Blühende Kommunalflächen sind eine Chance für die Kommunen

Windsfeld – Am vergangenen Montag hat der Bienenpakt Altmühlfranken zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken die Bürgermeister und Bauhofmitarbeiter des Landkreises in den Moarhof nach Windsfeld eingeladen um sie über die Chancen und Möglichkeiten einer Kommune für blühende Gemeindeflächen zu informieren.

von links: Klaus Fackler, Norbert Metz (beide Landschaftspflegeverband Mittelfranken), Landtagsabgeordneter Manuel Westphal und Stefan Krach (Stadtrat Ellingen)

Der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal stellte in seiner Begrüßung kurz den Bienenpakt Mittelfranken und seine bisherigen Aktivitäten vor. Der Bienenpakt wurde im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen im Sommer 2018 als loses Netzwerk gegründet und hat zum Ziel die Artenvielfalt in unserer Region zu erhalten und dabei schonend mit unseren Ressourcen umzugehen. Bewirtschaftung, ökologische Ressourcenschonung, Erhalt und Ausbau der Artenvielfalt sind dabei kein Widerspruch. Viele verschiedene Initiatoren arbeiten dabei eng zusammen!

Seit seiner Gründung hat der Bienenpakt bereits 10 unterschiedliche Maßnahmen zur Verwirklichung seiner Ziele eingeleitet. Im Landkreis wurde die Gemeinde Alesheim als Modellkommune für Biodiversität ausgewählt, die Aktion Biene sucht Bauer stellt eine Zusammenarbeit zwischen Imkern und Landwirten dar, Freiflächen Photovoltaik Anlagen wurden angeregt, Informations- und Vortragsveranstaltungen, sowie Hof- und Flurbesichtigungen wurden im Landkreis durchgeführt. Die Aktionen blühender Sportverein, blühendes Unternehmen und Blühpatenschaften zeigen erste Erfolge. Beim Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ soll die Biodiversität zukünftig als Bewertungsindikator mit einfließen und der Anbau alternativer Energiepflanzen wie der durchwachsenen Silphie werden beworben.

Klaus Fackler vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken sieht in den blühenden Kommunalflächen eine große Chance für die Artenvielfalt. In seinem Fachvortrag stellte er die Idee der Landschaftspflegeverbände als ein Bündnis für Mensch und Natur vor, dass im freiwilligen und gleichberechtigten Miteinander naturnahe Landschaftsräume erhalten und neu schaffen will. Wir haben nicht nur ein „ästhetisches Problem“, sondern durch die unschätzbare Bestäubungsleistung der Insekten langfristig ein Existenzielles stellte er fest. Wir haben seit 1990 einen dramatischen Rückgang bei der Anzahl und der Vielfalt an Insekten von rund 75% zu verzeichnen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und können auch nicht mit schnellen und einfachen Maßnahmen bekämpft werden. Er forderte daher in seinem Vortrag den vollständigen Verzicht auf Mulchgeräte und den verstärkten Einsatz von Messermähwerken. Mähen vor Mulchen, statt Mulchen lieber stehen lassen, das Stehen lassen muss für die Bevölkerung erkennbar gemacht werden, Mähen immer mit Abräumen, versetzte Mähtermine und auch eine Beweidung kann eine Option sein. Dies sind die Grundforderungen des Landschaftspflegeverbandes an die Kommunen. Dabei steht der Landschaftspflegeverband den Kommunen immer gerne beratend zur Seite.

Ellingen erlässt Mulchverbot für kommunale Flächen

Wie diese Forderungen umgesetzt werden können zeigt die Stadt Ellingen die für alle kommunale Flächen ein Mulchverbot im Stadtrat erlassen hat. Der Ellinger Stadtrat und Initiator dieses Projekts Stefan Krach zeigte den Teilnehmern auf, wie in Ellingen dieses Mulchverbot ausgestaltet und umgesetzt wurde. Im April 2018 beschloss der Stadtrat in Ellingen ein für Ortsverbindungsstraßen eingeschränktes Mulchverbot, Flur- und Wiesenwege werden nicht mehr gemulcht und ein Mulchverbot für städtische Flächen in der Flur. Dieser Beschluss wurde der Bevölkerung in Bürgerversammlungen, der regionalen Presse und dem Mitteilungsblatt erläutert und bekannt gemacht. Dieses Verbot förderte die Artenvielfalt, brachte dem Bauhof und der Stadt eine Arbeitsentlastung, weniger Kosten, einen geringeren Stickstoffeintrag, keine Abschwemmung des Mulchmaterials und geringere Entsorgungskosten. Die Vielzahl der telefonischen Beschwerden unzufriedener Bürger beim Bürgermeister und dem Bauhofleiter über ungepflegte Landschaften, Verunkrautung und mehr Stechmücken zeigte aber auch, dass in der Bevölkerung ein Umdenkungsprozess erforderlich ist der durch mehr Informationen erreicht werden muss.

