Gunzenhausen – Stadtrat Peter Reitmaier von Bündnis 90/Die Grünen übt deutliche Kritik am neuen Baugebiet Reutberg III in Gunzenhausen. Während Bürgermeister Karl-Heinz Fitz den Spatenstich als wichtigen Schritt für die Stadt feierte, sieht Reitmaier darin ein Symbol für verfehlte Prioritäten und soziale Schieflage. „Was hier entsteht, ist kein Baugebiet für Familien, sondern ein Luxusprojekt, das sich kaum jemand leisten kann“, so der Stadtrat.
Schon die Grundstückspreise von bis zu 300 Euro pro Quadratmeter machen deutlich, dass es sich nicht um ein Baugebiet für die breite Bevölkerung handelt. Bei rund 600 Quadratmetern Fläche kostet allein der Boden etwa 180.000 Euro. Wegen der Hanglage sind zudem in allen Fällen ein Keller und aufwendige Geländemaßnahmen nötig. Zusammen mit den Baukosten und Architekturvorgaben landet man schnell bei über eine Millionen Euro Gesamtpreis. Eine Familie, die diesen Betrag finanzieren muss, zahlt bei einer üblichen Laufzeit und den aktuellen Zinsen mehrere tausend Euro im Monat. „Das ist fern jeder Realität. Für normale Einkommen ist das völlig unerschwinglich“, betont Reitmaier.
Besonders irritierend sei, dass die Stadt dennoch von vielen Interessenten spreche. „Angesichts der aktuellen Baupreise und Zinsen darf man diese Zahl getrost anzweifeln. Viele träumen vom Eigenheim, aber kaum jemand kann es sich wirklich leisten.“
Auch inhaltlich sieht Reitmaier Widersprüche. Die Stadt preise die „Kalte Nahwärme“ als innovatives Energiekonzept – eine Technologie, für die er selbst schon vor Jahren geworben habe. Bereits 2020 habe er beantragt, bei neuen Baugebieten die Wirtschaftlichkeit solcher Systeme zu prüfen. „Damals wurde mein Antrag als unrealistisch abgetan. Heute wird genau dasselbe Konzept gefeiert, nur dass man inzwischen vergessen hat, wer es vorgeschlagen hat.“
Reitmaier fordert, dass die Stadt ihre Prioritäten neu setzt. Statt Millionen in teure Hanglagen zu stecken, sollten bestehende Flächen genutzt und vor allem die maroden städtischen Sozialwohnungen saniert werden. „Natürlich kommt ein Teil des Geldes irgendwann durch den Verkauf der Grundstücke zurück – aber eben erst, wenn sie tatsächlich verkauft sind“, erklärt Reitmaier. „Bis dahin ist das Kapital gebunden, das heißt: Es fehlt zunächst genau dort, wo es dringend gebraucht würde – bei der Schaffung und Sanierung von bezahlbarem Wohnraum.“
„Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Planung gehören zusammen“, sagt Reitmaier. „Reutberg III zeigt leider, wie man es nicht machen sollte. Statt Wohnraum für viele zu schaffen, entsteht ein Baugebiet, das sich kaum jemand leisten kann. Das ist kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt in alte Denkweisen.“
Quelle: Peter Reitmaier – Stadtrat und Ortssprecher Laubenzedel
