„Eine große Chance für die ganze Region“

Gunzenhausen – Jetzt ist es offiziell: Der französische Konzern Center Parcs plant eine Ferienanlage auf dem Gelände des ehemaligen Munitionslagers bei Langlau. Die sanierungsbedürftige Brache könnte damit zu einem wichtigen Motor für den Tourismus werden: Von einer ganzjährigen Saison und einer längeren Aufenthaltsdauer der Gäste würde die ganze Region profitieren, da ist sich Altlandrat Gerhard
Wägemann, der erste Vorsitzende des Tourismusverbands Fränkisches Seenland, sicher. Umso wichtiger ist es für ihn, dass sich nicht nur die lautstarken Kritiker des Projekts Gehör verschaffen.

Altlandrat Gerhard Wägemann

„Der Brombachsee bleibt natürlich rundum zugänglich, auch wenn die Ferienanlage gebaut werden sollte“, betont Wägemann. Es stehe gar nicht zur Debatte, einen Uferabschnitt zu verkaufen und damit das Alleinstellungsmerkmal des Fränkischen Seenlands – die Zugänglichkeit der Seen – aufzugeben. Überhaupt ließen sich die Center-Parcs-Pläne durchaus gut mit den Markenkernwerten der Urlaubslandschaft vereinbaren: Die besonders bei Familien beliebte Ferienanlage für jedes Wetter
würde den Kontrastreichtum erhöhen. Die Angebote sind ideal für Sportbegeisterte, wobei das Freizeitbad gegen Eintritt auch Einheimischen offen stünde. Und wie eine vergleichbare Anlage im Allgäu zeigt, würden Ausflüge sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern den Park mit der Region verbinden, sodass Gäste auch deren echt fränkischen Charakter erleben könnten.

Volle Strände nur an den Hochsommerwochenenden

Die grundsätzliche Bedeutung des Tourismus für das Fränkische Seenland ist eigentlich unbestritten. Als der Bayerische Landtag vor 50 Jahren grünes Licht für den Bau der Seen gab, eröffnete der Beschluss den Einwohnern des landwirtschaftlich geprägten Landstrichs eine dringend benötigte Zukunftsperspektive. Das riesige Projekt stieß auf breite Zustimmung. Zu den wenigen Gegnern gehörte damals der Bund Naturschutz, der jetzt auch die Center-Parcs-Pläne scharf kritisiert. Der Protest kommt diesmal aber auch von anderen Seiten. „Beim Bau des Fränkischen Seenlands
hat man großen Wert darauf gelegt, die Leute umfassend über alle Schritte zu informieren“, weiß Altlandrat Wägemann. „Das müssen wir auch diesmal schaffen, um zu zeigen, dass sich hier eine große Chance für die ganze Region bietet.“ Denn trotz der positiven Entwicklung bei den Übernachtungszahlen in den Vorjahren läuft im Tourismus längst nicht alles perfekt. Eines der wichtigsten Ziele ist schon seit Jahren die Gewinnung neuer Unterkünfte. „Zwischen 2009 und 2019 hat sich die Bettenzahl von 7.491 auf nur noch 4.599 reduziert“, erklärt Hans-Dieter Niederprüm, der Geschäftsführer des Tourismusverbands Fränkisches Seenland. Ein Grund dafür sei die kurze Saison. Die Bilder von vollen Stränden – und vollen Straßen –, die man aus den Medien kennt, stammen von den heißen Hochsommerwochenenden. Dann kommen besonders viele Tagesausflügler an die Seen. Diese geben jedoch im Schnitt weniger Geld aus als die Übernachtungsgäste und sind für die Wertschöpfung in der Region deutlich weniger attraktiv.

Neue Gäste, die länger bleiben

Mit der Center-Parcs-Anlage kämen nach aktuellen Informationen nicht nur viele neue Ferienhäuser auf einen Schlag dazu, die Gäste bleiben im Schnitt auch noch 5 Tage – momentan kommt die Ferienlandschaft nur auf eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,8 Tagen. Hinzu kommt, dass die Center Parcs ganzjährig genutzt werden, während es bisher rund acht Monate im Jahr eher ruhig ist an den Seen. Die Gefahr, dass andere Anbieter verdrängt werden könnten, sieht Niederprüm nicht: „Im
Gegenteil, wir könnten viele neue Erstgäste gewinnen, die die Region noch bekannter machen würden. Allein schon mit dem Namen ‚Center Parcs Fränkisches Seenland‘ ließe sich der Bekanntheitsgrad enorm steigern.“

Erfahrungen zeigen außerdem, dass die finanziell gut aufgestellten Center-Parcs-Urlauber durchaus Lust haben, die Umgebung zu erkunden: Bei der Anlage bei Leutkirch im Allgäu sind es laut Center Parcs 60 Prozent der Gäste, die Ausflüge unternehmen. Davon könnten viele regionale Freizeitanbieter, Gastronomen, Einzelhändler und Direktvermarkter im Fränkischen Seenland profitieren. Im Allgäu wurden beim Bau der Anlage außerdem lokale Firmen bedacht. Es entstanden Hunderte von Arbeitsplätzen. Einkommenssteuer und Kurtaxe spülen zusätzliche Einnahmen in die Gemeindekassen.

Nachhaltige Häuser statt Bunker und Munition

Noch ist das rund 150 Hektar große Gelände des ehemaligen Munitionslagers in Langlau eingezäunt und abgesperrt, der Boden unter dem Fichtenwald steckt voller Munition und anderer Altlasten. Die Kosten für die Sanierung muss der zukünftige Käufer tragen. Center Parcs wäre dazu bereit, schließlich hat man im Allgäu auf einem ähnlichen Gelände gebaut. Die Anlage in Leutkirch wurde darüber hinaus von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet, im Fränkischen Seenland überlegt das Unternehmen sogar, noch weiter zu gehen und eine innovativ-ökologische Musteranlage zu errichten. Auch deshalb sind die Tourismus-Experten überzeugt: Sollten die Center-Parcs-Pläne umgesetzt werden, wäre es ein Gewinn – für die Umwelt ebenso wie für alle, die vom Tourismus leben.

Quelle: Tourismusverband Fränkisches Seenland – Hans-Dieter Niederprüm

Ein Kommentar

  1. Wer das glaubt was in diesem Artikel steht, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann. Kein kritisches Wort…packt die vorhandene Infrastruktur das überhaupt, 1 Million erwartete Gäste heißt etwa 250.000 Fahrzeuge mehr auf den jetzt schon zuweilen stark beanspruchten Straßen, deutlich erhöhter Wasserverbrauch, größere Kläranlage usw. Die Region wird in einem überschaubaren Rahmen profitieren, Centerpark ist ein autarkes System, das Umland ist hier nur zweitrangig bzw. Staffage. Die Liste der offenen Fragen lässt sich weiter fortsetzen. Aber am meisten stört mich wie so oft die Politik der vollendeten Tatsachen. Wäre der Ein oder andere Politiker vor der letzten Kommunwahl mit diesen Plänen an die Öffentlichkeit gegangen…wer weiß wie die Ergebnisse ausgefallen wären.

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