Stadtrat Peter Reitmaier will Ackerflächen durch Agri-PV-Anlagen erhalten

Gunzenhausen – Landwirte kämpfen zunehmend mit der Herausforderung, dass Ackerflächen rar werden. Ein Grund dafür ist die stärkere Bebauung durch neue Siedlungen und Straßen. Aber auch die Energiewende benötigt immer mehr Flächen zur Ökostromerzeugung. Hier stellt sich aber zu Recht die Frage: Sollen wir tatsächlich die ohnehin knappen Äcker für Nahrungsmittel Solaranlagen opfern?

Foto: Frauenhofer-Institut

PV-Anlagen sind eine der großen Säulen für ein klimaneutrales Energiesystem. Sie erzeugen direkt CO2-neutrale Energie ohne Umwege und Verluste, wie etwa bei Biogasanlagen und die hierfür nötigen Energiepflanzen. Mit Hinblick auf die aktuell installierte PV-Leistung in Deutschland, kann für ein Gelingen der Energiewende von einem 10-fachem Bedarf ausgegangen werden. Dies ist nur mit Dachflächen und ohne einen Ausbau von Freiflächenanlagen nicht realisierbar. Es braucht also Lösungen, die eine PV-Produktion und gleichzeitige landwirtschaftliche Nutzung nicht ausschließen. Solche Lösungen sind sogenannte Agri-PV-Anlagen. Dadurch wird es möglich, PV-Leistung auszubauen und gleichzeitig fruchtbare Ackerflächen zu erhalten.

Die intelligente Doppelnutzung hat das Potenzial, der zunehmenden Verknappung von Nutzflächen entgegenzuwirken. Landwirte erhalten die Möglichkeit für eine neue Einkommensquelle, ohne dabei die Produktivität ihrer bisherigen Flächen zu verlieren. Darüber hinaus könnte diese Technologie dem Landwirt helfen, den Klimawandel besser zu meistern. Denn Agri-PV bietet Schutz vor zur hoher Sonneneinstrahlung, Hitze, Trockenheit, Hagel und je nach Bauform noch weiteren Möglichkeiten: Verminderung der Winderosion, Nutzung Unterkonstruktion für Schutznetze oder -folien, Optimierung der Lichtverfügbarkeit, Sammeln von Regenwasser und eine integrierte Bewässerungsanlage. Die Erzeugung des Solarstromes profitiert von der besseren konvektiven Kühlung der Solarmodule und erhöht somit deren Wirkungsgrad.

Agri-PV-Anlagen für Weide- und Wiesennutzung sind relativ einfach zu realisieren, benötigen keine oder nur geringe Anpassungen im Vergleich zu normalen Freiflächenanlagen. Wohingegen Anlagen für Kulturpflanzen angepasste Unterkonstruktionen benötigen. Hier sind hoch aufgeständerte Bauformen mit einer Durchfahrtshöhe von 5 Metern und Reihenbreiten von 12 bis 18 Metern bereits realisiert, somit könnte auch Mais oder Getreide angebaut werden. Die Unterkonstruktion kann starr, aber auch mit beweglichen Achsen für ein flexibleres Lichtmanagement ausgeführt werden. Um die wertvollen landwirtschaftlichen Böden zu erhalten, werden keine permanenten Betonfundamente erstellt und während der Bauphase verhindern Baustraßen eine
Bodenverdichtung.

Agri-PV-Anlagen sind besonders dann interessant, wenn sie in die dezentrale Energieversorgung integriert werden, um den Solarstrom zur Eigenversorgung oder für Prozesse mit höherer Wertschöpfung zu nutzen. So wäre diese Form für Projekte, wie dem geplanten Rechenzentrum der Firma Hetzner in Gunzenhausen, besonders interessant. Die Agri-PV-Geschäftsmodelle sind vielfältig und lassen sich in vier Funktionen unterteilen: In die Bereitstellung der Fläche, in die landwirtschaftliche Bewirtschaftung, der Bereitstellung des PV-Systems und den Betrieb der Anlage. Diese Funktionen können von einer Partei, aber auch von verschiedenen Parteien übernommen werden. So sind diverse Vertragsmodelle denkbar, der Besitz und die Bewirtschaftung der Flächen könnte von den bisherigen Landwirten fortgesetzt und der Bau und der Betrieb der PV-Anlage von einem Investor durchgeführt werden. Das Ganze verpackt in Pachtverträge, ähnlich wie
bei Windkraftanlagen. Für Landwirte könnte dies höhere Einnahmen, ohne finanzielles Risiko, bedeuten.

Quelle: Peter Reitmaier – Stadtrat Gunzenhausen der Piratenpartei

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