Gedanken zum Jahreswechsel von Christa Naaß

„So freudig und gern wir alle in der Gegenwart stehen sollen, um darin das unsere zu tun, so wichtig ist es auch, immer wieder zurückzuschauen, die Gegenwart an der Vergangenheit zu prüfen und sich an dem, was gut daran war, neu zu orientieren. Nicht, um in der Vergangenheit zu beharren, sondern immer wieder, um erneut für die Zukunft bereit zu sein.“  Marie Juchacz

Christa Naaß stellvertretende Bezirkstagspräsidentin

Liebe Leserinnen und Leser,

Marie Juchacz, die Gründerin der Arbeiterwohlfahrt war die erste Frau, die nach Einführung des Frauenwahlrechts in einem Parlament sprach. Auch ein Grund, weswegen das Jahr 2018 ein wichtiges Erinnerungsjahr war. Wir erinnerten uns an den 8./9. November 1918, als der unabhängige Sozialdemokrat Kurt Eisner den Freistaat Bayern und Philipp Scheidemann die Republik ausgerufen hatten: Das Ende einer jahrhundertealten monarchischen Ordnung, der Beginn einer demokratischen Zukunft für Deutschland – das allgemeine und gleiche Wahlrecht – zum ersten Mal auch für Frauen! Auch Grundsteine des modernen Sozialstaats legte diese Revolution: Achtstundentag, Tarifpartnerschaft, Mitbestimmung.

Wir erinnerten uns aber auch an den 09. November 1938. Vor 80 Jahren brannten in Deutschland die Synagogen, jüdische Geschäfte wurden geplündert und zerstört, Hunderte Frauen und Männer von Nationalsozialisten getötet. Diese Pogrome waren ein Vorbote der systematischen Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden.

Es geht jedoch nicht nur um das Erinnern. Nach dem Ergebnis der Landtags- und Bezirkstagswahl, müssen wir auch durch unser Handeln beweisen, dass wir wirklich aus der Geschichte gelernt haben. Sind wir wirklich wachsamer geworden? Wir dürfen nicht zulassen, dass einige wieder von sich behaupten, allein für das „wahre Volk“ zu sprechen und andere dabei ausgrenzen, zu Sündenböcken erklären, antisemitische Hetze wieder hoffähig wird. Antisemitismus darf keinen Raum in unserer Gesellschaft erhalten, die den Schutz der Menschenwürde an die erste Stelle setzt!

Wir müssen dafür sorgen, und das ist auch und gerade Aufgabe von Politik, dass unsere Gesellschaft mit sich im Gespräch bleibt. Denn wir erleben ein wachsendes Unbehagen an der Parteiendemokratie. Dabei ist es so wichtig, dass möglichst viele Menschen den Wert der parlamentarischen Demokratie nicht nur spüren, sondern sich in und für diese Demokratie engagieren. Ich erinnere an Willy Brandts Aufruf aus dem Jahr 1968 „Mehr Demokratie wagen“.

Und – gerade angesichts des Erstarkens nationalistischer Bewegungen – müssen wir für den Zusammenhalt in Europa kämpfen. Die Europäische Union ist der Garant für den Frieden in Europa. Deshalb sind mir die Partnerschaften, die der Bezirk Mittelfranken mit der Region Nouvelle Aquitaine in Frankreich und der Woiwodschaft Pommern in Polen unterhält so wichtig, genauso wie die Kontakte nach Südmähren in Tschechien. Diese Partnerschaften dienen dem Frieden, der Völkerverständigung und sind wichtige Brückenbauer auch unter veränderten politischen Rahmenbedingungen. Vor allem der Schüler- und Jugendaustausch des Bezirksjugendrings und dessen wichtige Bildungsarbeit rund um das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände sowie die Arbeit der „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“ muss besonders unterstützt werden.

Im Spiel der Weltmächte brauchen wir ein starken, einiges Europa, das sich zu einem sozialen Europa weiterentwickeln muss, mit einem europäischen Mindestlohn und einer europäischen Sozialversicherung. Aber auch in Mittelfranken müssen wir dafür sorgen, dass Menschen gut und gleichberechtigt miteinander leben können.

„Politik muss das Leben der Menschen besser machen.“ Ein weiteres Zitat von Willy Brandt. Gerade durch die Aufgabenstellungen des Bezirks für Menschen mit Behinderungen und Hilfen zur Pflege kann ganz direkt Einfluss auf die Gestaltung der Teilhabe von Menschen in allen Lebensbereichen genommen werden. Auf Grund von SPD-Initiativen ist Vieles gelungen: Die Schaffung der Stelle eines Inklusionsbeauftragten, die Auslobung eines Inklusionspreises und die Einsetzung eines Behindertenrates, den es bisher nur in Mittelfranken gibt. Dieses Gremium, das aus Vertreterinnen und Vertretern aller Landkreise und kreisfreien Städte besteht, hat sich vor wenigen Woche konstituiert.

Auch der weitere Ausbau von Pflegestützpunkten und dezentralen Angeboten im Bereich der psychiatrischen Versorgung, wie z.B. die Tagesklinik in Roth oder die psychosomatische Klinik In Treuchtlingen sind mir ein großes Anliegen.

Durch die Aufgabenstellungen des Bezirks im Bereich Kultur, Natur und Umwelt konnte Positives auch für unsere Region angestoßen werden, z.B. durch die Unterstützung des Bürgermeister-Müller-Museums in Solnhofen, des Limeseums in Ruffenhofen, durch die Weiterentwicklung unseres Bildungszentrums Triesdorf, die finanzielle Unterstützung der Seenzweckverbände, den Bau eines Übungshauses für die Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl u.v.m.

All dies trägt zur Weiterentwicklung unserer Region und zum Zusammenhalt der Menschen bei. Besonders danken möchte ich all denen, die dazu auf unterschiedliche Weise beitragen – beruflich oder im Ehrenamt. Sie denken nicht nur an sich selbst, sondern für die Gemeinschaft!

Für die bevorstehenden Weihnachtstage wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen Ruhe und Besinnlichkeit, Zeit zum Kraft schöpfen und für 2019 Glück, Gesundheit und Zuversicht!

Ihre

Christa Naaß, MdL a.D.
Bezirksrätin und
Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten

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