Kirchweihgesellschaft besucht Brauerei in Spalt

Spalt (fr) – Udo Weingart, der Bürgermeister von Spalt, hat etwas einmaliges, was den allermeisten seiner Kollegen für immer versagt bleiben wird: ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal. Er fungiert als Rathauschef zugleich als Chef der Stadtbrauerei, einem wirtschaftlich selbständigem Unternehmen. Die Stadtbrauerei Spalt, die seit 1879 besteht, ist nämlich die letzte Kommunalbrauerei in Deutschland.

Mit dem Spalter Bier als einem Produkt aus der Region identifizieren sich viele Konsumenten. Bei der Führung in der Brauerei verfestigte sich die „Bierbruderschaft“ der Gunzenhäuser mit den Nachbarn. Foto: FR-Presse

2017 floss der hopfige Gerstensaft der Spalter erstmals im Festzelt auf der Gunzenhäuser Kirchweih auf dem Bierhahn. Die ohnehin schon guten Kontakte unter den Nachbarn mussten logischerweise sich angesichts der „Bierbruderschaft“ noch vertiefen. So war jetzt die „Gesellschaft zur Hebung der Gunzenhäuser Kirchweih“ von Udo Weingart nach Spalt eingeladen, um die Brauerei zu besichtigen und bei einem Abendessen im Gasthaus „Bayerischer Hof“ von der Familie Scheuerlein vorzüglich bewirtet zu werden.

Thomas Boxberger, der Betriebsratsvorsitzende der Brauerei, ist seit 28 Jahren im Unternehmen und kennt es aus dem Effeff. Davon konnten sich die Gäste aus Gunzenhausen überzeugen, denn der Brauereirepräsentant ließ unschwer erkennen: Die Brauerei und er sind eins! So war es nicht verwunderlich, dass seine Begeisterungsfähigkeit schnell auf die Besucher überschwappte. Spalter Bier – damit identifizieren sich nicht nur die 35 Mitarbeiter (darunter sieben Brauer), sondern auch die Spalter und mit ihnen viele, viele Freunde des hopfigen Gerstensafts in der Region. 60000 Hektoliter untergäriges und 3000 Hektoliter obergäriges Bier werden hier nach strengen Qualitätskriterien hergestellt. Dazu kommen noch Limonaden aus eigener Produktion und alkoholfreies Bier, das im Container von Spalt zur „Nordbräu“ nach Ingolstadt gelangt. Dort wird es entalkoholisiert, abgefüllt , etikettiert und findet den Weg wieder zurück an die Rezat.

Tradition ist für die Spalter Brauer gelebter Alltag. Die Stadt hat nicht von ungefähr das älteste Hopfensiegel der Welt (aus 1538). Und Qualität rangiert ganz oben, denn schließlich ist das Bier von der Rezat ein regionales Produkt, das sich sozusagen aus der Region speist. Der Spalter Aromahopfen (er wird auch an weltweit namhafte Brauereien exportiert) gehört natürlich dazu, aber auch das Wasser (es kommt vom 65-Meter-Tiefbrunnen) und das Gerstenmalz (von Mälzereien aus Erlangen und Pappenheim).

Die Investitionen der letzten Jahre galten der Zukunftsfähigkeit des Kommunalunternehmens. Allein 2,7 Millionen Euro hat der heuer in Betrieb genommene Gär- und Lagerkeller gekostet. Dort werden 9500 Hektoliter Bier gelagert, das sind an die 100000 Seidli. Udo Weingart, gelernter Betriebswirtschaftler und von amtswegen der oberste Brauer, verspricht den Kunden: „Wir wollen Hochqualität ins Glas bringen.“ Deshalb gibt es in Spalt auch keine extreme Filterung wie beispielsweise bei den „Fernsehbieren“, die lange Zeit zum Kunden unterwegs sind.

Die Betriebsstätte in Spalt Teil der Altstadt. Das soll auch so bleiben, sagt Weingart. Er will, dass sich nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen die Spalter mit ihrer Brauerei identifizieren. Und das geht am besten, wenn die Spalter sozusagen Tür an Tür mit der Brauerei leben und die malzigen Braugerüche einsaugen können, wenn sie in ihrem Städtchen unterwegs sind. 60000 Kisten von 20 Sorten des Spalter Bieres lagern im neuen Gebäudeteil. Mit 80 Prozent ist der Flaschenanteil noch immer am höchsten, nur 20 Prozent entfallen auf Fassgut. Die moderne Abfüllanlage schafft maximal 15000 Flaschen in der Stunde, in der gleichen Zeit können 70 Keg-Fässer befüllt werden.

Für die Region ist die Stadtbrauerei Spalt ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor. Und der Staat profitiert auch von ihr, denn das Unternehmen zahlt jährlich 500000 Euro an Biersteuer. Dem Spalter Bier ist es gelungen, einen hohen Identifikationsgrad unter den Kunden in ihrem Einzugsbereich zu erreichen. Sie lassen auf ihr „Spalter“ nichts kommen, ob sie nun vom leichten „Hopfenzwerg“ schwärmen oder vom schweren „Weizenbock“.

Quelle: Falk-Report – Werner Falk

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert