Erster digitaler ZukunftsTalk war voller Erfolg

Weißenburg – Geeigneten Wohnraum auf dem Land finden und wie die Bäcker, Metzger und kleinen Geschäfte durch lokalen Einkauf mehr unterstützt werden können.

Foto Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen

Das waren die zentralen Zukunftsfragen, die beim ersten digitalen ZukunftsTalk am 20. Mai im Rahmen von Altmühlfranken 2030 zu den Bereichen „Daseinsvorsorge, Nahversorgung und Ortsentwicklung“ rege diskutiert wurden. „Der erste Zukunftstalk ist wirklich gut gelaufen und hat bestens geklappt“, freute sich Landrat Manuel Westphal und hob hervor, dass von den über 60 Teilnehmern nicht nur Probleme beschrieben, sondern auch erste Ideen und mögliche Lösungen aufgezeigt wurden.

Spannend wurde es gleich zu Beginn des Zukunftstalks. Denn immer mehr Menschen möchten wohl nach Altmühlfranken (zurück-)ziehen. Teilweise sind diese Menschen schön älter, Mitte 50 oder kurz vor dem Rentenalter und kommen beispielsweise aus Garmisch oder Nürnberg/Fürth, wurde aus Haundorf, Heidenheim und Nennslingen bestätigt. Aber auch die jüngere Generation zieht es aus den großen Ballungszentren (München, Ingolstadt, Nürnberg, etc.) wieder zurück in die Heimat bzw. aufs Land, wurde ergänzt und auch auf den aktuellen Einfluss von Corona verwiesen.

Damit aber die Bauplätze nicht „zu billig“ verramscht werden, der Flächenverbrauch weiter ansteigt oder gar „Retorten-Siedlungen“ entstehen, die den Dörfern nicht guttun, müsse man, um weiter zu wachsen und somit langfristig stabil zu bleiben (demographischer Wandel), gleichzeitig auf die Innenentwicklung setzen und die Ortskerne beleben, war die Meinung. Sinnvoll wäre auch eine Steuerung des Wohnungs- und Bauplätzeangebotes über die Region (Regionale Wohnraumstrategie). Nicht jede Gemeinde kann alles und nicht jede Gemeinde braucht alles. „So könnte man bedarfs- und zukunftsorientiert agieren, auch für die junge Generation“, fasste Landrat Westphal zusammen.

Als konkreten Vorschlag wurde eine Online-Immobilienbörse ins Spiel gebracht, zum Beispiel um leere Hofstellen zu vermarkten. Für die Umsetzung der Börse könnte das bereits vorhandene Gewerbeimmobilienportal des Landkreises genutzt werden. Interessant sei auch der Einsatz von Innenentwicklungslotsen in den Gemeinden, wie dies beispielsweise auch bereits im benachbarten Landkreis Donau-Ries praktiziert wird.

Eine weitere Idee ist die Gründung eines Verbundes als eine Art „Regionale Wohnbaugenossenschaft“, weil die kleinen Gemeinden die Schaffung von Mietwohnungen und alternativen Wohnformen nicht alleine bewerkstelligen können. Auch für die Firmen wäre das wichtig, könnte man dann potentiellen Fachkräften und auch Auszubildenden verschiedene Angebote machen. Ebenso sollten alternative Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser oder flexible Tiny-Häuser dabei in Zukunft stärker Berücksichtigung finden.

Zum zweiten Themenbereich der Nahversorgung wurde eingeschätzt, dass die Situation im Landkreis aktuell noch recht gut sei und sich Altmühlfranken durch eine Lebensmittelhandwerksvielfalt (ehemals „Region mit den meisten Metzgern“) auszeichnet. In Zukunft drohe jedoch ein Sterben der Bäcker und Metzger, weil in den Betrieben ein Generationswechsel anstehe und Nachfolger oder Mitarbeiter fehlen oder sie gegen die Backshops in den Supermärkten ankämpfen müssen. Eventuell könnte hier eine „Nachfolger-Börse“ helfen, wurde genannt. Auch die geplante Schaffung eines Zentrums für Ernährungswirtschaft zur Ausbildung der Bäcker und Metzger am beruflichen Schulzentrum in Gunzenhausen und damit die wohnortnahe Beschulung sei hier wichtig.

Viel hänge aber auch an der Bereitschaft der Bevölkerung, regional einzukaufen und „ein paar Cent mehr für die Versorgung vor Ort auszugeben“, wurde betont. Positiv wurden die Dorfläden hervorgehoben und im Chat schwärmte eine Teilnehmerin von ihrem regelmäßigen Einkauf in den Hofläden. Als Idee für die Zukunft wurde eine stärkere Vernetzung der Hofläden und Verkaufsstellen angeregt, um in der Region Versorgungspunkte für Eier, Kartoffeln, Fleisch etc. einzurichten. Die Hofläden will man auch verstärkt beim Onlineportal www.in-altmühlfranken.de integrieren und in die Lieferkette mit aufnehmen. Neue Möglichkeiten können auch Automaten oder Dorfläden ohne Personal bieten, wie sie teilweise auch bereits im Landkreis eröffnet wurden, war ein weiterer Hinweis. Und die Versorgung mit Lebensmitteln in den Innenstädten wie z.B. in Gunzenhausen dürfe auch nicht vergessen werden.

Der nächste Zukunftstalk findet am 7. Juni wieder um 19 Uhr statt. Dann wird es um Nachhaltigkeit, Klimaschutz und regionale Ressourcen gehen.

Quelle: Ulrike und Jens Lilienbecker

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