungsstrategie und möglichst schnell
die notwendigen Informationen durch die Politik über die geforderten Schutzmaßnahmen
und den Zeitplan für eine geplante Öffnung, stellten die anwesenden Gastronomen
zusammen mit dem Tourismusfachmann Hans-Dieter Niederprüm fest. Eine besondere
Hoffnung setzten die Gastronomen dabei auf den neuen Bayerischen Gesundheitsminister
Klaus Holetschek, der als Vorsitzender des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch
Schwaben bereits große Erfahrungen im Tourismusbereich im ländlichen Raum
gesammelt hat und dadurch für die Branche viel Verständnis aufbringen wird, hofft Berta
Jäger.

(KH)

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