Viel Lob für die Neuerscheinungen des Frühjahrs beim Literaturcafé der Stadt- und Schulbücherei

Gunzenhausen – Das hoffentlich letzte Aufbäumen der Grippewelle hatte die Runde der treuen Testleserinnen und Testleser etwas ausgedünnt. Dennoch gab es zum Frühjahrs-Literaturcafé am Eröffnungstag der Leipziger Buchmesse in der Stadt-und Schulbücherei vielfältige Anregungen zur Wahl der nächsten Lektüre. Die Moderatorin des Abends Carolin Bayer begrüßte das Publikum und neun Bücherfreunde, die insgesamt 20 Titel vorstellten – vom Thriller bis zum Familienroman.

Literaturcafé

Um schwierige Vater-Tochter-Beziehungen geht es in dem Roman „Töchter“, den Ulrike Fischer auch wegen Lucy Frickes gelungener Balance zwischen Trauer und Komik empfahl: In der Kindheit glänzen die Väter durch Abwesenheit, im Rentenalter finden sie Zeit und die Töchter dürfen ihnen das Internet erklären.

Melena Renner übernahm die Verteidigung Bernhard Schlinks. Dieser hat zwar mit „Olga“ einen Bestseller gelandet, wurde aber von der Kritik vor allen deshalb gescholten, weil er im ersten Teil des Romans zu viel Tempo vorlegt und – so Melena Renner – „durch das Leben seiner Protagonistin Olga prescht“. Dieses Tempo werde aber im zweiten Teil des historischen Romans aufgefangen, wo die Entdeckung von Olgas Briefen an den Mann ihres Lebens ein Geheimnis offenlegt. Ein Einzelschicksal in der deutschen Geschichte seit der Jahrhundertwende belastet durch die Zeitläufe, durch eine nie ganz erfüllte Liebe und persönliche Schuld.

Auf Haruki Murakamis neuen Roman „Eine Idee erscheint – die Ermordung des Commendatore“ hat weltweit eine große Fangemeinde gewartet. Und gleich nach Erscheinen des Romans geht das Warten weiter, so berichtete Christine Höller bei ihrer Vorstellung des Romans mit für den japanischen Autor typischen Phantastik-Elementen. Der Roman um einen berühmten Porträtmaler, dem es gelingt, das Wesen eines Menschen zu erkennen und zu malen, endet nämlich mit einem Cliffhanger und einer ganzen Reihe offener Fragen.

Zwei weitere historische Romane waren diesmal in der Auswahl: Zena Wiehn stellte ausführlich „Die Farbe von Milch“ der englischen Autorin Nell Leyshon vor. Im Jahr 1831 notiert die 15-jährige Ich-Erzählerin, was im letzten Jahr ihres Lebens geschehen ist. In eindringlicher Sprache wird die Geschichte eines Bauernmädchens erzählt, die in einer Pfarrersfamilie als Haushaltshilfe arbeiten muss. Gisela Szonn hat in dem Roman einen bislang wenig bekannten Frauenberuf entdeckt: „Die Strandräuberin“ ist die Heldin in Ines Thorns gut recherchiertem historischen Abenteuer. Auf der damals der dänischen Krone unterstehenden Insel Sylt Anfang des18.Jahrhunderts ist der Roman angesiedelt. Die Männer sind auf großem Fischzug, die Frauen der Insel müssen sehen, wie sie sich durchschlagen. Für Jördis gibt es nur eine Wahl: Sie geht auf Beutezug und schwimmt hinaus zu den gestrandeten Schiffswracks.

Woher kommt der Hass zwischen den ungleichen Brüdern Olof und Carl? Hat die Bevorzugung des jüngeren Sohnes Carl durch die Mutter den Keim des Unfriedens gesät? Am Sterbebett der Mutter treffen die Brüder nach Jahren der Trennung wieder zusammen. Der Autor Johan Bargum schafft es in seiner von Carolin Bayer vorgestellten Novelle mit leisen, starken Tönen in die Abgründe von Familienbeziehungen zu führen.

Der Romantitel „Was ein Mann ist“ macht ausgesprochen neugierig. Kerstin Zels machte mit den neun im Buch von David Szalay vorgestellten Männern bekannt. „Ich bin nicht mehr jung, aber wann ist das passiert?“ Diese Frage stellt sich einer der Männer – alle in unterschiedlichen Lebensaltern, alle in einer kritischen Lebensphase, alle auf der Reise durch Europa.  Zur Illustration ihrer munteren Porträts hatte Kerstin Zels eine kleine Männerparade aus Papier mitgebracht und man hatte nach ihrer Leseempfehlung Gewissheit: Die weiß jetzt, was ein Mann ist…

„Spannend und in einem Rutsch zu lesen!“ Wolfgang Höller war voll des Lobes für Romy Fölcks ersten Elbmarsch-Krimi „Totenweg“. Die junge Polizistin Frida kehrt auf den Obstbauernhof ihrer Eltern zurück. Ihr Vater ist dort hinterrücks niedergeschlagen worden. Dort trifft sie nach 20 Jahren Kommissar Haverkorn wieder, der sich ebenso wie Frida erinnert. Vor 20 Jahren sind sie schon einmal aufeinander getroffen…Der ungelöste Mordfall von damals spielt wohl immer noch eine Rolle.

Mit einem kleinen Book-Slam riss Babett Guthmann die Geschichte um die Leiche eines nach Jahrzehnten auf einer Baustelle entdeckten Neugeborenen an. Beim Book Slam treten die Figuren aus dem Roman heraus und bekommen eine eigene Stimme. Vier Frauen werden in Fiona Bartons Roman „The child“ mit der Nachricht von dem Baustellenbaby konfrontiert, alle sind in den Fall verwickelt. Gisela Szonn, Zena Wiehn, Kerstin Zels und Babett Guthmann übernahmen die vier Rollen und machten neugierig auf eine komplizierte Konstellation, hinter der auch ein Verbrechen stecken könnte.

Die Geheimnisse im Leben seiner Frau lüftet Arthur Pepper erst nach dem Tod seiner Gattin und entkommt auf seiner Suche den Fesseln seiner alten Gewohnheiten.

Bernd Guthmann war positiv überrascht von Phedra Patricks Roman mit dem ellenlangen Titel “Wie Arthur Pepper sich vor seine Nachbarin versteckte und dann doch noch sein Glück fand“. Spätestens seit der Verfilmung von „Unsere Seelen bei Nacht“ ist der 2014 verstorbene US-Autor Kent Haruf auch in Deutschland sehr bekannt. Pünktlich zur Leipziger Messe präsentierte der Verlag eine Übersetzung seines ersten Romans „Lied der Weite“. Dagmar Bender stellte dieses Porträt der einfachen Leute vor, in dem zwei schrullige alte Viehzüchter einen schwangeren Teenager bei sich aufnehmen.

Ein Sachbuch voller origineller Finanzplanungs-Ideen hatte Jürgen Huber entdeckt: Die jungen Autoren Elias Vorpahl und Dominik Lang von „3-Tage-Woche“ werben mit dem Untertitel „Weniger Arbeit – mehr Geld“ für eine absolut ausgeglichene Work-Life-Balance.

Die komplette Buchtipp-Liste aus dem Literaturcafé gibt es in der Stadt-und Schulbücherei.

Quelle und Bild: Stadt Gunzenhausen – Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen

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