Kriminacht

Kommissar mit Sinn für die fränkische Gastlichkeit

Gunzenhausen – Umgeworfene Bierkrüge und blutige Fußspuren –

Carolin Bayer bedankt sich bei Tommie Goertz

Mit Original-Polizeiabsperrband um den fiktiven Tatort im „Bräustüberl zur Kanne“ empfing das Team der Stadt- und Schulbücherei die Gäste der schon Wochen vorab ausverkauften Kriminacht. Gastautor war Tommie Goerz, der mit seinen Bierkrimis nicht nur Mord und Tätersuche, sondern auch die fränkische Gastlichkeit und Wirtshauskultur thematisiert.

Zum Eintauchen in die Welt der berühmten Verbrecher und Detektive brachten Carolin Bayer und Babett Guthmann mit einigen kniffligen Fragen zum Thema Kriminalroman die Köpfe der Gäste zum Rauchen. An den Tischen wurde eifrig gerätselt und getüftelt, denn am Ende musste ein gemeinsamer Lösungszettel abgegeben werden. Das Ermittlerteam „Die fünf Supernasen“ hatte die meisten richtigen Antwort parat und wurde mit einer Kollektion fränkischer Kühlschrankmagnete belohnt.

Als vor sechs Jahren der Ars Vivendi Verlag auf der Suche nach einem Autor für einen Fußball-Krimi war, landete die Anfrage bei Tommie Goerz: „Kennst du einen, der das kann?“ Er selbst hatte in den Jahren zuvor schon mehrere Fußballkalender verlegt und war dem Verlag als Texter bekannt. Nach einigen Tagen des Nachdenkens beschloss Tommie Goerz, sich selbst in diesem Metier zu versuchen. Sein erster Krimi „Schafkopf“ schlug sofort ein und ist heute bereits in der sechsten Auflage auf dem Markt. Im Februar erscheint mit „Schlachttag“ der sechste Regionalkrimi mit dem schrulligen Kommissar Friedo Behütuns.

Sein Kommissar – mit einer Vorliebe für das Skurrile, für die „Silberblicke des Lebens“ und für eine gute fränkische Brotzeit mit dem passenden Gerstensaft – ist Tommie Goerz sehr ans Herz gewachsen. Aus dessen Sicht schildert er die Handlung in seinen Krimis und ihn begleitete das Publikum in der Bücherei durch alle bisher erschienenen Fälle. Wobei der Autor – als typischer Franke, der wie seine Hauptfigur gern ins Wirtshaus geht – viel Gewicht auf jene Szenen legte in denen am Stammtisch gesessen wird: Dort könne ein echter Franke die Gedanken laufen lassen und schauen, wo sie hinziehen, sein Seidla stemmen und keinesfalls zu viel der Worte verlieren.

Ob „Schafkopf“, „Dunkles“, „Leergut“, „Auszeit“ oder „Einkehr“ – welchen seiner Krimis Tommie Goerz auch aufschlägt, er bleibt gerne an den einschlägigen Stellen hängen, wo man in die kühle Schlucht des Kellers von Kalchreuth geführt wird oder beim „Michlwirt“ in Hetzles einer Schafkopfrunde ins Blatt schauen darf. Seine Lesung bereicherte Tommie Goerz mit weiteren Anekdoten aus der fränkischen Wirtshauslandschaft und Miniaturen, in denen er über Besonderheiten der Mentalität nachdenkt.

Mit einem kriminell-köstlich bestückten Buffet überraschte das Büchereiteam in der Pause seine Gäste. „Verschmiertes Alibi“ oder gerolltes Motiv“ waren hübsch angerichtet und luden zum zugreifen ein. Passend zum bald erscheinenden Goerz-Titel „Schlachttag“, aus dem der Autor nach der Pause las, gab es zudem viel Deftiges aus der fränkischen Wurstküche. Viele nutzten in der Pause die Gelegenheit sich am von Christa Beißer von der Firma Glaser betreuten Büchertisch umzuschauen und in der Krimi-Auswahl zu blättern.

Nach der Pause lud Babett Guthmann den Autor und einige Freiwillige unter den Gästen zum Stammtischgespräch. Ehe das Bier ausgeschenkt wurde, sollten Kathrin Rüger, Sibylle Falk, Karl-Heinz Popp und Jürgen Stark tippen, welchen Bierkrug Tommie Goerz von daheim mitgebracht hatte, nämlich einen Glaskrug aus der Brauerei Dreßl in Stappenbach.

Als dann zum ersten Mal der Trinkspruch „Du gfällscht mer!“ die Runde machte, kam die Runde auf das Thema Pseudonym zu sprechen. Im wirklichen Leben heißt Tommie Goerz nämlich Dr. Marius Kliesch. Als der erste Kriminalroman erscheinen sollte, hatte sich der Autor für eine Professur für Textkonzeption beworben und so hörte er gerne auf den Rat seiner Frau, ein Pseudonym zu wählen. Zur Freude seiner Schwiegermutter wurde dann deren Mädchenname Goerz gewählt.

Gleich beim ersten Krimi „Schafkopf“ gab es für Verlag und Autor ein Problem: Zur gleichen Zeit war plötzlich ein Allgäu-Krimi von Andreas Föhr mit dem gleichen Titel angekündigt. Der Autor berichtet, der Verlag habe dann auf „Schafskopf“ umschwenken wollen. Das ging ja gar nicht – da waren sich die Tischgenossen einig. Viel besser gefiel diesen der von Goerz ins Spiel gebrachte Titel-Vorschlag „Brunzkartler“, der dem Verlag aber nicht zusagte.

Nach der Lesung mit vielen Wirtshaus-Szenen lag die Frage nahe: Wie viel Marius Kliesch steckt in der Ermittlerfigur Friedo Behütuns? Die Antwort machte klar, wie die mittlerweile legendären Bierkrimis entstehen und warum sie so authentisch wirken: Was dem Autor durch den Kopf gehe, das gehe halt dem Friedo auch durch den Kopf.

Insgesamt 90 Minuten lang hat Tommie Goerz gelesen, beim Stammtischgespräch auch über seine Hobbies wie dem des Hüttenwirtes im Tessin geplaudert und sich auch in der Pause unter die Gäste gemischt. Als Dank überreichte ihm Büchereileiterin Carolin Bayer ein ganz besonderes Bier-Geschenk aus Gunzenhausen, eine Präsentkiste mit drei der stärksten Bier der Welt von Schorschbräu.

Das Geschenk für den Autor kam übrigens als Spende vom Oberasbacher Braumeister Georg Tscheuschner. Carolin Bayer dankte ihm, der Firma Glaser für die Kooperation und weiteren Unterstützern der Kriminacht: Norbert Metz von der Regionalsaftinitiative „Hesselberger“ und der Polizeiinspektion Gunzenhausen für das Band zur Tatort-Absperrung. Ihr Dank ging selbstverständlich auch an die vier freiwilligen Stammtisch-Teilnehmer und an das rätselfreudige Publikum, das bis spät in die Nacht mit Friedo Behütuns in Sachen Tätersuche unterwegs war.

Quelle und Bilder: Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen

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