Pappenheim – Ländliche Räume stehen vor Herausforderungen. In Deutschland sind es Fragen der Mobilität, des demografischen Wandels, der Nahversorgung und der medizinischen Versorgung. In Ländern des Globalen Südens ist die Lage ungleich dramatischer, häufig mangelt es an der Grundversorgung, also an sauberem Wasser, Strom oder Nahrungsmitteln – mit gravierenden Folgen für das persönliche Wohlbefinden, Gesundheit, Bildung und die wirtschaftliche Entwicklung der Menschen vor Ort.

(Foto: STUBE-Bayern)
Wer ursprünglich aus Afrika, Lateinamerika, Osteuropa oder Asien stammt und inzwischen an einer deutschen Universität oder Hochschule studiert, erhält mit dem Bildungsprojekt „STUBE“ eine wertvolle Möglichkeit, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Seit über 25 Jahren bietet STUBE internationalen Studierenden Raum für entwicklungspolitische Bildung und nachhaltiges Engagement. Träger von STUBE sind Mission EineWelt und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern, gefördert wird es zusätzlich von dem Spendenwerk Brot für die Welt.
Damit verbunden ist das Ziel, dass ausländische Studierende über das Studium hinaus befähigt werden, sich für die Entwicklung ihres Landes einzusetzen. Vor diesem Hintergrund fand ein Wochenendseminar im Evangelischen Bildungszentrum Pappenheim statt, bei dem sich knapp 30 Studierende aus 14 Ländern mit dem Thema „Leben und demokratische Teilhabe im ländlichen Deutschland und weltweit“ beschäftigten. Gefördert durch die Evangelische Jugend in Deutschland (aej) im Auftrag des BMZ, fand das Seminar in Kooperation mit der auf dem Hesselberg angesiedelten Evangelischen Fachstelle für Ländliche Räume statt.
Den Auftakt machte Peter Schlee von der Fachstelle für Ländliche Räume, der einen Überblick über die Entwicklungen, Potenziale und Herausforderungen ländlicher Regionen in Deutschland gab. Die Frage, wie Demokratie und Teilhabe in ländlichen Räumen gestaltet werden kann, zog sich wie ein roter Faden durch das Seminar. Dabei erwies sich der Ort Pappenheim als idealer Ausgangspunkt, um die gelebte Praxis erfahrbar zu machen: Die 3. Bürgermeisterin Christa Seuberth berichtete, wie Entscheidungen zu ländlicher Entwicklung oder zu Bauvorhaben in der Kommunalpolitik diskutiert und beschlossen werden. Am Beispiel des „K14 Haus der Bürger“ konnte vermittelt werden, wie ehrenamtliches Engagement in Vereinen zur Attraktivität ländlicher Räume beitragen kann.
In einem Workshop mit Pascal Hanisch von Profil Zeigen e.V. wurden die Entwicklung demokratischer Strukturen sowie die Voraussetzungen und Herausforderungen, die mit deren Entstehung und Erhalt verbunden sind, diskutiert. Globale Perspektiven auf ländliche Räume rundeten das Seminar ab. Angeleitet von der Pappenheimer Kreisrätin Anette Pappler teilten Studierende ihre Erfahrungen zu ländlichen Regionen im Globalen Süden, in denen Ungleichheiten oder die Folgen des Klimawandels oft sehr deutlich spürbar sind. Gleichzeitig entstünden, so die Studierenden, dort kreative Formen der Gemeinschaft und des Miteinanders, die Mitbestimmung ermöglichen – Ansätze, von denen auch der Globale Norden viel lernen kann.
Das STUBE-Seminar in Pappenheim verdeutlichte: Ländliche Räume sind keine Randzonen der Demokratie – weder in Deutschland noch weltweit, sondern lebendige Zentren zivilgesellschaftlicher Kraft, sozialer Innovation und gemeinsamer Verantwortung. Für die internationalen Studierenden war das Seminar weit mehr als reine Wissensvermittlung – es war eine Inspiration, sich in ihren Heimatländern und darüber hinaus für gerechtere Gesellschaften einzusetzen.
Quelle: Evang. Bildungszentrum Hesselberg – Dr. Christine Marx
