Veranstaltung

Ein Abend gegen das Vergessen und für das Leben

Eine Veranstaltung von Klaus Seeger in Zusammenarbeit mit dem Landestheater Dinkelsbühl

Esther Bejarano (Foto: Hartmut Schneider)

am 19. März um 19.30 Uhr im Landestheater Dinkelsbühl.
Esther Bejarano, geboren 1924, ist eine der letzten Zeitzeugen und Überlebenden des Mädchenorchesters von Auschwitz, das täglich beim Marsch der Arbeitskolonnen durch das Tor des Lagers aufspielen musste. In ihren Texten erzählt Esther Bejarano von ihren Erinnerungen an ihre Zeit in Auschwitz. Zugleich wendet sie sich eindrücklich gegen Ausgrenzung, Rassismus, Krieg und Gewalt in der Gegenwart. Esther Bejarano erzählt aus ihrem Leben und singt gemeinsam mit Sohn Joram und der Kölner Hip-Hop-Gruppe Microphone Mafia, die seit Jahren auf Türkisch, Neapolitanisch und Kölsch rappt.
Ester Bejarano singt auch mit 90 Jahren noch unbeirrt an gegen Fremdenfeindlichkeit, Hass und Gewalt. Ihre Kraft schöpft sie aus den aktuellen Ereignissen in Deutschland: „Weil in Deutschland wieder Nazis auf den Straßen herumlaufen und man etwas dagegen tun muss. Wir dürfen nie vergessen, was geschehen ist, damit so etwas nicht wieder passiert. Man muss sich wehren, auf die Straße gehen. Oder singen, so wie ich das tue.“
Zwei CDs hat die ausgebildete Koloratursopranistin zusammen mit „Microphone Mafia“ seit 2009 aufgenommen. Häufig tritt Esther Bejarano auch an Schulen als Zeitzeugin auf: „Ich sage den Schülern immer: Ihr seid nicht schuld an dem, was damals in Deutschland passiert ist. Aber ihr werdet schuldig, wenn ihr nichts davon wissen wollt.“
Esther Bejarano wurde 1924 in Saarlouis als Tochter eines Kantors geboren. Mit 18 wird sie in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert – auf Wunsch des Barackenältesten spielt die junge Frau mit „Nummer 41948“ am Klavier Lieder von Schubert, Bach und Mozart und singt dazu. Das Schicksal ihrer Eltern wird sie erst Jahre später erfahren. Sie wurden 1941 in Kaunas in Litauen ermordet, eine ältere Schwester und deren Mann haben einen Fluchtversuch aus Holland in die Schweiz mit dem Tod bezahlt.
Esther Bejarano sieht es als Glück, aus einer musikalischen Familie zu stammen. Als im Lager Ausschwitz ein Mädchenorchester zusammengestellt wurde und ihr Name bei der Rekrutierung des Ensembles fiel, traf das Mädchen beim Vorspielen wie durch Zufall die richtigen Töne am Akkordeon – obwohl sie bis dahin lediglich Klavier gespielt hat.
Zweimal am Tag müssen die 40 jungen Frauen für die Gefangenen aufspielen: morgens, wenn die Arbeitskolonnen das Lager verlassen, und abends, wenn sie zurückkommen. Auch die neuen Transporte mit Deportierten aus ganz Europa werden von dem Orchester mit Märschen und Volksliedern begrüßt. Eine enorme psychische Belastung für die Musikerinnen.
Ein halbes Jahr spielt Esther Bejarano im Ensemble des Auschwitzer Mädchenorchesters Akkordeon, danach arbeitet sie im Frauenstraflager Ravensbrück. Das Kriegsende erlebt die junge Frau in Freiheit. Im Spätsommer 1945 reist sie nach Palästina, um „gemeinsam mit den Arabern, die schon immer dort leben, ein Land aufzubauen“. Dieser Traum sollte sich nicht erfüllen. 15 Jahre später kehrt Esther Bejarano nach Deutschland zurück.
Seit Anfang der 70er Jahre setzt sich Esther Bejarano gegen das Vergessen und gegen rechte Gewalt ein. Über die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland sagt sie: „Für mich ist Pegida eine Katastrophe. Wie damals geht es gegen Juden und Ausländer.“ Für Esther Bejarano steht fest: Sie wird bis zum letzten Atemzug dagegen ansingen.

Quelle: Klaus Seeger

Bilder: Hartmut Schneider

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