Martina Bogdahn brachte bei ihrer „Mühlensommer“-Lesung das Publikum zum Mitmachen

Gunzenhausen – Die Literatur und die Kunst des Erzählens stand beim Erzählfest der Kulturmacherei Gunzenhausen im Fokus. Autorinnen und Autoren sowie buchbegeisterte Vorleserinnen und Vorleser gaben sich in den vergangenen Wochen sozusagen die Klinke in die Hand. Volle Veranstaltungsräume sind die Kulturmacherei-Verantwortlichen ja gewohnt, doch zur gemeinsamen Veranstaltung der Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen und der Buchhandlung Fischer mit Martina Boghdan und ihrem „Mühlensommer“ wäre man auch zweimal ausverkauft gewesen!

Martina Bogdahn holte für die Szene vom Wiedersehen mit dem einstigen Verehrer einen Gast auf die Bühne, der genau den richtigen fränkisch-einsilbigen Ton fand: „Gut gemacht, Hansi!
(Fotocredit: Stadt Gunzenhausen/Babett Guthmann)

Am Namen Martina Boghdan seien Ulrike und Thomas Fischer und das Büchereiteam bei der gemeinsamen Planung nicht vorbeigekommen, berichtete zur Begrüßung Büchereimitarbeiterin Babett Guthmann. Martina Boghdan, in der Nähe von Pleinfeld geboren, hat mit ihrem Debütroman „Mühlensommer“ aus dem Stand ein großes bundesweites Lesepublikum erreicht und begeistert.

Ist der „Mühlensommer“ ein Überraschungserfolg? Wer bei der Lesung dabei war und die sympathische Autorin erlebt hat, wird diese Frage mit „nein“ beantworten. Martina Boghdan erzählt in ihrer eigenen schönen Sprache und voller Wärme vom Aufwachsen ihrer Heldin Maria auf dem Land, von der Nähe zur Natur und von den kleinen und großen Sorgen eines Mädchens, das spätestens mit dem Schulabschluss aus dieser kleinen heilen Welt ausbrechen möchte. Mit viel Liebe erzählt sie von ihrer Familie, vom Mithelfen müssen einerseits, aber auch vom Aufgehobensein in einer Familie, die zusammenhält.

Das sind unterhaltsame Szenen, in denen die Leserinnen und Leser Maria durch ein von den landwirtschaftlichen Aufgaben geprägten Jahreslauf begleiten. Martina Bogdahn forderte das Publikum bei der Schilderung der Arbeit an der Hopfenzupfmaschine zum Mitmachen ein: Die Großmutter Marias, streng und mit lauter Stimme, saß da am Ein- und Ausschalter der nicht ganz ungefährlichen Förderbänder. „Obacht!“, hieß es da immer vor dem Start. Das Publikum in Gunzenhausen übernahm da gerne den Oma-Part, der ja auch jede Pause einleitete. Es gab also viele „Obachts“ und viel zu lachen!

Auf einer zweiten Erzählebene schildert die Autorin die Rückkehr Marias als Erwachsene. Die Städterin kehrt wegen eines Notfalls in der Familie zurück und wird sofort eingespannt: Schweine füttern, die mittlerweile demente Großmutter beschäftigen… Balsam für Marias Seele ist die Rückkehr in den Mühlensommer, das Leben im besänftigendem Gleichklang mit dem Mühlbach, der Blick in die Birkenkrone vom ehemaligen Kinderzimmer aus. Doch es gibt Konflikte in der Familie: Wie soll die Zukunft des Hofes aussehen?

Marias Mutter hat da schon mal eine gute Idee und arrangiert ein Treffen mit „Hansi“, dem immer noch unverheirateten Verehrer Marias. Das Publikum in der Bücherei war ganz hingerissen, als ein Mann aus dem Publikum gemeinsam mit Martina Bogdahn die Hansi-Szene mit genau dem richtigen fränkisch-zurückhaltenden Zögern vor jeder gebrummelten Antwort las!

Martina Boghdan ist ja in unserem Landkreis, in der Mäusleinsmühle aufgewachsen. Sie lebt in und arbeitet in München als Fotografin und neuerdings auch als Autorin. Immer wieder kommt sie aber zurück in die alte Heimat. Es ist schon so, dass wohl 90 Prozent Martina in der Hauptfigur Maria stecken. Im Nachwort ihres Buches hat Martina Bogdahn denn auch ein Bekenntnis zu der Mühle und dem Ort ihrer Kindheit formuliert: „Und am Ende soll hier die Mühle stehen, denn dieser Ort rührt mein Herz. Jedes Mal, wenn ich ankomme und noch mehr, wenn ich fahren muss. Denn man weiß nie so genau, wo es hingeht im Leben, aber doch immer, wo man herkommt.“

Nach der Lesung gab es für die Autorin etliche Bücher zu signieren. Und für die Gäste in der Bücherei noch eine Kostprobe vom Mühlenbrot, dem heimlichen Star im Roman.

Quelle: Stadt Gunzenhausen – Manuel Grosser

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