Dr. Hermann Drummer referierte vor der FDP über Europa

Gunzenhausen – „Wir erleben ein Chaos in der Wahrnehmung Europas, die Menschen haben kein europäisches Gefühl“. Das ist die nüchterne Diagnose eines Mannes, der die europäische Politik in den letzten Jahrzehnten aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt hat: Dr. Hermann Drummer. Er war Redenschreiber des einstigen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau. Der Publizist lebt heute in Weißenburg und arbeitet als selbständiger Unternehmensberater in Brüssel.

Vermisst die Emotionalität für Europa: Dr. Hermann Drummer (links), daneben FDP-Landtagskandidatin Gabriele Bartram und Bezirkstags-Listenbewerber Werner Falk. (Foto: FR Presse/Rauscher)

Dr. Drummer sagt, die EU sei eine Erfolgsgeschichte, sie stehe aber ziemlich nackt da. Im Gegensatz zu den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts hätten die Menschen heute kein Bewusstsein für Europa. Sie verbänden „nicht viel Positives“ mit dem politischen Gebilde. Die Erfahrung des erfahrenen Journalisten: „Das Alltagsbewusstsein ist der Zement für das Bewusstsein schlechthin, das zeigt uns die Schweiz, in der vier Völker wie selbstverständlich zusammenleben.“

Die Chance, eine europäische Identität aufzubauen, sei nicht genutzt worden. Ein Beleg dafür sind für Drummer die heutigen Geldscheine mit ihren abstrakten Darstellungen. Für die Identitätsbildung sei Währung und mithin der Geldschein aber eminent wichtig. Der Wegfall der Schlagbäume und die Beseitigung des Eisernen Vorhangs seien zwar eine „geniale Erfolgsstory“, aber die Ideale von Europa seien abhanden gekommen. Das kann seiner Ansicht nach auch daran liegen, dass das Initiativrecht in Europa die Beamten hätten und nicht das Parlament. „Von denen aber“, so Dr. Drummer, „kann man keine Kreativität verlangen“. Deshalb sei Europa für viele Menschen nicht demokratisch legitimiert.

Die Forderung des engagierten Europäers, der nach den Jahren im öffentlichen Dienst (u.a.im Düsseldorfer Umweltministerium und in der Brüsseler NRW-Landesvertretung) 2010 den Weg in die Selbständigkeit gewählt hat und heute u.a. den Flughafen Frankfurt berät: „Europa muss einen Sitzplatz im Herzen der Menschen haben, wenn wir es nur als Pflichtprogramm und Wunschkonzert sehen, dann läuft etwas schief.“

In der lebhaften Diskussion bekräftigten die FDP-Landtagskandidatin Gabriele Bartram aus Weißenburg und Stadtrat Werner Falk, der Bezirkstags-Listenbewerber aus Gunzenhausen, die Position aller Liberalen, die Vielfalt der Regionen in Europa als einen großen kulturellen Vorteil zu sehen. Absolute Reisefreiheit, die einheitliche Währung und eine großzügige Bildungsförderung würden als Selbstverständlichkeiten empfunden. Erst wenn die europäischen Errungenschaften in Gefahr seien, wie beispielsweise der„Brexit“ lehre, seien wieder mehr Menschen bereit, auch emotional für Europa zu kämpfen.

Quelle und Bild: Falk-Report – Werner Falk

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