Abschied von Rudolf Ernst

Gunzenhausen – Trotz allem unternehmerischem Erfolg ist Rudolf Ernst niemals die Bodenhaftung verloren. Der Gunzenhäuser, der am Mittwoch, 14. Juni, um 15 Uhr auf dem Alten Friedhof in Gunzenhausen beigesetzt wird, erlebte noch die Anfänge des der Müll- und Abfallentsorgung in der Stadt und später in den Landgemeinden. Seine Eltern, Babette und Leonhard Ernst, hatten in der „Höll“, einem bekannten Stadtquartier, bescheiden begonnen. Mit dem Pferdefuhrwerk startete die Firma in das Geschäft, das sich nach und nach gewaltig ausdehnte.

Rudolf Ernst und seine Frau Hanna übernehmen 1954 das Unternehmen und erreichten durch ihren Fleiß und festem Willen, gepaart mit geschäftlichem Weitblick die Expansion des Betriebs, der bald in Mittelfranken zu den größten privaten Entsorgungsbetrieben heranwuchs. Rudolf Ernst, der populäre Firmenchef, den alle nur den „Ernstn Bockel“ nannten, war kein Unternehmer, der sich auf hochtrabende Marktanalysen und eingebildete Manager verließ. Seine sichere Menschenkenntnis bewahrte ihn vor falschen Entscheidungen. Dass ein erfolgreicher Geschäftsmann kein Betriebswirtschaftsstudium absolviert haben muss, um außergewöhnlich erfolgreich zu werden, diesen Beweis erbrachte Rudolf Ernst. Sein sicherer Instinkt und seine Bodenständigkeit haben ihm dabei. In der Branche hatte sein Wort Gewicht, schließlich war er 13 Jahre lang Präsident des Verbands der bayerischen Städtereinigungsberiebe.

In ihrem Nachruf nannte ihn die Familie einen Visionär – und das zurecht, denn Rudolf Ernst erkannte die Chancen sehr früh und orientierte sein Unternehmen an den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Hatten früher nur die Städte eine organisierte Müllabfuhr, so begnügten sich die Landgemeinden mit „biologischen“ Abfallgruben. Das änderte sich, als auch sie zu einer geregelten Müllentsorgung verpflichtet wurden. Ernst hatte dem Landkreis die Deponie in Cronheim anzubieten. Die Kooperation war nicht immer konfliktfrei, aber für das Unternehmen gewinnbringend. Der gesetzliche Zwang zur thermischen Verwertung des Hausmülls ließ die Deponie, die immer wieder für Zündstoff gesorgt und von den Cronheimern nicht so gerne gesehen war, in den Hintergrund treten.

Ein gravierender Schritt in der Unternehmensgeschichte war der Umzug von der Nürnberger Straße nach Aha (1997), wo sich die Firma breit ausdehnen konnte. Der Fuhrpark ist dort konzentriert – sofern er nicht in den Niederlassungen Ansbach und Nürnberg stationiert ist. Im Zuge der Firmenentwicklung kam auch ein Engagement in Ostdeutschland hinzu und die neue Sortieranlage in Markt Berolzheim. Heute zählt das Unternehmen an die 300 Mitarbeiter.

Rudolf Ernst war ein Patriarch im besten Sinne des Wortes. Wenn er auch schon seit 25 Jahren aus dem aktiven Geschäft ausgestiegen war, um die Verantwortung seinen Söhnen Rudolf und Jürgen mit ihrem tüchtigen Mitarbeiterstab zu über geben, so war er doch immer wieder in seinen Betrieben. Er wollte seinen Mitarbeitern, von denen viele seit Jahrzehnten dabei sind, nahe sein und ihre Sorgen hören und verstehen.

Aus dem gesellschaftlichen Leben Gunzenhausens war er nicht wegzudenken. Er war ein leidenschaftlicher Kutschenfahrer, der überregionale Erfolge errang. Mit großer Leidenschaft widmete er sich seinem Kutschenmuseum in Muhr am See, das eines der größten privaten Sammlungen in Deutschland war. Dass er einem Pferdefreund begegnete, der die gleichen Leidenschaft hatte, ermöglichte den Fortbestand der kompletten Sammlung – allerdings nicht in der Region. An den Stammtischen war der äußerst unterhaltsame Zeitgenosse ein gern gesehener Gast – und Kartler dazu. Der erfolgreiche Unternehmer verstand sich mit jedem – ob arm oder reich, jung oder alt. Er war immer hilfsbereit und wurde in dieser Eigenschaft von seiner Frau Hanna nach Kräften unterstützt.

Quelle und Bild: Werner Falk

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