Fortsetzen der AstraZeneca-Impfungen am Impfzentrum Altmühlfranken

Gunzenhausen – Die Impfungen gegen das Corona-Virus mit dem Impfstoff von AstraZeneca werden wiederaufgenommen. Am Impfzentrum Altmühlfranken in Gunzenhausen werden in dieser Woche wieder rund 500 Impftermine mit AstraZeneca angeboten.

Dr. med. Peter Löw aus Treuchtlingen ist innerhalb der Führungsgruppe Katastrophenschutz als Koordinierungsarzt bestellt. Außerdem fungiert er im Impfzentrum Altmühlfranken als Impfarzt im mobilen Impfteam.
(Bildnachweis: Dr. Peter Löw)

Personen, deren Termin aufgrund des Impfstopps storniert wurden, können nun im Impfportal unter www.impfzentren.bayern im bestehenden Account einen neuen Termin vereinbaren. Per Telefon angemeldete Personen werden vom Impfzentrum mit einem neuen Terminangebot angerufen. Alle Impfwilligen sind aber weiter in BayIMCO registriert und werden daher auch „nicht neu eingereiht“.

Das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen hat aufgrund des Impfstopps mit AstraZeneca den Koordinierungsarzt im Landkreis Dr. med. Peter Löw aus Treuchtlingen um seine Einschätzung des Impfstoffes von AstraZeneca gebeten:

Herr Dr. Löw, wie bewerten Sie die Kritik rund um den AstraZenca Impfstoff?

Rein medizinisch halte ich die Kritik nicht für gerechtfertigt. Der Impfstoff ist gut wirksam und mit der Vergrößerung des Abstandes von erster zu zweiter Impfung auf neun bis zwölf Wochen ist er mit allen anderen Impfstoffen gut vergleichbar. Es ist ein Image-Problem, welches schon bei den Bestellungen durch die Europäische Union begann, sich mit der Zulassung nur für unter 65-Jährige fortsetzte und mit der kürzlichen Neubewertung durch das Paul-Ehrlich-Institut und dem Impfstopp einen Höhepunkt findet.

Warum wurde der Impfstopp notwendig?

Der Grund für die Entscheidung war, dass 6 Frauen und ein Mann bei ca. 1,7 Millionen verimpften Dosen über zufällig an einem höchst seltenen, sogenannten spontanen Heparin induzierten Thrombopeniesyndroms erkrankt waren, was durch Aktivierung der Gerinnung zu Thrombosen führen kann. Die Krankheit trat im Gegensatz zum Namen hier ohne externe Heparingabe auf und führte bei den Betroffenen zu sogenannten Sinusvenenthrombosen im Gehirn. Drei dieser Menschen sind verstorben und es sollte ein Zusammenhang mit der Impfung geklärt werden. Insgesamt hat man in Europa 13 Personen gefunden und man diskutiert eine Aktivierung der Blutplättchen durch die Impfung.
Das Vorgehen war für mich verständlich, da es sich hier um eine ganz andere Krankheit handelt als eine Beinvenenthrombose, bei der sich ein Gerinnsel löst und in der Lunge stecken bleibt. In den Sensationsmedien häufen sich ja seit einiger Zeit Meldungen, dass der AstraZeneca Impfstoff Thrombosen und Lungenembolien mache. Wichtig an der Stelle ist zu betonen, dass dies alle Corona Impfstoffe verursachen können, aber gemäß der Literatur nur 50 bis 60 Thrombosen und Lungenembolien auf 10 Millionen Impfungen. Die Gefahr, im Rahmen einer Covid-19 Erkrankung an einer Thrombose mit Lungenembolie zu erkranken, ist um ein Vielfaches höher.

Welche Auswirkungen haben die festgestellten Nebenwirkungen auf den Einsatz des Impfstoffes?

Ich gehe davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der Immunthrombopenie bei 4-7 Fälle auf 1 Million Impfungen geschätzt werden wird. Das liegt im Bereich aller seltenen Impfnebenwirkungen. Über dieses Risiko kann man jetzt aufklären. Die Krankheit ist jetzt bekannt. Da sie im Bewusstsein in den Vordergrund gerückt ist, könnte sie frühzeitig entdeckt und behandelt werden. Mit der Information, dass die Fälle alle bei Personen unter 60 Jahren aufgetreten sind, könnte man ältere Patienten beruhigen und viele in dieser Altersgruppe impfen. Auf jeden Fall spricht die Einnahme der Pille oder das Leiden an Krampfadern nicht gegen eine Impfung mit AstraZeneca.

Gibt es denn Möglichkeiten das Risiko von Nebenwirkungen bei den Impfstoffen zu minimieren?

Ich formuliere es einmal so: Mit Smarties kann man Covid nicht bekämpfen! Mit Nebenwirkungen muss ich rechnen. Wichtig ist immer eine gute Impfaufklärung. Meistens passiert gar nichts. Schmerzen und Schwellung am Arm, Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost, grippales Krankheitsgefühl wären gut möglich und kennt jeder auch aus anderen Situationen. Die Einnahme von Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin kann bei diesen Symptomen gut helfen. Innerhalb weniger Tage ist die Symptomatik dann wieder abgeklungen.

Warum treten besonders beim AstraZeneca diese Nebenwirkungen auf?

Unsere Praxis hat im Rahmen der bisherigen Teilnahme an den „mobilen Impfteams“ in den Alten-, Pflege- und Behindertenheimen des Landkreises schon zahlreiche Personen geimpft. Ich würde nicht sagen, dass AstraZeneca andere Nebenwirkungen hat. AstraZeneca hat die üblichen Impfnebenwirkungen wie alle Covid-Impfstoffe, aber leider immer bei der ersten Impfung. Dafür ist die zweite Impfung dann meist ohne jegliche Nebenwirkung. Umgekehrt ist die erste Impfung bei dem Biontech Impfstoff meist gut verträglich und die Nebenwirkungen treten bei der zweiten Impfung auf, wie wir oft erlebt haben. Die Reaktogenität, also die Wahrscheinlichkeit, auf den Impfstoff Nebenwirkungen zu bekommen, ist bei jüngeren Leuten höher als bei den Älteren. Bis jetzt wurden ja meist nur Erstimpfungen durchgeführt, die älteren Personen mit Biontech, wo die „heftigere“ Impfung oft noch aussteht und die jüngeren Personen mit AstraZeneca, die von Haus aus mehr reagieren und gleich zuerst mit den Nebenwirkungen der Erstimpfung konfrontiert wurden. Also ist es eher eine Frage der situativen Wahrnehmung und der unterschiedlichen Reaktogenität der Impfgruppen.

Quelle: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen – Claudia Wagner

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