Projekt „Bloßgestellt im Netz – Datensicherheit auf Tablets und Smartphones“

Gunzenhausen – Aktuelle Zahlen der JIM-Studie 2017 belegen es deutlich: Der Siegeszug des Smartphones hat mit einem Anteil von 97 % bei allen Jugendlichen einen neuen Höchststand erreicht, nahezu jeder 12- bis 19-Jährige besitzt demzufolge ein mobiles Gerät. Doch sind sich die jungen Menschen bewusst, welche Risiken und auch Gefahren die schier zwanglose Nutzung des Smartphones mit all seinen Funktionen mit sich bringen kann? Welche Daten speichern Konzerne wie Google, Facebook und Amazon von den Nutzern? Was geschieht eigentlich mit diesen Daten? Wie sicher sind Dienste wie WhatsApp, Snapchat und Instagram? Wie kann man reagieren, wenn man Opfer von Cyber-Mobbing wird? Das Projekt „Bloßgestellt im Netz – Datensicherheit auf Tablets und Smartphones“ der Jugendsozialarbeiter Veronika Schmalz, Carola Schmidt (Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen) und Thomas Pfaffinger (Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen) setzte sich mit ebendiesen Fragen auseinander.

Projektteilnehmer (Foto: Thomas Pfaffinger)

Bei der Durchführung an der Altmühlfranken-Schule in Weißenburg und Gunzenhausen sowie an der Stephani-Mittelschule Gunzenhausen luden sich die Sozialpädagogen als Experten den Medienpädagogen Stefan Schaller ein, der im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen Ansprechpartner für die Medienerziehung ist.

In den Büros der Jugendsozialarbeiter sitzen sie nahezu täglich: Verzweifelte Jungen und Mädchen, die in sozialen Netzwerken beleidigt oder bloßgestellt werden. Manche leiden darunter, Fotos von sich gepostet zu haben, die ihnen nun endlos peinlich sind. Andere wiederum haben mit Kosten zu kämpfen, die ihnen durch Apps oder angebliche Gewinnspiele entstanden sind. „Wir müssen mit unseren Kindern über all diese Phänomene ins Gespräch kommen, ihnen frühzeitig Wissen an die Hand geben, damit sie mit dem Internet und all seinen möglichen Auswirkungen zurecht zu kommen“, betont Sozialpädagogin Veronika Schmalz. Das Projekt „Bloßgestellt im Netz“ wurde deshalb konzipiert und in den achten Klassen der beiden Schularten durchgeführt.

In einem ersten Schritt musste ein jeder der Schüler sein Smartphone abgeben und erhielt schließlich ein anderes Gerät zurück. Es galt zu erraten, wem dieses gehört. Vorab wurde jedoch versucht, ob das Smartphone durch ein Passwort gesichert oder allein schon durch sichtbare Fotos der Eigentümer herauszufinden war. „Für viele war es ein seltsames und beunruhigendes Gefühl, das eigene Smartphone in den Händen eines anderen zu wissen“, schildert Thomas Pfaffinger. „Ein jeder von uns hat darauf viele sensible Daten gespeichert, diese möchten wir nicht in fremden Händen wissen.“

Hieran ansetzend referierte Medienpädagoge Stefan Schaller und nahm die Schüler zu Beginn mit auf eine Reise um die Welt: Er führte den Jungen und Mädchen erstmals nachdrücklich vor Augen, was eigentlich genau geschieht, wenn wir etwas „googeln“. In Echtzeit zeigte er den Schülern, welchen Weg eine entsprechende Suchabfrage im Netz oder auch eine Nachricht über WhatsApp zurücklegt. Die Daten landen schließlich auf Servern in Amerika, werden dort gespeichert, nach Nutzerverhalten ausgewertet und gehen schließlich an den Empfänger. Über die Handynummer bzw. Nutzerkonten kann so von Usern eine definierte Datenbank angelegt, mit weiteren Informationen verknüpft und schließlich durch Algorithmen ausgewertet werden. Stefan Schaller zeigte die Auswirkungen für mögliche Bewerbungen („Viele Betriebe werfen vorab einen Blick auf eure Profilbilder bei WhatsApp, Insta oder Snap.“), machte deutlich, dass gepostete Bilder auf sozialen Plattformen immer im Netz bleiben und welche straf- sowie zivilrechtlichen Folgen Beleidigungen in WhatsApp-Gruppen mit Titeln wie „Gegen Lena, die fette alte Drecksau“ haben können. „Einige Schüler wurden bei diesen Ausführungen doch etwas blass um die Nasenspitze“, schildert Carola Schmidt ihre Beobachtungen. „Mancher durfte sogleich sein Smartphone zücken, um bestimmte Bilder zu löschen.“ Dem Medienpädagogen gelang es, durch plastische Schilderungen und konkrete Beispiele aufzurütteln und den Teenagern neben Wissen auch Handlungsalternativen beispielsweise im Fall von Cybermobbing an die Hand zu geben. Schaller war darüber hinaus vor allem folgende Botschaft wichtig: „Ihr dürft und sollt das Internet nutzen – schaltet dabei aber euer Gehirn an! Denkt nach, was ihr alles preisgebt und was ihr mit euren Daten anstellt!“

Die beiden Praktikanten Julian Kunze und Jan Steingärtner überprüften schließlich, welches Wissen bei den Jungen und Mädchen fest angekommen war. Hierzu hatten sie mit dem Programm „Kahoot!“ ein Quiz entworfen, das die Schüler schließlich eingeteilt in Kleingruppen auf Tablets bearbeiten konnten – eine kurzweilige Sache, die allen viel Spaß bereitete und das vorab Gehörte nochmals verankerte.

Zum Abschluss der Unterrichtseinheiten bearbeiteten die Achtklässler noch verschiedene Rollenspiele, führten diese vor und erhielten einen Auftrag: Jede Schulklasse soll ein Drehbuch rund um die Thematik entwerfen. Die eingereichten Stories treten schließlich in einen Wettbewerb, wobei es für die beiden Siegerklassen im November nach München in die Bavaria Filmstudios geht. Hier wird dann die Geschichte unter professioneller Anleitung filmisch umgesetzt.

Quelle und Bild: Diakonisches Werk – Jugendsozialarbeit – Thomas Pfaffinger

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