Nachverdichten oder Neuausweisung?

Treuchtlingen / Heidenheim – Die „Arbeitsgruppe Bauen“ gab bei der Stadtratsklausur Vorlagen für die
Bauentwicklung der Stadt.

„Nachverdichtung vor Neuerschließung“ – dies war eine der Hauptaussagen der Arbeitsgruppe „Bauen“ im Rahmen der Stadtratsklausur am 10. Oktober in Heidenheim. Mit fünf Teilnehmern war die Arbeitsgruppe „Bauen“ von den drei Themen-Arbeitsgruppen der Stadtratsklausur (Verkehr, Tourismus und Bauen) die kleinste – umso engagierter wurde über Themen wie „Flächenverbrauch“, „nachhaltiges Bauen“, „städtisches Gebäudemanagement“ und „Gewerbegebiete“ diskutiert. Die Arbeitsgruppe wurde fachkundig verstärkt durch zwei Mitarbeiter des städtischen Bauamtes.

Nachverdichtung in der Kernstadt und in den Dörfern hat nach Ansicht der Arbeitsgruppe im Zusammenhang mit dem Thema Flächenverbrauch hohe Priorität. Sowohl in der Stadt als auch in den Ortskernen sollen bevorzugt leerstehende Bauplätze gefüllt werden, bevor mit der Erschließung neuer Baugebiete begonnen wird. Auch wurde gefordert, dass leerstehende Gebäude vorrangig zu nutzen sind, bevor neue Häuser entstehen.

Den Arbeitsgruppenmitgliedern war dabei bewusst, dass eine Nachverdichtung in der praktischen Umsetzung schwierig ist, da der Erwerb von Bauplätzen oder Gebäuden in Treuchtlingen und den Dörfern häufig problematisch ist: Beispielsweise wollen viele Grundbesitzer Grundstücke für ihre Kinder/Enkelkinder bereit halten; zudem möchte in der derzeitigen Situation fast niemand Grundstücke verkaufen. Eine Abfrage zur Verkaufsbereitschaft wurde bereits 2017 durchgeführt.

Die Bürger wollten auch eher neu bauen, statt sanieren, so die einhellige Meinung der Arbeitsgruppe. Hier müsste die Stadt Anreize schaffen, beispielsweise in Form von Zuschüssen für den Abbruch oder Kostenübernahme für Beratungsleistungen durch Architekten usw.. Konkret wurde als Aufgabe für die Stadtverwaltung vorgeschlagen, ein Kataster mit Baulücken und Leerständen zu erstellen und mit den jeweiligen Eigentümern hinsichtlich Verkaufsbereitschaft ins Gespräch zu kommen. Hierbei könnten auch Stadträte und Ortssprecher mitwirken.

Wenn neue Baugebiete erschlossen werden müssen, sollte statt vieler kleiner Baugebiete aus Wirtschaftlichkeitsgründen eher auf größere Baugebiete gesetzt werden. Die Ausweisung neuer Gewerbegebiete wurde von der Arbeitsgruppe als weniger dringlich angesehen. Dies steht allerdings im interessanten Kontrast zu den Ergebnissen der aktuellen Umfrage zur Standort- und Tourismusentwicklung in Treuchtlingen: Hier wünschen sich viele der Befragten in den nächsten Jahren die Ansiedlung von Gewerbe bzw. eine Ausweisung von Gewerbegebieten, um zusätzliche Steuereinnahmen zu generieren und Arbeitsplätze zu schaffen.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Diskussion um bezahlbaren Wohnraum bzw. um sozialen Wohnungsbau; dass hier Bedarf besteht, ist ebenfalls aus den Ergebnissen der oben erwähnten Umfrage abzuleiten. Die Stadt sollte dementsprechend den Bau von Mehrfamilienhäuser ermöglichen, die zwar nicht in die Kategorie „sozialer Wohnungsbau“ fallen, in denen Wohnungen aber trotzdem
bezahlbar sind.

Es wurde angeregt, über die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugenossenschaft nachzudenken, welche – eventuell in Zusammenarbeit mit privaten Investoren – notwendigen Wohnraum in relativ kurzer Zeit bereitstellen könnte. Für den sozialen Wohnungsbau geeignete Flächen sollen von der Stadtverwaltung zeitnah ermittelt werden; wichtig ist es nach Ansicht der Arbeitsgruppenteilnehmer vor allem, Alternativen zur Fläche an der Gstadter Straße zu finden, damit ein solches Projekt konkret und zügig in Angriff genommen werden kann.

Für neue Baugebiete wünschte man sich nicht nur eine Bebauung mit klassischen Einfamilienhäusern, sondern auch Doppel-, Reihen- oder Mehrfamilienhäuser, wobei die Erarbeitung jeweils passender Konzepte für einzelne Quartiere für notwendig erachtet wurde. Bei der Aufstellung von Bebauungsplänen für Neubaugebiete müsse die Nachhaltigkeit zwingend berücksichtigt werden. Beispielsweise sollen Zisternen gefordert (und im besten Fall gefördert) werden; Versorgung mit regenerativen Energien, beispielsweise Nahwärme oder Sonnenenergie, soll zur „Grundausstattung“
gehören. Aber nicht nur für neue Gebäude, auch für die „Nachrüstung“ im Bestand sollen Anreize geschaffen werden. Steingärten wurden im Hinblick auf Biodiversität von allen Teilnehmern abgelehnt.

Die Arbeitsgruppe regte weiter an, zur Steuerung des Zuzugs über eine Richtlinie zur Bauplatzvergabe nachzudenken. Eine gerechte Verteilung der knappen Bauplätze zwischen Einheimischen und Auswärtigen („Einheimischen-Modell“), zwischen Familien mit und ohne Kinder soll so ermöglicht werden.

Die Vorschläge und Ideen aus der Arbeitsgruppe sollen nun in einem gemeinsamen Prozess von Stadtverwaltung und Stadtratsmitgliedern auf Plausibilität geprüft, priorisiert und in Projekte gegliedert werden, um in den laufenden

Stadtentwicklungsprozess aufgenommen zu werden. Hier gilt es auch, die Bedarfe für Wohn-, Gewerbe- und Wirtschaftsflächen für eine mittelfristige Planung festzulegen. Dabei wird der Bedarf sicher nicht nur aus Treuchtlinger Sicht bestimmt, sondern auch von überörtlichen Entscheidungen beeinflusst, zum Beispiel der Entwicklung im Bereich der für Treuchtlingen so wichtigen Deutschen Bahn.

Quelle: Stadt Treuchtlingen – Marina Stoll

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