Seminar-Wochenende der Streitschlichter

Gunzenhausen – Die Streitschlichter der Stephani-Mittelschule und der Altmühlfranken-Schule Gunzenhausen erlebten drei unvergesslich schöne und mehr als gelungene Tage auf der Burg Wernfels. Unter Anleitung der Jugendsozialarbeiter Denise Mayer (Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen) und Thomas Pfaffinger (Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen) sowie mit tatkräftiger Unterstützung der Praktikantinnen Vinotha Selvarajah und Sofia Arutiunian setzten sich die Konfliktlotsen intensiv mit den Themen Resilienz, Zivilcourage und persönlichen Zielen auseinander. Möglich machten die Bildungsmaßnahme finanzielle Zuwendungen der Sankt Gumbertus Stiftung Ansbach und des Fördervereins der Stephani-Schule.

Foto: Sofia Arutiunian

Strahlende und rundum zufriedene Jugendliche stiegen nach Ende des Seminars aus dem Bus“, kann Thomas Pfaffinger berichten. Er zeigt sich seit inzwischen gut 13 Jahren für Ausbildung und Begleitung der Streitschlichter an der Mittelschule verantwortlich. „Wir waren selbst total happy, dass es nun mit unserem Seminar-Wochenende noch geklappt hat“, ergänzt Denise Mayer, die an der Altmühlfranken-Schule tätig ist. Corona-Regelungen hatten eine Durchführung lange unmöglich gemacht und Terminverschiebungen waren nötig. „Jetzt war es endlich möglich – und es hat sich mehr als gelohnt!“

Der erste Tag war geprägt vom Ankommen und dem sich „Wieder-Kennenlernen“. Entsprechend galt es, nach entsprechenden Spielen die Gruppenregeln zu besprechen und sich vor Ort zurecht zu finden. Zudem wurde das „Buddy-System“ eingeführt, bei dem jeder Teilnehmer eine Person zugelost bekam, zu der er während des Aufenthalts besonders freundlich und hilfsbereit sein sollte. Nach dem Mittagessen erkundeten die Teilnehmer bei einer Burg-Rallye schließlich das Gelände sowie den Ort Wernfels. Besonders viel Spaß machten die Foto-Aufgaben, bei denen verschiedene Aktionen des Burglebens dargestellt werden sollten. Abends ging es auf eine Fledermaus-Wanderung: Eine Mitarbeiterin des LBV Muhr am See erläuterte den Jugendlichen spannende Hintergründe rund um das Säugetier. Begeistert zeigten sich die Jungen und Mädchen davon, ausgerüstet mit speziellen Geräten auf Suche nach Fledermäusen zu gehen. Diese verstärken die von den Tieren ausgestoßenen Schallwellen und machen sie für das menschliche Ohr wahrnehmbar. Vor allem rund um die Burg wurden die Teenager fündig und konnten einige Tiere erst hören und dann sehen. „Ebensolche umweltpädagogischen Einheiten sind mir sehr wichtig, damit die jungen Menschen einen Bezug zur Natur- und Tierwelt bekommen“, macht Pfaffinger deutlich.

Im Fokus des nächsten Vormittags stand die Auseinandersetzung mit der Frage „Wie gehe ich damit um, wenn es einmal schief läuft im Leben?“. Die pädagogische Bearbeitung dieses Themas und die psychische Stärkung der Jugendlichen setzten Pfaffinger und Mayer ganz bewusst auf die Agenda des Seminars: „Psychisch starke Streitschlichter können für ihre Mitschüler starke Vorbilder sein.“ In vier Workshops erarbeiteten sich die Jungen und Mädchen Möglichkeiten, mit Stress umzugehen. Unter anderem packten sie sich eine Art „Notfall-Apotheke“, in der mögliche „Medikamente“ wie Schlafen, mit jemanden Reden, Spazieren gehen oder Sport im Umgang mit Gefühlen wie Trauer, Wut oder Einsamkeit ihren Platz fanden. „Die Kids zeigten sich sehr offen und aufgeschlossen auf die doch auch ernste Thematik. Es ergaben sich bei den Workshops viele wertschätzende und ehrliche Gespräche“, schildert Mayer.

Zum großen Erfolg des Seminars trug bei, dass alle Teilnehmer tagsüber ihre Smartphones abgeben mussten. Auch die Begleitpersonen nahmen sich hier nicht aus und erlebten selbst, „wie heilsam und wohltuend eine Zeit ohne ständige Erreichbarkeit und soziale Medien sein kann“. Entsprechend intensiv war der soziale Austausch und das Miteinander der gesamten Gruppe. Freie Zeit wurde dazu genutzt, Brettspiele zu machen, Tischtennis oder Fußball zu spielen oder – für viele das absolute Highlight – im zur Burg gehörenden Pool zu schwimmen. Über die drei Tage hinweg entstand hierdurch ein entspanntes und harmonisches Miteinander. „Natürlich gab es auch kleine Spannungen, aber die konnten wir gemeinsam alle gut klären“, erzählen die beiden Sozialpädagogen.

Der Nachmittag war letztlich ganz dem Thema Zivilcourage gewidmet. Anhand mehrerer Übungen erarbeiteten die Schüler, wie ein sinnvolles Opfer- und Helferverhalten aussehen kann, wie wichtig es ist, zu seiner eigenen Meinung zu stehen und welche Dynamiken ablaufen, wenn andere Menschen ausgegrenzt werden und wie man hierauf reagieren kann. Im Kopf voll mit vielen theoretischen Inhalten, konnten die Schüler bei einer kleinen „Kreativ-Werkstatt“ noch Leinwände gestalten. Die Abendstunden vertrieb sich die Gruppe mit dem Rollenspiel-Klassiker „Werwolf“. Dieses interaktive Spiel wurde zum absoluten Renner und auch hier merkte man, wie sehr alle das Miteinander genossen.

Seinen Abschluss fand das Seminar noch im Thema „Sich Ziele setzen“. Die Jungen und Mädchen machten sich Gedanken, welche persönlichen Ziele sie sich in den nächsten Wochen und Monaten setzen möchten. Dabei führte ihnen eine Übung vor Augen, welche Hemmnisse und Hindernisse auf dem Weg dorthin auftreten können und wie man diese positiv überwinden kann. Auf einem Zettel war beispielsweise zu lesen: „Weniger Zeit am Handy zu verschwenden.“ In einem waren sich bei der folgenden Feedback-Runde alle einig: Die Zeit beim Seminar selbst war ganz sicher nicht verschwendet, sondern die Tage waren zu einem unvergesslichen Gemeinschaftserlebnis geworden.

Quelle: Thomas Pfaffinger – Schulsozialarbeiter

Bilder: Sofia Arutiunian

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert