Krisen erfolgreich meistern

Wie die Widerstandsfähigkeit bei Kindern gefördert werden kann, erfuhren rund 160 Fachkräfte aus dem pädagogischen, therapeutischen, medizinischen und hauswirtschaftlichen Bereich bei einer Tagung in Treuchtlingen. Veranstalter waren die Koordinierenden Kinderschutzstellen in der Region.

Die Referenten Prof. Dr. Fröhlich-Gildhoff, Jörg Mangold, Corinna Lippert sowie die Mitarbeiterinnen in den KoKis, Sandra Heuberger-Streb (Weißenburg-Gunzenhausen), Kirsten Weber (Eichstätt), Laura Pfaffenzeller (Roth), Heidi Regn-Neidhardt (Schwabach), Christine Spiegel, Aenne Seibold, Anett Pohl (alle Eichstätt), freuten sich über einen erfolgreichen Fachtag zum Thema Resilienz. (Bildnachweis: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen)

Menschen, die resilient sind, können Krisen besser meistern. Resilienz ist somit ein wichtiger Schutzfaktor im menschlichen Leben und kann gerade in belastenden Lebenssituationen sehr hilfreich sein. Die vier Koordinierenden Kinderschutzstellen (KoKi – Netzwerk frühe Kinderheit) aus den Landkreisen Weißenburg-Gunzenhausen (Sandra Heuberger-Streb), Eichstätt (Anett Pohl, Aenne Seibold, Christine Spiegl, Kirsten Weber), Roth (Laura Pfaffenzeller) und der Stadt Schwabach (Heidi Regn-Neidhart) rückten nun das Thema in den Mittelpunkt einer landkreisübergreifenden Veranstaltung.

 

Den Hauptvortrag hielt Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff. Der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut machte in seiner Präsentation darauf aufmerksam, dass Kinder und Eltern in der heutigen schnelllebigen Zeit zunehmend von Burnout bedroht sind. Durch eine angemessene Stressbewältigung, die schon früh gelernt werden sollte, könne man gegensteuern, so der Experte, der an der evangelischen Hochschule Freiburg lehrt.

 

„Resilienz bedeutet Widerstandskraft, Spannkraft und Elastizität. Menschen benötigen diese Eigenschaften, um den biologischen, psychologischen und psychosozialen Risiken im Leben begegnen zu können“, informierte Prof. Dr. Klaus Fröhlich Gildhoff die anwesenden Fachkräfte. Ganz wichtig dabei seien für Kinder Vertrauenspersonen, klare Grenzen, gute Vorbilder, ein gesundes Selbstwertgefühl sowie ein Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Dies alles seien Schutzfaktoren im Leben.

 

Vor allem mindestens eine gute emotionale Beziehung zu einer Bezugsperson – es müssen nicht zwangsläufig die Eltern sein – ist von unschätzbarem Wert. Dies ist schon einmal ein guter Grundstein für die Entwicklung von Widerstandsfähigkeit und um Entwicklungsaufgaben und Krisen angemessen meistern zu können.

 

Je früher die Kinder diese Resilienzorientierung und –förderung erfahren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, einer hohen Widerstandsfähigkeit, denn diese ist nicht angeboren, sie wird im Laufe der Entwicklung erworben. „In der frühen Kindertagesbetreuung spielt die Qualität der Einrichtung dabei eine entscheidende Rolle. Hierbei ist vor allem auf eine ausreichende Anzahl gut qualifizierter Fachkräfte zu achten“, resümierte der Hauptreferent Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff.

 

„Prof. Dr. Klaus Gildhoff brachte alle Aspekte zur Resilienz prägnant auf den Punkt, sodass wir als Fachkräfte sofort Verknüpfungen zum Arbeitsumfeld und zu uns selbst herstellen konnten. Es wurde einmal mehr deutlich, dass eine stabile, wertschätzende Beziehung zu einer erwachsenen Bezugsperson der wichtigste Schutzfaktor eines Kindes ist. Diese Bezugsperson kann auch außerhalb der Familie, also z. B. bei uns als Erzieherin, liegen“, so eine Kindergartenleiterin aus Treuchtlingen.

