Lesermeinungen zur Grundwasserentnahme in Treuchtlingen

Gunzenhausen – Zur geplanten Steigerung der Wasserentnahmemenge aus dem Grundwasser in Treuchtlingen erreichten uns zwei Leserbriefe aus Weißenburg. Wir kommen hier unserer presserechtlichen Verpflichtung zur Veröffentlichung dieser Meinungsäußerungen nach. Die Inhalte sind der Beiträge sind die Meinungen der Verfasser und sprechen nicht für die Meinung der Redaktion.

Ermessensentscheidung

In einer Pressemitteilung der Stadt ist nachzulesen, dass „die Verpflichtung der Stadtwerke Treuchtlingen, eine stets sichere und zuverlässige öffentliche Wasserversorgung zu gewährleisten, hiervon in keinster Weise betroffen ist.“ Klar, Treuchtlingen versorgt seine Bürger mit Trinkwasser aus dem Lech-Gebiet, also mit Fernwasser. Und wenn es um Gefahren für das Weißenburger Trinkwasser geht, gibt es ja neuerdings ein Gutachten des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach. Die höchst kritische Haltung dieser Behörde aus vorherigen Jahren gehört der Vergangenheit an.
Wir Weißenburger sind sehr gespannt auf jedes neue Argument der Wasserwirtschaft und werden es kritisch hinterfragen. Tiefengrundwasser stellt die eiserne Reserve für die Versorgung der Bevölkerung in besonderen Not- und Krisenfällen dar, bei deren Verwendung ein besonders strenger Maßstab an eine sparsame Nutzung anzulegen ist. Diese Feststellung traf das Bayerische Umweltministerium im Oktober 2017 auf eine schriftliche Anfrage in Landtag und stellte weiter fest, dass derzeit alleine in Bayern die jährliche gewerbliche Entnahme von 10 Milliarden Litern (!) Tiefengrundwasser zur Herstellung von Mineralwasser durch die zuständigen Behörden gestattet ist.
„Wer Wasser produziert, braucht mehr Wasser“, sagt Bürgermeister Werner Baum dazu. Also noch mehr als die 10 Milliarden Liter? Nicht wirklich, oder?
Insbesondere, wenn man bedenkt, dass das „Altmühltaler Mineralwasser“ in Plastikflaschen abgefüllt durch ganz Deutschland kutschiert wird, um es schließlich für billigstes Geld bei Discountern zu vermarkten. Passt all das in eine Zeit, in der wir Trockenheit und Hitze erleben, in der Schüler für den Klimaschutz auf die Straße gehen und in der wir nicht ahnen können, wie viel Wasser wir bei geänderten klimatischen Verhältnissen in 20 Jahren brauchen werden. Hat das Gutachten des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach auch darauf eine Antwort? Über die von den Stadtwerken Treuchtlingen beantragte wasserrechtliche Erlaubnis zur Entnahme von Tiefengrundwasser aus ihrem Nagelbergbrunnen hat das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen nach pflichtgemäßem Ermessen zu entscheiden. Wird tatsächlich nur das wasserwirtschaftliche Gutachten über ein „Ja“ oder „Nein“ entscheiden? Müssen bei dieser Entscheidung nicht auch Argumente wie der sparsame Umgang mit Tiefengrundwasser und die bereits in Bayern gestattete jährliche Entnahme von 10 Milliarden Litern (!) Tiefengrundwasser zur Herstellung von Mineralwasser eine Rolle spielen? Muss hier nicht auch berücksichtigt werden, dass „Altmühltaler“ bereit jetzt schon 250 Mio. Liter Tiefengrundwasser entnimmt?

Sabine Käsberger Weißenburg

Dürfen die das wirklich?

Vor einer Produktionsverlagerung an den Stadtrand von Treuchtlingen gibt es nach Aussage von Günter Kutschera, Geschäftsführer von „Altmühltaler“ noch „massive Bedingungen, die erfüllt werden müssen“. Und Bürgermeister Baum meint dazu,“ dass die Aussiedlung zwingend mit Zugeständnissen bei der Fördermenge einhergehen werde“. Deshalb beabsichtigt die Stadt Treuchtlingen jetzt mit ihren Stadtwerken 300 Mio. Liter Tiefengrundwasser an „Altmühltaler“ zu verkaufen. 0,01 Cent pro Liter soll sie für die Verpachtung des Nagelbergbrunnes bekommen, so die Süddeutschen Zeitung vom 26.4. 2019. Klingt irgendwie nach Deal. Darf die Stadt Treuchtlingen eigentlich so einfach bestes Tiefengrundwasser an einen gewerblichen Nutzer wie „Altmühltaler“ verkaufen? Ich meine nein. Gemeinden haben die Aufgabe Daseinsvorsorge für ihre Bürger und Betriebe zu betreiben, also für den Strom, das Gas und das Trink- und Brauchwasser zu sorgen. Der Verkauf von Tiefengrundwasser an ein Mineralwasserunternehmen hat mit Wasserversorgung im Sinne von Daseinsvorsorge nichts zu tun. Ein solcher Verkauf ist einfach nur ein Geschäft. „Wer Kunststoff oder Metall produziert und sich vergrößert braucht mehr Kunststoff oder Metall. Und wer Wasser produziert, braucht mehr Wasser“, sagt der Bürgermeister von Treuchtlingen. Stimmt! Aber es ist sicherlich nicht Aufgabe einer Gemeinde einem gewerblichen Unternehmen Kunststoff oder Metall zu verkaufen und schon gleich gar nicht Tiefengrundwasser, nur damit das sich vergrößern und seine Produktion möglichst kostengünstig verlagern kann. Das Stichwort lautet: Unzulässige wirtschaftliche Betätigung oder etwas gröber ausgedrückt: Unzulässiger Deal. Die Stadt Treuchtlingen wird also meiner Meinung nach das Wasser, das sie dem Nagelbergbrunnen entnehmen will gar nicht an „Altmühltaler“ verkaufen dürfen. Welchen Sinn macht dann eigentlich der Antrag der Stadtwerke Treuchtlingen auf Erlaubnis der Entnahme von Tiefengrundwasser? Probeweise oder endgültig spielt da keine Rolle.

Bernhard Amend Stadtrat in Weißenburg, CSU-Fraktion

Ein Kommentar

  1. „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ (Weisheit der Cree)
    Trinken werden wir es auch nicht können.
    Es stellt sich tatsächlich die Frage, warum ein Testlauf zur Entnahme von noch mehr kostbaren Trinkwassers von einer öffentlichen Stelle genehmigt wird, wenn doch zuvor schon festgestellt wurde, dass mehr Wasser entnommen wird als wieder nach kommt?
    Sind in unserer doch eher wasserarmen Region tatsächlich die Interessen einer Unternehmung über das Gemeinwohl und den Schutz des Trinkwassers zu stellen? Meiner Ansicht nach geht dies gerade in Zeiten des Klimawandels, extrem trockener Sommer und von Plastikmüll verstopften Meere in eine vollkommen falsche Richtung.

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