SPD fordert Luftfilteranlagen in unseren Schulen

Gunzenhausen – Bereits im Oktober 2020 hat die SPD Stadtratsfraktion den Antrag gestellt, unsere Schulen im Stadtgebiet, soweit der Sachaufwandsträger auch die Stadt Gunzenhausen ist, mit mobilen Luftfiltergeräten aus zu statten. Im Ausschuss für Bauangelegenheiten, Stadtentwicklung und Umwelt wurde das Thema entsprechend behandelt. Das Ergebnis war ernüchternd. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder sprach sich gegen eine Anschaffung der Geräte aus. Manuelles Lüften war den meisten Mitgliedern, aber auch Bürgermeister Fitz völlig ausreichend, der nur die Anschaffung von CO2 Messgeräten für ausreichend hielt.

Bianca Bauer Stadträtin SPD (Pressebild_Bianca Bauer)

Letzte Woche wurden für die weiterführenden Schulen, wie Gymnasien, Berufsschulen oder Realschulen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit mehrheitlichem Beschluss des Schulausschusses insgesamt 361 Geräte bestellt. Die Kosten dafür trägt zu 50% der Landkreis, zu verbleibenden 50 % werden über Fördergelder bereit gestellt. Wie ist das unseren Schülern der Grund- und Mittelschulen in Gunzenhausen zu erklären, welche nun keine Geräte bekommen, zumal CO2-Messgeräte kein ausreichendes Indiz sind für eine saubere und sichere, virusfreie Luft? Die Diskussion über die Anschaffung der mobilen Luftreinigungsgeräte kocht hoch. Aus
unserer Sicht sprechen die Fakten für eine Anschaffung mittlerweile aber für sich.

Die respiratorische Aufnahme von Flüssigkeitströpfchen, welche beim Sprechen, Husten oder Niesen entstehen, sind hauptverantwortlich für die Aufnahme aller Virusvarianten. Zudem ist durch viele Personen in einem Raum, wie zum Beispiel Klassenzimmern mit bis zu 30 Kindern, das Infektionsrisiko stark erhöht. Für Kinder bis 12 Jahre gibt es außerdem derzeit noch keine Impfempfehlung der Stiko, also genau die Altersgruppe unserer Grund- und Mittelschulen.

Das Konzept des Kultusministeriums sieht vor, dass alle 10 Minuten für 2 Minuten gelüftet werden soll. Dies macht jedoch physikalisch nur dann Sinn, wenn zwischen der Raum- und Aussenluft ein größerer Temperaturunterschied ist oder starker Wind weht. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, dann ist Lüften von 3-5 Minuten bei Weitem nicht ausreichend und es dauert sehr lange bis ein vollständiger Luftaustausch vollzogen ist. Zu diesem Ergebnis kommt unter anderem die Universität der Bundeswehr in München vom
Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik.

Ihr Fazit: das einfache Lüften, welches bisher als wirksamste und gleichzeitig auch günstigste Maßnahme für Klassenzimmer propagiert wird, reiche nicht aus.

Das Dauerlüften kann demzufolge im kommenden Herbst und Winter auch keine wirklich Alternative sein. Die Klassenräume kühlen zudem sehr schnell aus, die Heizkosten steigen enorm, das Wohlbefinden leidet und Erkältungserkrankungen wären die Folge. Kurzes Stoßlüften reicht zudem auch nicht aus, um die Virenlast wirklich zu reduzieren.

Mobile Lüftungsgeräte reduzieren diese jedoch nachweislich. Eine sinnvolle Ergänzung zum manuellen Lüften sind deshalb hocheffiziente Luftreinigungsgeräte. Das Prinzip ist einfach: Über einen Ventilator wird Luft eingesaugt, ins Innere des Gerätes geleitet und über mehrere Filter von Schadstoffen, Viren, aber auch Pollen befreit, wieder abgegeben.

Geräte mit UV-Licht oder Ozon Behandlung werden vom RKI aufgrund sicherheitsrelevante Aspekte abgelehnt, da induzierte Reaktionen organischer Substanzen entstehen können.

Eine Studie von Atmosphärenforschern der Universität Frankfurt hat mehrere Luftreiniger in vollbesetztem Klassenzimmer eine Woche lang untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass nach 30 Minuten 90% der Aerosole aus der Luft entfernt waren. Eine Halbierung der Aerosolkonzentrationen in Abhängigkeit zur Raumgröße lässt sich innerhalb von 3 -15 Minuten erreichen und problemlos auf niedrigem Niveau halten.

Der Studienleiter der Arbeitsgruppe, Joachim Curtis weist darauf hin, dass dadurch die Ansteckungsgefahr in Klassenzimmern sehr deutlich reduziert wird und empfiehlt ausdrücklich den Einsatz von Luftreinigungsgeräten auch im Hinblick auf die bevorstehende, kalte Jahreszeit.

