Schüler über Suizidgefahren informiert

Gunzenhausen – Erschreckende Zahlen und Fakten: In der Altersgruppe bis 25 Jahre ereignen sich jährlich ca. 600 Suizide. Selbsttötung ist also nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen.

Schüler der Klasse 9cM mit den Fachkräften (Foto: Diakonisches Werk Weißenburg-Gunzenhausen)

Insgesamt gibt es in Deutschland rund 10.000 Selbstmorde, hinzukommen zwischen 100.000 und 150.000 Suizidversuche pro Jahr. Über Depression und Suizid wird trotzdem nicht viel in der Öffentlichkeit gesprochen,  es sind  vielmehr Tabuthemen. Das Resultat ist, dass die meisten Menschen viel zu wenig über Depression und Suizid wissen. Psychologin Annelore Marks, die die Eltern- und Jugendberatung im Landkreis leitet, griff deshalb gemeinsam mit Jugendsozialarbeiter Thomas Pfaffinger das Thema auf und die beiden initiierten eine Unterrichtseinheit zu dem Thema. Diese wurde nun in den Klassen der neunten Jahrgangsstufen an der Stephani-Mittelschule durchgeführt.

Die beiden Fachkräfte des Diakonischen Werkes Weißenburg-Gunzenhausen erleben in ihrem Beratungsalltag häufig, dass insbesondere Angehörige und Freunde im Umgang mit suizidalen Menschen überfordert sind. „Ängste, etwas Falsches zu sagen, sowie Unwissen erschweren die Auseinandersetzung mit dem betroffenen Menschen“, schildern sie ihre Erfahrungen. Genau hieran versuchten sie, mit ihrem Projekt rund um das Thema Suizid anzusetzen. Zuvörderst ging es in der Einheit um eine begriffliche Annäherung: Am besten verwendet man die Begriffe „Suizid“ oder „Selbsttötung“. „Selbstmord“ beinhaltet zu sehr eine moralische Abwertung; der Begriff „Freitod“ betont zu sehr den Aspekt, dass es sich um eine freie Entscheidung handelt. Im Folgenden wurden den Schülern einige Fakten und Zahlen dargestellt, die die Brisanz des Tabuthemas deutlich machten: Experten gehen beispielsweise davon aus, dass 80 % aller Bundesbürger schon einmal mit dem Gedanken gespielt haben, sich umzubringen.

Im nächsten Schritt erwartete die Jungen und Mädchen ein „Fakten-Check“: Anhand eines Fragebogens sollten sie die Wahrhaftigkeit verschiedener Aussagen einschätzen. Bei „Wer davon redet, sich das Leben zu nehmen, der tut`s eh nicht!“, „Sprich ja nicht über Suizid – Du könntest jemanden auf dumme Gedanken bringen.“ und ähnlichen Behauptungen galt es, Stellung zu beziehen. Diese Sätze wurden schließlich anhand einer Skalierung („Ich stimme eher zu“, „Ich stimme weniger zu“) ausgewertet. Exemplarisch sei folgendes erwähnt: Die meisten, also etwa 80 % aller Suizide werden angekündigt. Suizid wird außerdem nicht herbeigeredet. Kein Mensch nimmt sich das Leben, nur weil er darauf angesprochen wurde.

Schließlich teilten sich die Klassen jeweils in drei Kleingruppen auf und diese setzten sich noch unter Anleitung mit folgenden Fragestellungen auseinander: „Was kommt vor dem Suizid?“, „Wichtige Signale, die der suizidale Menschen aussendet!“ und „Welche Gedanken beschäftigen den suizidalen Menschen?“. Zudem erarbeiteten die Jungen und Mädchen Hilfsmöglichkeiten, die sie sich selbst wünschen, wenn es ihnen schlecht geht und stellten diese dann „gut gemeinten“ Hilfen gegenüber, die ihnen gar nicht gefallen. Die auf Plakaten festgehaltenen Ergebnisse wurden abschließend im Plenum präsentiert sowie besprochen. Insbesondere die Gespräche und Diskussionen in den Kleingruppen waren sehr intensiv. Es wurde deutlich, dass die Schüler das Thema ernst nehmen und sie häufig schon damit konfrontiert waren.

Quelle und Bild: Diakonisches Werk Weißenburg-Gunzenhausen_Thomas Pfaffinger

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