Achtung in der Schule

Gunzenhausen – Sie werden täglich von ihren Mitschülern geschubst und mit Beleidigungen verletzt. Jedes dritte Kind wird in seiner Schullaufbahn Opfer von Mobbing. Die Auswirkungen dieser Erfahrungen sind dabei enorm: Die Opfer leiden unter regelmäßig auftretenden Beschwerden wie Kopf-, Rücken-, Bauchschmerzen oder Schlafstörungen. Bei manchen kommt es zu massiven Schulängsten, sie ziehen sich zurück, fühlen sich wertlos und haben Suizidgedanken.

Sozialpädagogin Katharina Meister (links) mit drei Teilnehmern

Dabei spielt die Art der Schule keine Rolle. Egal ob Sonderpädagogisches Förderzentrum, Mittel-, Wirtschafts-, Realschule oder Gymnasium; mit Mobbing werden die Schüler überall in ähnlicher Intensität konfrontiert. In den letzten Jahren haben sich durch das Internet insbesondere die Formen des Mobbings erweitert. Streetworkerin Katharina Meister, die beim Diakonischen Werk Weißenburg-Gunzenhausen angestellt ist, holte die Ausstellung „Achtung in der Schule“ in die Räume der gemeinsamen Anlaufstelle von Streetwork Gunzenhausen/Muhr am See und dem Jugendmigrationsdienst, um gemeinsam mit zahlreichen Kollegen aus der Jugendarbeit mit den Jungen und Mädchen über das Thema ins Gespräch zu kommen.

„Gegenseitige Achtung ist die Voraussetzung für ein gutes Miteinander.“, stellt die erfahrene Sozialpädagogin heraus. „Dabei steht der Begriff Achtung für die Aussage: Achte darauf, was passiert.“ Für Katharina Meister ist es wichtig, dass den Kindern und Jugendlichen nahe gebracht wird, dass sie auf Mobbing nicht mit Wegschauen und Nichtbeachten reagieren. „Ignorieren unterstützt vielfach die Gewalt, die Opfer werden allein gelassen.“ Eine aufmerksame Wahrnehmung ist für sie die Voraussetzung für ein gutes Miteinander, nicht nur in der Schule.

Zu Beginn erhielten die Teilnehmer der Mädchenrealschule Hensoltshöhe, Stephani-Mittelschule, Mittelschule Gräfensteinberg, Altmühlfranken-Schule, Wirtschaftsschule und der Jugendwerkstatt Langenaltheim die Möglichkeit, die Plakate der Ausstellung kurz zu sichten. Anschließend galt es anhand eines Gewalt-Barometers, die Schüler auf das Thema einzustimmen. Sie sollten durch die individuelle Bewertung von Beispielszenen erkennen, dass manche Situationen eindeutig als Gewalt, andere aber auch unterschiedlich wahrgenommen und eingeschätzt werden können. In diesem Kontext lernten die jungen Menschen auch die Unterscheidung von seelischen und körperlichen Gewaltformen kennen. Um intensiver und offener am Thema arbeiten zu können, wurden die Klassen anschließend in Kleingruppen eingeteilt, die jeweils eine Fachkraft anleitete. Die Schüler sammelten hier in einem ersten Schritt sämtliche Verben, die ihnen zum Thema Gewalt einfielen. Die Begriffe galt es im Folgenden den Kategorien „Verbale Gewalt“, „Körperliche Gewalt“, „Gewalt gegen Sachen (Vandalismus)“ und „Psychische Gewalt (seelische Verletzung)“ zuzuordnen. In diesem Zusammenhang kam immer auch der Begriff „Mobbing“ ins Spiel und die Unterscheidung des Gewaltbegriffes wurde erarbeitet. „Als Mobbing wird eine konflikthafte Kommunikation in der Schule zwischen Schülern sowie zwischen Lehrern und Schülern bezeichnet. Dabei wird eine Person, von einer oder einigen Personen systematisch, oft und über längere Zeit mit dem Ziel, bewusst geschädigt zu werden, direkt oder indirekt angegriffen.“, macht Katharina Meister deutlich.

Nun setzten sich die Jungen und Mädchen mit folgender Fragestellung auseinander: Was ist Mobbing und welche Arten von Mobbing gibt es? Dabei erarbeiteten die Siebt- bis Neuntklässler die drei Rollen, die an jedem Mobbing beteiligt sind: Täter, Opfer und Zuschauer. Insbesondere auf die neue Form des Cybermobbings wurde ausführlich eingegangen: Telefonterror, Abbildungen, Beleidigungen ins Internet stellen und verletzende Sprachnachrichten über Messenger-Dienste wie WhatsApp offenbaren neue Dimensionen des Schikanierens. Die Schüler erhielten nun noch Situationen von Mobbing in der Schule. Einer übernahm die Rolle des Mobbingopfers, einer die des „Mobbers“ und mehrere die Rollen der Unbeteiligten. Es galt zu ergründen, welche besondere Bedeutung den Zuschauern zukommt, schließlich hängt der Verlauf des Schikanierens stark von deren Verhalten ab. „Auf welche Seite stelle ich mich? Unterstütze ich das Opfer? Obwohl gerade das so schwer ist, wie kann mir das gelingen?“; waren einige der Fragen, die die Schüler beschäftigten.

Die Jungen und Mädchen kamen schließlich nochmals zurück in die Großgruppe, diskutierten abschließend, wo man Hilfe bekommen kann, wenn man selbst betroffen ist und wie man anderen helfen kann, die sich in der Situation von Gewalt befinden.

Die Durchführung des Präventionsprojektes, mit dem über 500 Schüler erreicht wurden, leiteten neben der Initiatorin Katharina Meister jeweils drei Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen der Jugendhilfe an: Joana Sämann und Johannes Kosok (Jugendzentrum Gunzenhausen), Annelore Marks und Patricia Wöbken (Eltern- und Jugendberatung), Svenja Memet (Suchtberatung), Thomas Pfaffinger (Jugendsozialarbeit an der Stephani-Mittelschule und Jugendmigrationsdienst), Veronika Schmalz (Jugendsozialarbeit an der Altmühlfranken-Schule), Eva-Maria Rühl (Jugendgerichtshilfe), Bettina Grundmann (Berufseinstiegsbegleiterin), Daniel Guckenberger (Jugendwerk Langenaltheim) sowie die Studenten Christian Eischer, Malina Meral Ilbas und Hannah Hartinger.

Quelle und Bild: Jugendmigrationsdienst Gunzenhausen – Thomas Pfaffinger

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