Krebs: der stille Feind im Darm

Weißenburg – Zum 17. Mal steht der März in ganz Deutschland im Zeichen der Darmkrebsvorsorge. Dr. Christine Gentsch, leitende Oberärztin und Koordinatorin des Darmkrebszentrums am Klinikum Altmühlfranken informiert.

Das Team des Darmkrebszentrums um Chefarzt Dr. Meyer (2. v. l.) und Chefarzt Dr. Limmer (4. v.l.) beim Tumorboard, per Video sind Strahlentherapeut und Pathologe zugeschaltet.

Darmkrebs steht an 2. Stelle der bösartigen Erkrankungen bei Männern und Frauen. Am Dickdarmkrebs erkranken jedes Jahr in Deutschland etwa 68.000 Menschen neu, etwa 25.000 müssen daran sterben. Die Häufigkeit dieser Krebserkrankung hängt neben erblichen Faktoren mit dem Lebensstil in den westlichen Industrienationen zusammen. Durch viele Studien, u.a. vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung des Heidelberger Krebsinstitutes ist belegt, daß eine fleisch- und fettreiche Ernährung mit geringem Gehalt an Ballaststoffen einen Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs darstellt. Auch Bewegungsmangel, vermehrter Alkoholkonsum sowie Übergewicht zählen zu den Risikofaktoren.

Wirksame Dickdarmkrebsvorsorge durch Früherkennung

Leider ist eine Änderung des Lebensstiles zur Prävention von Dickdarmkrebs oft schwer zu verwirklichen. Glücklicherweise jedoch gibt es einen weiteren Weg der wirksamen Dickdarmkrebsvorsorge durch die Früherkennung. Abgesehen von ganz wenigen erblich bedingten Formen entsteht der Dickdarmkrebs in 95% der Fälle aus gutartigen Darmpolypen. Werden diese Darmpolypen bei der Dickdarmspiegelung entfernt, ist die Gefahr gebannt und der Feind im Darm kann sich gar nicht erst ausbreiten!

Kostenlose Vorsorge

Insgesamt ist die Entstehung von Krebs aus den Polypen ein langsamer Prozess. Die Häufigkeit des Auftretens von Dickdarmkrebs liegt bei Menschen unter 55 Jahren bei etwa 10 % und steigt danach deutlich an. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2002 die kostenlose Vorsorgedarmspiegelung ab dem Alter von 55 Jahren eingeführt. Diese wurde bereits von 6,5 Millionen Menschen in Anspruch genommen.

Dadurch konnten bis heute 120.000 Todesfälle und 250.000 Neuerkrankungen verhindert werden. Bisher haben 18% der von der Versicherung her berechtigten Männer sowie 20 % der Frauen an dieser Vorsorgekoloskopie teilgenommen. Die Darmspiegelung wird unter Narkose vorgenommen, so dass keine Schmerzen auftreten.

Nur bei 1% der Untersuchten wird Darmkrebs festgestellt, 70 % der Befunde sind in einem frühen Stadium und haben eine hohe Heilungswahrscheinlichkeit. Bei 7% der Teilnehmer werden fortgeschrittene Polypen entfernt, bevor Krebs daraus entstehen kann. Anhand der Daten des Erlanger Krebsregisters zeigt sich in den letzten Jahren ein erfreulicher Rückgang der Erkrankungsfälle am Dickdarmkrebs, was als positiver Effekt der Vorsorgedarmspiegelung zu werten ist.

Gute Heilungschancen

Der stille Feind im Darm macht im frühen Stadium keine Beschwerden. Manchmal sendet er Warnungen wie Blut im Stuhl oder eine Veränderung des Stuhlganges. Spätestens dann ist es an der Zeit, eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen.

Wird danach die Diagnose Darmkrebs gestellt, ist dies keinesfalls ein Grund zur Verzweiflung. Darmkrebs hat von allen Krebsarten im Bauchraum die besten Heilungschancen !

Früher bedeutete die Diagnose Enddarmkrebs häufig einen großen operativen Eingriff mit Anlage eines lebenslangen künstlichen Darmausganges. Dank der modernen Therapiestrategien hat sich dies grundlegend geändert. Abgesehen von Frühstadien, wo eine Abtragung des Krebses vom After her unter Umständen möglich ist, wird beim Enddarmkrebs in den meisten Fällen zunächst eine Bestrahlung mit begleitender Chemotherapie vorgenommen.

In manchen Fällen kommt es bereits dadurch zur Heilung. In den meisten Fällen jedoch läßt sich auf diese Weise bei der Operation die dauerhafte Anlage eines künstlichen Darmausgangs vermeiden.

Über die richtige Therapie beim Darmkrebs entscheidet niemals ein Arzt allein, sondern das Vorgehen wird nach den Leitlinien in einem Team aus Internisten, Pathologen, Onkologen sowie Strahlentherapeuten und natürlich den Chirurgen festgelegt.

Umfassende Darmkrebsbehandlung

Wir treffen uns dementsprechend wöchentlich im sogenannten „Tumorboard“, wobei Strahlentherapeut und Pathologe nicht persönlich anwesend sind, sondern via Teleradiologie an der Sitzung teilnehmen. Allerdings kommt der Operation mit kompletter Entfernung des bösartigen Tumors einschließlich des Lymphabflussgebietes im Gesamtbehandlungskonzept immer noch der höchste Stellenwert zu. Viele Studien belegen, dass der Chirurg der entscheidende Faktor in Bezug auf die dauerhafte Heilung bei Darmkrebs ist.

Weitere Studien beweisen, welche große Rolle die psychologische Betreuung und auch die Ernährung des Patienten spielen.

Die gute Behandlung des Patienten mit Dickdarmkrebs setzt voraus, dass sowohl bestimmte Strukturen (z.b. Tumorboard) als auch die entsprechenden Fachleute wie Psychoonkologe, Ernährungsberater, Sozialarbeiter vorhanden sind.

Darmkrebszentrum am Klinikum Altmühlfranken

Im Klinikum Weißenburg bestehen alle diese Vorgaben , wie sie von der Deutschen Krebsgesellschaft als Voraussetzung für die Etablierung eines Darmkrebszentrums gefordert werden .

Die größte Hürde dabei ist die ausreichende Zahl von operierten Patienten, was im Jahr 2017 bereits erreicht wurde.

Entsprechend den neuen Entwicklungen werden die Operationen bei Darmkrebs bei uns in Weißenburg zunehmend in Schlüssellochtechnik vorgenommen. Dies ermöglicht den Patienten eine noch raschere und angenehmere Genesung.

Quelle und Bild: Klinikum altmühlfranken – Julia Kamann

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