„Ich habe doch nichts zu verbergen!“

Gunzenhausen – Scheinbar belanglos wird beim Zweckverband Brombachsee die Kennzeichenerkennung mit Videoüberwachung an den Parkplätzen beschlossen. Leider fehlt hier das Bewusstsein, wieso und weshalb Datensparsamkeit in sämtlichen Bereichen das oberste Gebot ist. Eine solche Maßnahme ist daher grundsätzlich abzulehnen, da sie ohne Not sämtliche Besucher überwacht.

Peter Reitmaier (Piratenpartei)

Der Ruf nach mehr Sicherheit, wird oft von dem Wunsch nach mehr Überwachung begleitet. Schließlich haben die „anständigen“ Bürger nichts zu verbergen und daher auch nichts zu befürchten. Doch ist dies wirklich so? Es gibt viele gute Gründe, die dafür sprechen, nicht alles preis zugeben und vor allem nicht alles preisgeben zu müssen. Zwar hält man das meiste an hinterlassenen Informationen für harmlos, tatsächlich kann sich jede Information gegen einen selbst richten.

Der oft vorgebrachte Satz „Ich habe nichts zu verbergen“ ist schon deshalb blanker Unsinn, weil dieser Satz nur an eine Richtung des Verbergens denkt. Nichts zu  verbergen vor der Polizei oder Obrigkeit, ist zu einem gewissen Grad und bei einem funktionierenden Rechtsstaat noch nachvollziehbar. Aber keine gespeicherte Information ist vor ungewolltem Zugriff sicher. Jedes System kann gehackt und jede Information verbreitet werden. Fehler und Missbrauch durch Menschen oder Algorithmen sind auch hier jederzeit möglich.

Die Gefahr besteht aber vor allem bei der schier endlosen Menge an Daten. Auch wenn solche Maßnahmen wie vom Zweckverband beschlossen, zunächst nur lokal gedacht sind, werden sie irgendwann mit anderen vernetzt. Persönliche Daten entstehen überall, bei Behörden, im öffentlichen Raum, beim Surfen im Internet und vielem mehr. Werden diese Daten kombiniert, entsteht eine lückenlose Überwachung. 

Die schier endlose Menge der erzeugten Daten macht es nötig, auf sogenannte künstliche Intelligenzen, selbst lernende Programme, zu setzen. Hier gibt also nicht ein Mensch der Maschine die Lösung für ein Problem vor, die Maschine erkennt die Probleme selbstständig und sucht nach eigenen Lösungen. Künstliche Intelligenz gibt es schon und wird bereits in vielen Bereichen, ohne dass wir es merken, angewendet. Forscher haben zum Beispiel ein KI-System entwickelt, das sich selbst das chinesische Spiel „Go“ beibringen konnte. Was mit klassischen Programmen zuvor nicht möglich war, schaffte die künstliche Intelligenz in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Es wurden lediglich die Spielregeln beigebracht, anschließend schlug die Software jeden Großmeister.

Das Thema ist leider für die Mehrheit der Menschen schwer zugänglich und wird daher nicht als besonders wichtig erachtet. Die fortschreitende Digitalisierung, insbesondere die Verwendung der künstlichen Intelligenz, wird die Gesellschaft allerdings mindestens genauso verändern wie die Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Bekommt nun eine künstliche Intelligenz genügend Informationen und Daten, kann diese über Wahrscheinlichkeitsrechnung unglaubliches leisten. Die Maschinen werden nicht nur unser komplettes privates Umfeld berechnen können, sondern auch unsere Zukunft. Was sich unglaublich anhört, ist simple Mathematik. Davon ist jeder betroffen, jeder wäre in diesem System gefangen. Selbst Menschen, die überhaupt keine modernen Medien nutzen.

Allgemein lässt sich hier ein deutlicher Trend erkennen. Die Überwachung in der Öffentlichkeit soll massiv ausgebaut werden, durch Kennzeichenerfassung für Autobahnmaut und Kontrolle eventueller Dieselfahrverbote, Gesichtserkennung an Flughäfen und anderen öffentlichen Plätzen. Passen wir nicht auf, landen wir so in einer totalen Überwachung. Daher gilt es eine strikte Datensparsamkeit einzuhalten, insbesondere von Daten, die einer Person zuzuordnen sind. Dies ist für den einzelnen, unbedarften Bürger nicht zu bewältigen. Es braucht daher mutige und sachverständige Politiker, die ihre Expertise in diesem Bereich einbringen. Maßnahmen, wie vom Zweckverband Brombachsee vorgesehen, sind abzulehnen.

Quelle und Bild: Peter Reithmeier – Piratenpartei

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