 

Nach dem Hauptvortrag vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Thema in drei Workshops unter Anleitung des Hauptreferenten Fröhlich-Gildhoff, dem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychologie Jörg Mangold und der Dipl. Sozialpädagogin Corinna Lippert.

 

Im ersten Workshop ging Prof. Dr. Fröhlich-Gildhoff der Frage nach, wie Fachkräfte trotz vielfältiger Anforderungen ihre körperliche und seelische Gesundheit erhalten können. Belastungs- und Bewältigungsfaktoren sollten sich dabei im Berufsalltag die Waage halten, um eine Erschöpfungsspirale oder gar psychische Erkrankungen zu verhindern. Weiter sei es wichtig, auf eine gesunde Balance zwischen Arbeit, sozialen Kontakten und der Freizeit zu achten. Fröhlich-Gilhoff nannte Schutzfaktoren für den Arbeitsalltag, wie z. B. ein gutes Teamklima, Handlungsspielräume im Arbeitsfeld, ein wertschätzender Führungsstil, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie eine angemessene Bezahlung.

Der Achtsamkeitstrainer und Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie Jörg Mangold erläuterte hingegen was Eltern tun können, um im Erziehungsalltag gesund und handlungsfähig bleiben zu können. Er betonte, „dass sich Eltern oft selbst unter Druck setzen und an ihren eigenen hohen Ansprüchen zu scheitern drohen.“ Nach seinen Aussagen seien etwa zwölf Prozent der Eltern vom sogenannten Eltern-Burnout betroffen. Selbstmitgefühl und Achtsamkeit können dabei helfen, die elterliche Resilienz zu bewahren. Anhand einer Atemübung konnten die Anwesenden selbst die entspannende Wirkung erfahren. „Ich bekam gute Anregungen zum Schutz meiner Kräfte und ganz neue Aspekte zum Schutz vor Erschöpfung wurden mir deutlich“, sagte eine Haushaltsberaterin aus dem Landkreis Eichstätt.

Die Dipl.-Sozialpädagogin und Therapeutin Corinna Lippert nahm im dritten Workshop wiederum die Situation der Kinder vertiefend in das Blickfeld. Auf erfrischende und humorvolle Art vermittelte sie Inhalte und Tipps, wie Kinder gestärkt werden können. Sie gab hilfreiche Denkanstöße wie das eigene Verhalten reflektiert werden kann, um die Entwicklungsaufgaben und Bedürfnisse der Kinder nachvollziehen zu können. Die eigene Haltung den Kindern gegenüber, die persönliche Präsenz und das Zutrauen in die kindlichen Fähigkeiten kann dabei als Schlüssel zur Stärkung der Resilienz gesehen werden.

Neben den fachlichen Inputs diente die Tagung auch als Austausch zwischen den Fachkräften. Als Ehrengäste nahmen Landrat Gerhard Wägemann und Treuchtlingens Bürgermeister Werner Baum an der Veranstaltung teil. Beide würdigten die so wichtige Aufgabe in der Kinder- und Jugendhilfe und dankten den Fachkräften.

Die Veranstaltung fand bei Teilnehmern und Referenten durchwegs positiven Anklang: „Herr Professor Fröhlich-Gildhoff hat darauf öfters hingewiesen, dass man eine Resilienzbrille im pädagogischen Alltag aufsetzen sollte. Dies ist für mich ein sehr guter Impuls im täglichen Umgang mit meiner Arbeit mit den Kindern. Der Vortrag war für mich eine Wiederholung und Erinnerung daran, dass Resilienz grundlegend auf Beziehungen beruht“, stellte eine Kindergartenmitarbeiterin aus Weißenburg zusammenfassend fest.

Quelle und Bilder: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen

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