100 kunterbunte Kilometer in der Region Hesselberg

Norbert Metz vom Landschaftspflegeverband zeigte den anwesenden Bürgermeistern zum Abschluss wie sich in der Region Hesselberg 10 Gemeinden an dem ILE-Projekt „100 kunterbunte Kilometer“ des Blühpakts Bayern beteiligen.

Die 10 teilnehmenden Gemeinden rund um den Hesselberg möchten bei dem Projekt insgesamt 60 ha artenreiche Grünlandbestände entlang von Wegen, Straßen und Hecken schaffen. Dafür muss aber eine Bewusstseinsschärfung und Handlungsveränderung bei den Kommunalvertretern und Bauhofmitarbeitern erreicht werden und die Bevölkerung mit den Landwirten für die Thematik sensibilisiert werden. Die Kommunen und Bauhöfe erfüllen dafür eine Vorbildfunktion die von den Privaten nachgeahmt wird. Bei den erforderlichen Beratungsgesprächen mit allen beteiligten Institutionen, Organisationen und Partner sollten die folgenden Ziele erreicht werden:

•Bedeutung von artenreichen Grünlandflächen für Naturschutz und Kulturlandschaft

•Möglichkeit der Entwicklung kommunaler Flächen – aktive Veränderung durch Ansaat-

Veränderung durch „weniger pflegen und anders pflegen“

•Angepasste Pflegeregime und Mähtechnik in den Bauhöfen

•Fördermöglichkeiten für Aufwertungsmaßnahmen (VNP, KULAP, LNPR)

•Saatgutgewinnung auf örtlichen Flächen

•Ansaatmöglichkeiten (Saatgutbezug bzw. -gewinnung, Ansaattechnik, Flächenpflege bzw. –

nutzung)

•Nutzungsmöglichkeiten für extensives, artenreiches Grünland (z.B. Aufbau einer Gras/Heubörse

für Mähgut aus Spätmahd, Herstellung von sog. Pferdekops etc.)

Es stellte sich dabei heraus, dass es viele kleine Problempunkte zum abarbeiten galt und man keine Musterlösung für alle Flächen erhalten kann. Es muss sich jede einzelne Fläche genau angesehen werden um eine eigenständige und spezielle Lösung für sie zu finden. Dies ist zwar sehr zeitaufwendig lohnt sich aber im Ergebnis, fasste Norbert Metz das Projekt zusammen.

Die Bioabfallverordnung ist ein Problem für die Bauhöfe

Bei der abschließenden Diskussion über die drei Fachvorträge stellte sich die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung als großes Hindernis dar, dass dringend durch vermehrte Informationen abgeschafft werden muss. Bürgermeister Willi Renner forderte dabei auch ein Umdenken bei den örtlichen Obst- und Gartenbauverbänden. Es kann nicht sein das die gleichen Bürgerinnen und Bürger die für das Volksbegehren gegen das Bienensterben mit unterschrieben haben jetzt sich über die nicht gemähten Flächen in den Ortschaften und Fluren beschweren die genau das Ziel des Volksbegehrens unterstützen sollen.

Einen weiteren großen Hinderungsgrund sehen die Bauhofmitarbeiter in der widersprüchlichen Bioabfallverordnung. Es ist nicht nachvollziehbar dass ein Mähgut dass von einem Landwirt gemäht wurde wieder verwendet werden darf und das gleiche Mähgut als Abfall entsorgt werden muss wenn es von Bauhofmitarbeitern gemäht wird. Die Teilnehmer forderten daher diese Diskrepanz in der Bioabfallverordnung abzuschaffen.

Manuel Westphal bedankte sich als Veranstaltungsleiter bei den teilnehmenden Bürgermeistern und Mitarbeitern und hoffte, dass damit bei ihnen ein verstärktes Bewusstsein für das Thema und die Problematik erreicht werden konnte. Die Forderungen an die Politik zur Änderung der Bioabfallverordnung kann er nachvollziehen und wird diese in die Staatsregierung und zu Artur Auernhammer im deutschen Bundestag mitnehmen um eine entsprechende Änderung der Verordnung zu erreichen versprach er den Diskussionsteilnehmern abschließend.

Mehr Bilder von der Informationsveranstaltung in Windsfeld finden Sie auf unserer Facebookseite altmühlfranken.online.

(KH)

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