Gunzenhausen

Ein Zuhause, das mitdenkt und selbst Energie erzeugt

Gunzenhausen – Von den 87.600 Neubauten des Jahres 2015 waren lediglich 1.960 als „Smart Home“

Frank Völkel

konzipiert. Was es mit dem intelligenten Zuhause auf sich hat und welcher Planungsaufwand dazu notwendig ist, darüber informierte der Autor Frank Völkel in der Stadt- und Schulbücherei. Zu der Vortragsveranstaltung der Reihe Medienwelten, die Bücherei und Bürgernetzverein gunnet gemeinsam planen, waren viele Interessierte, darunter auch künftige Bauherren gekommen.
Nicht ganz einfach sei es gewesen, einen Referenten zum Thema Smart Home zu finden, berichtete die Vorsitzende des Bürgernetzvereins Monika Wopperer bei der Begrüßung. Doch nun sei sie sehr zufrieden, mit Frank Völkel einen Referenten vorstellen zu können, der als Sachbuch-Autor seine Erfahrungen mit dem Bau seines eigenen intelligenten Einfamilienhauses aufgezeichnet hat.

Was ist eigentlich unter einem Smart Home zu verstehen? Frank Völkels Antwort: Ein Zuhause, das mitdenkt, das Energie erzeugt und Strom spart, das die Beleuchtung selbständig regelt, Brände verhindert, auf Sicherheit achtet und sich an die Lebensgewohnheiten seiner Bewohner anpasst. Solch ein intelligentes Haus kann nur funktionieren, wenn alle Funktionen der gesamten Haustechnik miteinander vernetzt sind – so das Credo des Referenten.

In der Praxis sieht das dann beispielsweise so aus: In jedem Raum herrscht Wunschtemperatur, das Heizkörper-Thermostat bekommt ein Signal, wenn im Raum ein Fenster gekippt ist, und fährt automatisch herunter. Außenkameras mit Bewegungserkennung errechnen Bewegungsmuster und können ein böswilliges Annähern identifizieren. Alle Stromverbrauer – außer Kühltruhe und Kühlschrank – werden abgeschaltet, sobald die Bewohner das Haus verlassen haben. Ein intelligentes Haus versorgt sich idealerweise selbst mit Energie, so hat Frank Völkel eine höchst effektive Photovoltaik Anlage, eine Solarthermie, eine Wärmepumpe und eine Lüftungsanlage eingebaut.

Wer – wie Frank Völkel selbst – einen Neubau plant, braucht für Wohnkomfort, Sicherheit und Energieerzeugung und Energieeffizienz ein ausgereiftes Netzwerk. In Altbauten können einige Verbindungen über Funk- oder WLAN erfolgen, im Neubau empfiehlt der Referent Leerrohre für eine Verkabelung zu verlegen.

In dem 2009 gebauten Privathaus der Völkels sind 3.700 Meter Kabel verlegt worden. Zu jeder Steckdose und zu jedem Schalterführt nicht nur ein Stromkabel, sondern auch ein BUS-Kabel für die Datenübertragung. Der Referent gibt allen künftigen Bauherren den Tipp, einen zentralen Technikschacht einzuplanen, in dem alle Leitungen der Haustechnik – von der Wetterstation auf dem Dach bis zur Schließanlage an der Haustür – zusammengeführt werden.

Zwischen den Endverbrauchsgeräten und der Netzspannung sind Steuerungsgeräte installiert, die eine komplette Gebäudeautomation erst ermöglichen. Unter den Zuhörern in der Bücherei gab es einige, die den KNX-Standard bereits kannten und dem Referenten zustimmen konnten, als dieser die Vorzüge dieses offenen Standards lobte, dem sich weltweit rund 370 Firmen angeschlossen haben.

Zwischen fünf und zehn Prozent mehr kostet ein Neubau mit Smart-Home-Technologie, so die Einschätzung von Frank Völkel. Er weiß, dass Bauherren oft knapp kalkulieren, dennoch plädiert er dafür, wenigsten die Leerrohre im Neubau zu verlegen, um eine Nachrüstung mit Steuerungstechnik zu erleichtern. Auf der Nutzen-Seite des Smart Home stehen nach Ansicht des Autors und Diplom-Ingenieurs mit Fachgebiet Fahrzeugtechnik die Energieeffizienz, das gute Raumklima, Bequemlichkeit und Sicherheit.

315.000 Smart-Home-Häuser gibt es nach Auskunft des Referenten bundesweit.“Viel zu wenige“, meint er, wenn man an die Vorteile denke. Für Frank Völkel gibt es mehrere Hindernisse: So sei der genossenschaftliche und private Wohnungsbau oft an der effizienten Ausstattung weniger interessiert. Zum anderen beklagte der Redner, dass sich zu wenige Architekten und auch zu wenige Handwerker auf das Konzept aufspringen. „Es müsste ein neues Berufsbild des Smart-Home-Architekten oder –planers geschaffen werden“, meint Völkel.

Büchereileiterin Carolin Bayer dankte dem Referenten für die ausführlichen Informationen. An den Beiträgen aus dem Publikum habe man gemerkt, dass einige Zuhörer das Thema schon aufgegriffen und zum Teil bereits diese Technik installiert haben. Sie wies darauf hin, dass Frank Völkel jüngst erschienenes und für Laien verständliches Sachbuch „Smart Home“ Im Bestand der Bücherei zur Ausleihe zur Verfügung stehe.

Quele und Bild: Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen

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