Wirtschaftsspionage in Zeiten der Digitalisierung

Weißenburg – Die Meldungen über Cyber-Attacken oder den Einfluss von digitaler Schadsoftware häuften sich in der Vergangenheit. In Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung wächst dadurch die Unsicherheit bei Privatpersonen, Unternehmern und Regierungen gleichermaßen, weshalb die Wirtschaftsförderung des Landkreises zu einer Informationsveranstaltung zu diesem Thema einlud.

Auf Initiative von Manuel Westphal, Stimmkreisabgeordneter im Bayerischen Landtag, wurde der Referent Michael George eingeladen. George begann seine Karriere nach dem Studium beim Bundesnachrichtendienst und landete über verschiedene Stationen beim Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz in München. Seit dem Jahr 2013 leitet er das neu gegründete Cyber-Allianz-Zentrum (CAZ), welches Unternehmen, Forschungseinrichtungen sowie Betreiber kritischer Infrastruktur bei der Prävention und Abwehr elektronischer Angriffe mit Spionage- oder Sabotagehintergrund unterstützt.

In seiner Begrüßung ging Landrat Gerhard Wägemann auf die aktuellen Fälle von Cyber-Kriminalität ein, welche zum Teil drastische Ausmaße auf der ganzen Welt hatten. Natürlich fielen dabei auch die Stichworte „Locky“ und „WannaCry“, die Namen bösartiger Schadsoftware, welche ganze Unternehmen lahmlegten und auch Weltkonzernen das Fürchten lehrten. „Mit dieser Erpresser-Software hat sich ein neuartiges Geschäftsmodell von Verbrecherbanden entwickelt, welches im digitalen Zeitalter leider nur zu gut funktioniert.“, lautete das Fazit seiner Rede. Aus diesem Grund sei es nötig, auch von Seiten des Landkreises bestmöglich über die Gefahren aus dem weltweiten Netz zu informieren.

Michael George versuchte mit seinem Expertenwissen vor allem eines, und zwar die im Publikum anwesenden Unternehmensvertreter, IT-Mitarbeiter und Verwaltungsangestellten zu sensibilisieren. So zeigte er anhand beeindruckender Beispiele auf, in welchen Dimensionen Angriffe aus dem Netz bzw. Wirtschaftsspionage in der heutigen Zeit ablaufen. Während sich in frühen Zeiten noch Agenten verschiedener Länder auf einsamen Brücken in Grenzgebieten trafen, so sind alleine in China Millionen Mitarbeiter der Regierung mit dem Thema „Wirtschaftsspionage“ betraut. Anders als beim aggressiven Auftreten des Kryptotrojaners „Locky“ werden Unternehmen dabei jedoch meist unsichtbar infiltriert, das primäre Ziel lautet nicht aufzufallen. „Genau hier liegt die Schwierigkeit, denn die meisten Fälle digitaler Ausspähung werden oft nur durch Zufall entdeckt.“, warnte George eindringlich. Potentielle Angriffsziele sind dabei vornehmlich die „Kronjuwelen“ eines Unternehmens, also Daten zu Innovationen oder Patenten.

Nichtdestotrotz wurden seiner Meinung nach in der Vergangenheit einige rote Linien überschritten, deren Ausmaße auch öffentlich wirksam wurden. Als Beispiel nannte er den Angriff auf den TV-Sender „TV5Monde“ in Frankreich oder die Abschaltung eines Stromkraftwerks in der Ukraine durch einen Hackerangriff. „Es warten noch zahlreiche weitere rote Linien in der Zukunft, die überschritten werden können.“, erläuterte der Sicherheitsexperte und spielte auf die Bereiche
selbstfahrender Fahrzeuge oder volldigitalisierter Fabriken an. Durch die digitale Vernetzung entstünden zahlreiche Einfallstore für Cyber-Angriffe, schon heute gingen Angriffswellen durch Bot-Netze von unter anderem digitalen Heizungsthermometern oder ähnlichem aus.

Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz steht mit seinem Cyber-Allianz-Zentrum der bayerischen Wirtschaft, Wissenschaft und Betreibern kritischer Infrastruktur mit präventiven Maßnahmen wie Vorträgen und Gesprächen zur Verfügung. In relevanten Fällen werden gezielt Warnmeldungen zu aktuellen Gefahren, verbunden mit Handlungsempfehlungen, herausgegeben. Darüber hinaus ist das CAZ in Bayern zentraler Ansprechpartner bei allen (Verdachts-)Fällen von elektronischen Attacken, bei denen von einem nachrichtendienstlichen Hintergrund ausgegangen werden kann. Die Unterstützung Betroffener erfolgt dabei absolut kostenfrei und unter zugesicherter Anonymität sowie Vertraulichkeit, wobei vor allem die digitale Forensik und weitergehende Handlungsempfehlungen im Vordergrund stehen.

Nach dem ca. einstündigen Vortrag von Referent Michael George wurde den anwesenden Besuchern Gelegenheit gegeben, Ihre aufgekommenen Fragen zu stellen. Auch bei einem anschließenden Imbiss wurden noch verschiedene Fragen zum Thema IT-Sicherheit geklärt, sodass das Ziel der Sensibilisierung an diesem Abend erreicht wurde.

Quelle und Bilder: Zukunftsinitiaive altmühlfranken – Felix Oeder

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