Gunzenhausen

„Eierlikörtage“ beim Literaturcafé

Gunzenhausen – Das persönliche Leseerlebnis stand auch beim Literaturcafé  zum Bücherherbst 2016  im Mittelpunkt des Interesses. Die zwölf Leserinnen und

Literaturcafé 2016
Literaturcafé 2016

Leser, die eine Roman- oder Sachbuch-Neuerscheinung ausgewählt hatten, hatten eine gute Mischung aus wärmster Buchempfehlung und durchaus kritischen Anmerkungen parat.

Gastland der Buchmesse in Frankfurt waren die Niederlande und Flandern und mit Eierlikörtage“ von Hendrik Groen hatte Ulrike Zatschker das fiktive, humoristische Tagebuch eines niederländischen Altenheimbewohners ausgesucht. Die Gleichförmigkeit seiner Tage erträgt der gewitzte Greis durch bissige Einträge in sein Tagebuch. Sein lebensbejahendes Motto: Wir sind alt, aber noch nicht tot!

Einen kritischen Blick warf Babett Guthmann auf „Geronimo“ von Leon de Winter. Sie war mit der geschäftstüchtigen Vorgehen des niederländischen Erfolgsautors nicht ganz einverstanden, der sich eine Art Verschwörungsgeschichte um die „vermeintliche“ Ermordung Osama Bin Ladens ausgedacht hatte. Ulrike Fischer empfahl die Novelle mit dem Titel „Duell“ des niederländischen Autor Joost Zwagerman. Hier geht es um die Forderung, moderne Kunst für alle Menschen zugänglich zu machen und nicht in den Safes vermögender Kunstsammler verschwinden zu lassen.

Drei Frauenromane hatten es ebenfalls auf die Auswahlliste in der Bücherei geschafft: Kristy Husz beurteilte „Ich fühle was, was du nicht fühlst“ von Amelie Fried als glaubwürdig erzählte Familiengeschichte, die sich dem schwierigen Thema Sexueller Missbrauch gewidmet hat. Christine Höller hingegen, konnte sich mit dem kalkulierten Beziehungswahnsinn in „Dem Horizont so nah“ von Jessica Koch nicht wirklich anfreunden. Dennoch werde die  auf drei Bände  angelegten „Danny-Trilogie“ eine große Leserschaft finden, sagte die kritische Leserin voraus und fügte hinzu: „Ich bin da nicht mehr mit dabei!“

Für absolut empfehlenswert hält Melena Renner den unter dem Pseudonym Elena Ferrante veröffentlichten Roman „Meine geniale Freundin“, der das Aufwachsen zweier Mädchen im Neapel der 1950er Jahre beschreibt, deren Wege sich in jungen Jahren vorerst einmal trennen sollten. Auch hier die Ankündigung, dass die als „Neapolitanische Saga“ konzipierte Geschichte einige Fortsetzungen haben wird.

Mit einer Tasche voller Requisiten war Kerstin Zels zum Literaturcafé erschienen und als sie blau-gelbe Kindergummistiefel hervorzog, war klar: Es wird über das Leseabenteuer bei der Lektüre „Die schwedischen Gummistiefel“ des 2015 verstorbenen Autors Henning Mankell berichtet. Einen historischen Roman mit dem Schauplatz Südtirol empfahl Gisela Szonn. In „Ein Tal in Licht und Schatten“ von Marie Buchinger wird erzählt, wie der Erste Weltkrieg das abgeschiedene Gadertal in den Dolomiten erreicht und bis in die Familien hinein den Konflikt zwischen Österreich und Italien trägt.

Tess Gerritesen hat seit Jahren viel Erfolg mit ihren Gerichtsmedizin-Thrillern, verzichtet aber diesmal auf ihr gewohntes Ermittlerteam. Carolin Bayer empfahl den neuen Spannungsroman „Totenlied“, in dem es um eine mysteriöse Walzerkomposition geht, die die Autorin selbst komponiert und als Videoclip veröffentlicht hat.

Eine Mutter hält den verstorbenen, erwachsenen Sohn in ihren Armen und setzt an zu einem Monolog über ihr Leben. So vertraut ist ihr der Sohn und doch immer ein Fremder geblieben. Trotz dieser Thematik sei die Erzählung „Tagesanbruch“ von Ulrich Treichel  kein trauriges, aber ein sehr ergreifendes Buch, so urteilt Jürgen Winter und gibt eine eindeutige Leseempfehlung.

Auch zwei Sachbücher standen auf der insgesamt 19 Titel umfassenden Bücherliste des Literaturcafés. Ganz nah am Puls der Zeit war Eva Thomas Favorit „Die neue Odyssee“ von  Patrick Kingsley. Das Buch hat die europäische Flüchtlingskrise zum Thema und widmet sich den Menschen auf der Suche nach Sicherheit. Der erst 25 Jahre alte Reporter hat 17 Länder bereist, hunderte von Migranten interviewt und mit ihnen die wichtigen Fluchtrouten selbst  zurückgelegt.

Einen augenzwinkernden Überblick über den Medizin-Bestseller „Haut nah – Alles über unser größtes Organ“, verfasst von der Hautärztin Yael Adler gab Jürgen Huber. Von der Aufmachung her, über die  Illustrationen  bis zum Untertitel   ähnelt das Buch verdächtig dem Bestseller „Darm mit Charme – Alles über ein unterschätztes Organ“, enthält aber dennoch viele Fakten zum Thema Haut und ist zudem in einem witzigen Ton verfasst.

Quelle und Bild: Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen

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