Durch die Geräte wird saubere Luft für Schüler und Lehrer bereit gestellt, welche die Gefahr der Ansteckung durch Corona, aber auch anderen Viren wie z.B. Influenzaviren deutlich reduziert und damit die Infektionsgefahr durch Aerosole indirekt stark verringert.

Saubere Luft wirkt sich zudem auch auf das Wohlbefinden von Allergikern und Asthmatikern aus, da auch die Pollenbelastung signifikant sinkt. Durch die Kombination mit herkömmlichem Lüften wird die Frischluftverteilung in den Klassenräumen deutlich erhöht (Quelle: Umweltbundesamt, RKI und WHO). Empfehlung: “Im Sinne des Infektionsschutzes sollten Innenräume mit einem möglichst hohen Luftaustausch und Frischluftanteil versorgt werden. Dies gilt gleichermaßen für freies Lüften […] wie beim Einsatz von raumlufttechnischen Anlagen.” (Umweltbundesamt)

Um für den Einsatz in Schulen und Kitas zugelassen zu werden, müssen die Geräte 3 Kriterien erfüllen: Zum Einen muss die Luftumwälzung und Filterung im Raum mindestens dem 6fachem Raumluftvolumen (Empfehlung Dr. Kähler, Uni der Bundeswehr München) entsprechen, weiterhin muss jedes Gerät mit HEPA-Filtern der Kategorie 14 ausgestattet sein und natürlich müssen die Gerät so geräuscharm arbeiten, dass der Schulbetrieb nicht gestört wird (Max.35-40dB)

Um dem Aspekt des Umweltschutzes nachzukommen, sollte jedoch unbedingt eine bedarf abhängige Regelung möglich sein.

Der Freistaat Bayern fördert die Beschaffung mobiler Lüftungsgeräte in Schulen und Kitas mit einem Förderprogramm mit bis zu insgesamt 190 Mio. Euro, maximal 50% und bis zu einem Höchstbetrag von 1750 Euro pro Gerät. Die Förderanträge können rückwirkend seit 01.Mai 2021 bis Ende des Jahres gestellt werden. Kreisangehörige Gemeinden müssen den Antrag bei der Kreisverwaltungsbehörde stellen.

Die Förderfähigkeit nach diesem Programm ist nicht auf Räume beschränkt, welche durch Fensteröffnung nur schlecht oder gar nicht gelüftet werden können.

Die erforderliche Grundimmunität der Bevölkerung wird in diesem Jahr mit 70-80% der Erwachsenen noch nicht erreicht werden. Durch weitere Impfungen aber auch Infektionen wird es erst in den kommenden Jahren zu einer Grundimmunität kommen.

Das RKI rechnet mit der Ausbreitung neuer Varianten mit höherer Übertragbarkeit und den damit möglicherweise verbundenen erneuten schweren Krankheitsverläufen. Dadurch könnte es zu einer neuen Verschärfung der Gesamtsituation kommen.

Für Bianca Bauer, SPD-Stadträtin ist es deshalb nicht nachvollziehbar, dass weitere Projekte weiter energisch vorangetrieben werden und unsere Grund- und Mittelschüler auf die zusätzliche Sicherheit von Luftreinigungsgeräten verzichten sollen. Viele Eltern sind durch Home Office und Home Schooling an Ihre Grenzen gekommen. Es gab Eltern, welche Ihre Kinder unterstützen konnten aber auch Kinder, die völlig auf sich gestellt waren. Home Schooling, aber vor allem auch die gemischte Variante im Wechsel mit Präsenzunterricht war aber auch für die Lehrkräfte eine enorme Anstrengung. Die Auswirkungen der (teilweisen) Schulschließungen werden in einigen Jahren deutlich zu spüren sein. Deshalb sollte es doch eigentlich oberste Priorität sein, den Präsenzunterricht an unseren Schulen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln im neuen
Schuljahr zu gewährleisten und dauerhaft zu sichern.

Leider ist der Zug jetzt fast abgefahren, da durch die langen Lieferzeiten und bereits angekündigten Lieferengpässe, nicht mehr damit gerechnet werden kann, dass rechtzeitig zum Schuljahresbeginn alle Klassenräume mit entsprechenden Geräten ausgestattet werden könnten. Auch die Aussage, dass keine Gelder da sind, kann man so nicht im Raum stehen lassen. Es ist immer nur eine Frage für was man das Geld ausgibt.

Jedem muss jedoch auch klar sein, dass nur eine Kombination aller Maßnahmen gegen die Pandemie langfristig zum Erfolg führt.

Quelle und Bilder: SPD Stadtratsfraktion – Bianca bauer

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