Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal ist das wichtigste Naturschutzprojekt der Region

Muhr am SeeDer Landkreis Ansbach und der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, der Landesbund für Vogelschutz und der Landschaftspflegeverband Mittelfranken arbeiten hier zusammen um den Charakter eines der bedeutendsten Feucht- und Nasswiesengebiete und des größten zusammenhängenden Wiesenbrütergebietes Süddeutschlands zu erhalten. Im Mittelpunkt steht unter anderem die Stabilisierung der rapide gesunkenen Wiesenbrüterbestände sowie eine Verbesserung des Wasserrückhaltes. Das Projekt wird zu großen Teilen von Bund und Land gefördert.

von links: Dr. Alban Barrón, Verena Auernhammer, Manuel Westphal, Dietmar Herold, Annette Hagius, Hans Henninger und Klaus Fackler

Die Fachbetreuerin des Bundesamtes für Naturschutz, Annette Hagius, besuchte an mehreren Tagen das Projektgebiet. Sie ist neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und des Bayerischen Landesamtes für Umwelt maßgebend zuständig für die fachliche Unterstützung, Beratung und Steuerung.

Zusammen mit dem stellvertretenden Landrat des Landkreises Ansbach Hans Henninger, dem Landrat Manuel Westphal des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, dem Projektleiter Dietmar Herold, Dr. Alban Barrón, Abteilungsleiter „Bau und Umwelt“ am Landratsamt Ansbach, Stefanie Schwarz, Leiterin Sachgebiet Technischer Umweltschutz am Landratsamt Ansbach, Klaus Fackler, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Mittelfranken und Verena Auernhammer, Projektleiterin Landesbund für Vogelschutz stellte sie heute das neue Naturschutzprojekt am Nesselbachüberleiter bei Muhr am See der Öffentlichkeit vor.

Das rund 7.000 ha große Projektgebiet von Colmberg bis Trommetsheim mit dem „Wiesmet“ als Kernzone ist eines der bedeutendsten Feucht- und Nasswiesengebiete und das größte zusammenhängende Wiesenbrütergebiet in Süddeutschland stellte Landrat Manuel Westphal fest. Er lobte dabei die vorbildliche Einbindung aller Akteure von den Landwirten über die Jäger und dem Naturschutz und die breite fachliche Aufstellung der Projektbetreuung. Für Landrat Manuel Westphal ist es ein wichtiges Projekt für die gesamte Region der beiden als Träger beteiligten Landkreise. Auch Projektleiter Dietmar Herzog freut sich, dass noch alle neun Wiesenbrüterarten im Projektgebiet vorhanden sind. Er sieht aber auch einen bedeutenden Rückgang der Bestände. Für ihn ist es ein vernetztes Ökosystem bei dem es nicht nur um den Schutz bedrohter Vogelarten geht, sondern auch externe Nutzungsmöglichkeiten damit sich der Naturschutz auch für die Landwirte rechnet.

Auch die Fachbetreuerin des Bundesamtes für Naturschutz Annette Hagius sieht die große Bedeutung des „Wiesmet“ als eine schützens- und -förderungswerte Perle der Region an. Das Projekt im Altmühltal erfüllt dabei vorbildlich das Förderkriterium der Beispielhaftigkeit stellte sie fest. Es werden dabei viele Belange und Schnittstellen zu anderen Bereichen berücksichtigt und neue Wertschöpfungsketten für die Region geschaffen. Alle Beteiligten haben zu jeder Projektphase die Möglichkeit sich selbst mit ihren Wünschen und Forderungen einzubringen betonte sie. Auch für Klaus Fackler vom Landschaftspflegeverbands ist das Projekt eine Weiterentwicklung des Naturschutzgedankens zu einem gemeinschaftlichen Handeln. Es muss dabei eine nachhaltige Stärkung der Landschaft in der Region geschaffen werden.

Beim Altmühltal handelt es sich um ein komplexes Ökosystem. Es handelt sich um eine Kulturlandschaft, die von vielen Faktoren beeinflusst wird:

Von den naturräumlichen Gegebenheiten mit regelmäßigen Überschwemmungen und nassen Böden, den Landwirten, die seit Jahrhunderten Grünlandwirtschaft betreiben und von der seit den 80er Jahren stetig zunehmenden Erholungsnutzung.

Folglich bedarf es eines Maßnahmenbündels bei dem alle Belange und alle Nutzer mit einbezogen werden.

Vorrangige Ziele des Projektes sind:

  • Erhalt und Verbesserung der Wiesenbrüter-Lebensräume durch Wasserrückhalt, Biotopgestaltung, Vermeidung von Kulissenwirkungen und extensive, kleinräumige, wiesenbrütergerechte Nutzungen.

  • Steigerung des Bruterfolgs durch Gelegeschutz und Minimierung von Störwirkungen.

  • Erhalt und Entwicklung artenreicher Grünland- und Offenlandbiotope, insbesondere der gefährdeten „Mageren Flachlandmähwiesen“, Brenndoldenwiesen, Pfeifengraswiesen, Nasswiesen, Sümpfe oder Feuchthochstauden und

  • Erhalt der Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten (Biodiversität),

  • Ausweitung der naturverträglichen Wiesennutzung und Weidewirtschaft als Basis einer nachhaltigen Sicherung der hochwertigen Bestände und zur Reduzierung von Einträgen in Gewässer und Grundwasser.

  • Initiierung neuer Wertschöpfungsketten mit dem Ziel der wirtschaftlichen Stärkung, Wertschätzung und regionalen Verankerung der extensiven, naturverträglichen Landnutzungen.

  • Verbesserung des Wasserrückhaltes, um der zunehmenden Austrocknung entgegenzuwirken und die Brutplätze für Wiesenbrüter zu sichern und zu verbessern, wobei hierbei auch die

  • Einbeziehung der Entwässerungsgräben und Seitenbäche von großer Bedeutung ist.

  • Einbindung aller Akteure und der Öffentlichkeit zum Ermitteln der positiven und negativen sozioökonomischen Wirkungen für die Landwirtschaft und Erholung und zur Ableitung umsetzbarer, konfliktarmer und passgenauer Maßnahmen.

  • Besucherlenkung über Information zur ökologischen Bedeutung des Gebietes, Aufklärung über mögliche Störwirkungen und Maßnahmen vor Ort wie z. B. Beschilderung, Themenwege oder Beobachtungsstandorte.

Das Projekt verfolgt somit einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur den Naturschutz im Blick hat, sondern auch die ökonomischen und sozialen Aspekte. Ziel ist, alle Akteure und Belange, vor allem die vor Ort tätigen Landwirte sowie Kommunen, Fachbehörden und Verbände gleichermaßen einzubinden und nachhaltige, sich selbst tragende Lösungen zu erarbeiten.

Die wichtigsten Bausteine zur Erreichung dieser Ziele ist die Erarbeitung eines Pflege- und Entwicklungsplans der alle notwendigen Maßnahmen flächenscharf erarbeitet und aufzeigt, einer sozioökonomischen Analyse, die die Betroffenheiten und Chancen für die Landwirtschaft und Erholungsnutzung untersucht und eines Konzeptes zur Entwicklung nachhaltiger naturschutzkonformer Landnutzungsformen das neue Möglichkeiten der Vermarktung und Wertschöpfung aus der extensiven Grünlandbewirtschaftung aufzeigen soll.

Das Projekt wird mit 75 % vom Bund und mit weiteren 15 % von der Bayerischen Landesregierung und dem Bayerischen Naturschutzfond gefördert. Die restlichen 10 % der Gesamtkosten von aktuell geschätzt 10 Millionen Euro teilen sich die vier Träger des Projekts mit den beiden Landkreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen, dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern.

Für alle Beteiligten stellt die Einbeziehung aller Beteiligten in die Projektmaßnahmen und die Berücksichtigung aller ihrer Bedürfnisse der Schlüssel zum Erfolg dieses wichtigen Projektes für die gesamte Region im Altmühltal. Dabei ist es auch ein Beispielmodell für andere Regionen wie das Donau-Moos, dass die Möglichkeiten eines nachhaltigen Naturschutzes aufzeigt der von allen Beteiligten auch anerkannt und mit getragen wird.

(KH)

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