Literaturcafé präsentierte tolle Neuheiten vom Büchermarkt

Gunzenhausen – Die Leipziger Buchmesse versucht mit dem Deutschen Buchpreis alljährlich vier Bücher in den Fokus des Interesses zu rücken. In der Sparte Belletristik war es diesmal Natascha Wodins Romanbiografie „Sie kam aus Mariupol“. Beim Frühjahrs-Literaturcafé in der Stadt- und Schulbücherei stellte Ulrike Fischer diese Spurensuche nach der Mutter der Autorin vor. Natascha Wodin war zehn Jahre alt, als ihre Mutter Selbstmord beging und als junge Frau hat sie alle Erinnerungen an die Mutter aus ihrem Leben verbannt und viele Schriftstücke weggeworfen.

Ulrike Fischer (Bild: ©Stadt Gunzenhausen)

Als sich die Autorin entschloss, sich nun doch ihrer Mutter anzunähern, begann eine Recherche, die in die Ukraine Stalins, in nationalsozialistische Zwangsarbeiterlager und schließlich in ein Lager für „displaced persons“ führte. Das Buch gibt Einblick in die ukrainische Geschichte nach der Russischen Revolution, aber auch in die Nachkriegsjahre und zeigt, wie damals mit Opfern des Nationalsozialismus umgesprungen wurde. „Wir sollten das wissen, ein wichtiges Buch“, befand Ulrike Fischer. 

Unter den für das Literaturcafé ausgewählten Neuerscheinungen gab es diesmal allerhand dicke Wälzer wie Paul Austers „4321“, den Babett Guthmann lobte, oder den lange erwarteten vierten Band von Carlos Ruiz Zafons Barcelona-Tetralogie „Das Labyrinth der Lichter“. Der Titel entspreche der labyrinthischen Konstruktion des Buches, meinten Christine und Wolfgang Höller. Beide sind bekennende Ruiz-Zafon-Fans, vermissten aber im vierten Band zum Friedhof der vergessenen Bücher die sonst so geliebten fantastisch-magischen Elemente.

Das Thema Cyberkriminalität greift der deutsche Thrillerautor Veit Etzold in „Dark Web“ auf. Annerose Schmitz hatte diesen umfangreichen Thriller mit etlichen Handlungsebenen genau unter die Lupe genommen und gab einen Einblick in die spannungsgeladene Konstruktion des Cyber-Thrillers. Die einzelnen Kapitel sind nur wenige Seiten lang, dann wird wieder zu einem anderen Handlungsort gesprungen oder es gibt Rückblenden. Da jedes Kapitel mit einem Spannungsmoment endet, gibt es nur eins: weiterlesen – so Annerose Schmitz.

Lob gab es von Cornelia Röhl für den Plot des Thrillers „Der Mörder und das Mädchen“ aus der Feder der neuen schwedischen Thriller-Queen Sofie Sarenbrandt. Allerdings sei die Vita der jungen, schwangeren, aber getrennt lebenden Kommissarin schon recht komplex und wenig glaubwürdig konstruiert.

Ebenfalls mit Thriller-Elementen ausgestattet ist der Bestseller von E.O. Chirovici „Das Buch der Spiegel“. Carolin Bayer machte neugierig auf diese Spurensuche nach Autor und Protagonisten eines Romanskripts, dessen Inhalt auf einen vor 20 Jahren begangenen Mord hinweist. Ein Verbrechen, das nun aufgeklärt werden soll.

Ein kleiner, österreichischer Verlag, ein wenig bekannter Autor: „Kein Kitsch, sondern ein besonders warmherziges Buch“ wäre ihr wohl entgangen, hätte nicht ein Kunde sie auf den weitläufigen Verwandten aus Wien, den Autor Georg Elterlein, hingewiesen – so berichtete Melena Renner. Der frühere Fremdenlegionär und heutige Gelegenheitsverbrecher Leonhard ist ein einsamer Wolf. Nach dem tödlichen Unfall der Eltern ist sein Neffe traumatisiert und

Leonhard findet als Einziger Zugang zu dem verstummten Kind. Er stellt sich der Verantwortung.

Ihren ersten Briefroman – heutzutage selbstverständlich ein E-Mail-Roman hat Zsuza Bánk verfasst. Kerstin Zels empfahl „Schlafen werden wir später“, in dem zwei Freundinnen auch ihre Angst beschreiben, etwa im Leben zu verpassen – die eine eher ihre berufliche Karriere, die andere trauert um den nicht zu verwirklichenden Kinderwunsch. „Der Abschied von den beiden Freundinnen fällt jedenfalls schwer“, so beschreibt Kerstin Zels ihr Lesevergnügen. Briefe spielen auch in dem Roman von Lisa Wintergate eine Rolle. Eine junge Frau findet die vom Glauben und vom Gebt geprägten Briefe einer Verstorbenen und bei der Lektüre spürt sie, wie diese ihr eigenes, verfahrenes Leben beeinflussen. Margit Roth bescheinigte dem Frauenroman „Jolas Briefe“ Unterhaltungsqualität.

Oh wie schwer ist diese Zeit der Pubertät!“ – So könnte man den Inhalt von Flurin Jeckers „Lanz“ beschreiben, den Bernd Guthmann für die Buchvorstellungsrunde ausgewählt hatte. Auch hier wird das Schreiben im Roman selbst thematisiert, denn der Protagonist verfasst während eines Schreibseminars einen Blog.

Mit einer aussichtslosen Flucht vor den Nationalsozialisten beginnt Dagmar Fohls Familienroman „Alma“, der viele historische Bezüge aufgreift. So thematisiert sie auch die Irrfahrt des Passagierschiffs St. Louis, das mit mehr als 900 deutschen Juden von Hamburg nach Kuba fahren wollte. Weder dort noch in den USA waren die Flüchtlinge willkommen, sodass der Kapitän die Rückkehr nach Europa veranlassen musste. Das Ziel Antwerpen bot für die Verfolgten keinesfalls einen sicheren Hafen. Gerade wegen der Beschreibung der Fluchtumstände sei dieses Buch zu Recht in der Diskussion, betonte Monika Wopperer, die diesen facettenreichen Roman wärmstens empfahl.

Weder gut geplant noch gemütlich: Der Reisebericht von Paul Archer „Drei Freunde, ein Taxi kein Plan … aber einmal um die ganze Welt“ sei eigentlich eine Anweisung dafür, wie man ein solches Unterfangen nicht angehen sollte, meinte Jürgen Huber. Nichts desto trotz ist eine

anekdotische Reise- und Abenteuerbeschreibung gelungen, in der die Pannen und Pleiten mit dem alten Londoner Taxi für einen Running Gag sorgen.

Die beste Werbung für das von ihr ausgewählte Buch machte Ulrike Zatschker. Sie stellte das australische Kochbuch „Backen macht glücklich“ vor und kredenzte zur Pause ein leckeres Quinoa-Körnerbrot und ein knuspriges Sauerteig-Roggenbrot.

Ein Verzeichnis mit allen 19 Titeln der 15 Bücherfreunde liegt in der Stadt- und Schulbücherei aus.

Quelle und Bild: Stadt Gunzenhausen – Pressestelle – Ingeborg Herrmann

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