Servus Claudia und Heinz Haschke

Muhr am See – Und wieder kommt das Ende für ein bekanntes und beliebtes Traditionsgasthaus mit Metzgerei. Die Gaststätte „Zur Eisenbahn“ samt dazugehöriger Metzgerei der Familie Haschke schließt für immer. Der letzte Tag an dem Schnitzel, Schäufele und deftige Steaks serviert wurden war der 2. Weihnachtsfeiertag.

Claudia und Heinz Haschke (vorn Bildmitte) verabschiedeten scih mit ihrem Team von ihren treuen Gästen

Den Haschke kannten praktisch alle, nicht nur in Muhr. In der Region und bei Urlaubern aus ganz Deutschland hat er sich einen guten Ruf erworben und war ein Stück Muhr. Er war Wirt, Metzger, Manager und die gute Seele der Muhrer Vereine die bei ihm immer ein Zuhause und Unterstützung fanden.

40 Jahre hat er seinen körperlich fordernden Job gemeistert. Es ging an die Substanz jeden Morgen ab 6 Uhr Wurst und Fleisch zu produzieren, zu schlachten und herzurichten. Für den Mittagstisch stand er dann in der Küche um für die Gäste in der Wirtschaft zu kochen, ein kurzes Verschnaufen am Nachmittag dann ging es bis in die Nacht weiter. Heinz Haschke ist der Letzte der das Licht ausmacht – Mitternacht konnte es da schon mal werden. Das zehrt und zerrt an Körper und Geist, trotz riesiger Unterstützung seiner Frau Claudia. In der Metzgerei stand sie hinter der Theke, fragte nach den Wünschen der Kundinnen und Kunden, beriet, empfahl und steigerte so den Umsatz. „Diesen direkten Kontakt zu meinen Kunden in der Metzgerei werde ich schon vermissen“, sagte sie ein wenig traurig.

Seit 1974 war das Gasthaus im Schatten des Bahnhofs von Muhr im Besitz der Familie Haschke. Der junge Heinz wurde 1968 geboren und wuchs im Wirtshaus auf. Ein Schicksal das offensichtlich viele Gastwirtskinder teilen. Denn bei den eigenen zwei Söhnen war das nicht anders. „Wir nutzen unser eigenes privates Wohnzimmer so gut wie nicht“, sagte Claudia Haschke. Alles spielte sich im Gasthaus ab: Hausaufgaben, Abrechnungen, Bestellungen, Zeugnisse, Streit, Versöhnung.

Die beiden Söhne wollten aber nicht mehr so stark im Blickpunkt der Dorfgemeinschaft stehen. Sie gingen jedenfalls ihre eigenen Wege. Der eine als Koch, der anderes als Großhandelskaufmann. Die Zeiten als die Kinder wie selbstverständlich das Gewerbe des Vaters oder der Eltern im Handwerk übernahmen sind lange vorbei. Heinz Haschke dagegen lernte noch Metzger – wie sein Vater.

Ebenfalls längst vorbei sind die Zeiten als sich vor allem die Männer abends zu einem Bier im Dorfwirtshaus von Altenmuhr trafen. Ein paar Vereine wie der Skat-, der Fischerei oder der Wanderverein trafen sich noch regelmäßig beim Haschke – aber das war’s. Geblieben ist jedoch der Anspruch an gute, wohlschmeckende Hausmannskost in stattlichen Portionen zu vernünftigen Preisen. Aber das ist bei den steigenden Einkaufspreisen fast nicht mehr möglich, bedauerte das Gastwirtsehepaar. Ente oder Gans ein letztes Mal zu Weihnachten? Keine Chance. „Da müssten wir 30 Euro und mehr verlangen. Nicht mit uns!“, entrüstet sich Claudia Haschke. Dafür boten sie, dank guter Kontakte zu heimischen Jägern, zum Abschied nochmal Rehbraten und Cordonbleu vom Wildschwein an. Eine gute Alternative.

An den Weihnachtsfeiertagen wollten nochmals alle treuen Gäste beim „Haschke“ essen und und sich von der Familie verabschieden. Die Gaststube war an allen Tagen so gut gefüllt das man nur noch mit Anmeldungen einen Platz bekommen konnte, freute sich Heinz Haschke über den großen Zuspruch seiner treuen Gäste.

Jetzt beginnt für Muhr und die Familie Haschke eine neue Zeit

Am 26. Dezember hieß es nach dem Mittagessen Abschied nehmen. Claudia und Heinz Haschke verabschiedeten sich von einem mehr als erfüllten Berufsleben. Wie viele Veranstaltungen im Saal im ersten Stock wohl stattfanden? Wie viele Hochzeiten, Jubiläen, runde Geburtstage, Konfirmationen und, und, und.

Die Gäste, so sagt der Wirt, bedauern es total, haben aber natürlich Verständnis für die Situation. Die Gespräche in der Metzgerei mit ihren Kundinnen und Kunden werden immer länger und trauriger, sagt Claudia Haschke traurig. Zum Nachdenken über die vergangene Zeit und das neue Familienleben kommt die Familie Haschke erst wenn der letzte Gast gegangen ist und sie zur Ruhe kommen, betonte Heinz Haschke.

Auch die acht treuen Servicekräfte plus vier Küchenaushilfen seien „echt traurig“. Sabrina beispielsweise helfe seit 13 Jahren mit das der Laden brummt. Hin- und her- rennen, das Essen spätestens nach 20 Minuten an den Tisch bringen, regelmäßig vorbeischauen – das alles habe ihr wahnsinnig viel Spaß gemacht.

Doch Claudia und Heinz Haschke kehren dem Metzgerhandwerk nicht ganz den Rücken. Heinz Haschke arbeitet demnächst als angestellter Metzger mit sehr geregelten Arbeitszeiten und auch Claudia Haschke hat sofort eine Anstellung in einer Metzgerei gefunden. Künftig werden sie sich also erst abends wieder treffen, aber zu einer vernünftigen Zeit – im eigenen Wohnzimmer.

Claudia Haschke freut sich schon jetzt zum ersten Mal als ganz normaler Gast die Altenmuhrer Kirchweih zu besuchen und ein richtig normales Familienleben im neu gebauten Haus zu haben. Das Wirtshausgebäude mit Gaststätte, Küche, Saal und Metzgerei versuchen sie zu verkaufen und hoffen auf einen Interessenten der eventuell auch die Tradition der Metzgerei und des Wirtshauses für die Muhrer und die Urlauber weiter führen wird. Seit über einem Jahr versuchen sie über die IHK einen neuen Betreiber für die Wirtschaft und die Metzgerei zu finden aber es hat sich keiner gemeldet, erzählte Claudia Haschke. Es ist den Bewerbern einfach die Arbeit zu viel mit den beiden Geschäften ergänzte Heinz Haschke.

Mit der Schließung der Gaststätte und der Metzgerei verliert Muhr nicht nur einen Traditionsbetrieb, sondern auch eine örtliche Institution und Anlaufstelle für das ganze Dorf.

Claudia und Heinz Haschke bedankten sich zum Abschluss nochmals bei ihren Kunden und Gästen für die jahrelange Treue zum Betrieb und die vielen schönen gemeinsamen Stunden.

(KH)

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