„Spielglück – Glücksspiel“

Gunzenhausen – Die interaktive Ausstellung „Spielglück – Glücksspiel“ fand in den vergangenen Wochen ihren Platz in den Räumen der Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen. Sie war in Gunzenhausen in der Anlaufstelle „Streetwork“ zu finden und klärte dort gut 400 Schüler über verschiedene Formen von Glücksspiel auf, zeigte Wege aus einer möglichen Sucht und regte die Jugendlichen dazu an, sich Gedanken über ihr zukünftiges Leben zu machen. Initiiert wurde das präventive Projekt, in das eine Vielzahl an Fachkräften der Jugendhilfe eingebunden war, durch die hiesige Streetworkerin Katharina Meister sowie die Präventionsfachkraft der Suchtberatung Svenja Memet. Vertrieben wird die Ausstellung durch das Präventionszentrum der SIT Suchthilfe in Thüringen, Erfurt.

Mitglieder der Jugendwerkstatt Langenaltheim

„Schön, dass ihr da seid“, begrüßt Katharina Meister die Neuntklässler der Stephani-Mittelschule, die heute die Ausstellung durchlaufen. Neugierig werfen die Teenager einen Blick durch die Räume des „Streework“, in dem neben der mobilen Jugendarbeit auch der Jugendmigrationsdienst beheimatet ist, wobei sie zuerst eine Art Spiele-Teppich entdecken. Dieser dient der Sozialpädagogin als thematischer Einstieg. Die Jugendlichen setzen sich dabei mit einer Auswahl unterschiedlicher Spiele-Varianten auseinander und ordnen diese in Kategorien wie Rollenspiel, Geschicklichkeitsspiel, Gesellschaftsspiel oder eben auch Glücksspiel ein. Bei manchen Begriffen wie „Bingo“, „Aktion Mensch“ oder „Tombola“ fällt dies den Jungen und Mädchen gar nicht so einfach. Schnell kommt das Gespräch auf das eigene Freizeitverhalten zu sprechen: „Welche Rolle spielt denn Spielen in eurer eigenen Freizeit?“

Nach einer kurzen Diskussion geht es weiter zur zweiten Station: Zukunftsvision. Die Teilnehmer können verschiedene Magnetkarten finden und werden dort aufgefordert, sich eine Geschichte zusammenzustellen, die eine interessante Lebensplanung eines Mädchens oder Jungen darstellt. „Durch die Karten angeregt, fällt es den Teilnehmern leicht, eine Lebensgeschichte kreativ zu entwickeln“, erläutert Katharina Meister ihre Erfahrungen aus der Ausstellung. Sie wirft immer wieder Fragen ein, wie „Was wäre passiert, wenn die Hauptperson im Lotto gewonnen hätte?“ und bringt die Schüler dazu, sich kritisch mit den Aspekten von Glücksspiel auseinanderzusetzen. Darum geht es schließlich ausführlich bei „Pro und Contra“ – der dritten Station der Ausstellung. Hier bekommen die Teilnehmer nähere Informationen zur Glücksspielsucht und deren möglichen Folgen. Zunächst wird darauf eingegangen, welche Wirkung das Glücksspiel auf den Spieler haben kann. Einige der heutigen Teilnehmer können selbst schon von Erfahrungen am Spielautomaten berichten – deutlich bevor sie das 18. Lebensjahr vollendet haben. Eigentlich ist der Besuch von Spielhallen gesetzlich erst ab 18 Jahren erlaubt. „Gerade Spielautomaten besitzen nämlich ein hohes Gefährdungspotenzial! Es kommt nicht selten zu einer Sucht!“, macht Svenja Memet deutlich. Sie belegt dies sogleich mit Zahlen: „Etwa 80 Prozent derjenigen, die wegen Spielsucht eine Behandlung wahrnehmen oder beispielsweise die Suchtberatung aufsuchen, spielen an Geldspielgeräten mit Gewinnmöglichkeit.“ Den Jungen und Mädchen wird im weiteren Gespräch schnell klar, dass das Glücksspielen den Betroffenen sehr stark einschränkt, ihm viele Möglichkeiten raubt und letztendlich zu massiven sozialen, finanziellen und sogar körperlichen Folgen führen kann.

Mitglieder der Klasse 9bM der Stephanie-Schule

An der vierten Station geht es schließlich um „Geld und Glück“: Das Zusammenstellen eines fiktiven Monatsbudgets soll den Teilnehmern die Möglichkeit geben, sich bewusst zu werden, welche Kosten monatlich auf einen Haushalt zukommen. „Wo bleibt denn da überhaupt noch das Geld, um ins Casino zu gehen?“, bringt es schließlich einer der Teilnehmer für sich auf den Punkt. Eine wertvolle Erkenntnis, die ihn im späteren Leben einmal vor der Schuldenfalle bewahren könnte.

Abschließend dürfen die Schüler bei „Glücksspiel“ selbst noch die Erfahrung an einem legalen Glücksspiel machen. Sie erleben, dass Spiele immer dann besonders erregende Erlebnisse sind, wenn es Gewinnmöglichkeiten gibt. Zwar gewinnt man hier nur Süßigkeiten, doch einige riskieren zu viel – und sitzen letztlich ohne da. Die Fachkräfte gehen an dieser letzten Station vor allem auf die Gefühle ein: „Wie ist es euch gegangen, als klar war, dass ihr keine Gewinner seid?“

Um die Durchführung der Ausstellung stemmen zu können, war die Mitwirkung vieler weiterer Personen, die in der Jugendarbeit tätig sind, nötig. Die beinahe 400 Schüler von der Stephani-Mittelschule, Altmühlfranken-Schule, Mittelschule Haundorf-Gräfensteinberg, Jugendwerkstatt Langenaltheim sowie vom Simon-Marius-Gymnasiums wurden neben den Organisatorinnen von den folgenden Fachleuten durch die Ausstellung geführt: Stephanie Göggerle, Patricia Wöbken und Christopher Sand (Eltern- und Jugendberatung), Luisa Baumgärtner (Ehrenamtliche und Studentin), Joana Sämann (Jugendzentrum), Daniel Guckenberger und Kerstin Eberle (Jugendwerkstatt Langenaltheim), Carola Schmidt, Silvia Loy und Veronika Schmidtpeter, Janette Bauer (Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen), Thomas Pfaffinger (Jugendmigrationsdienst und Jugendsozialarbeiter an der Mittelschule), Bettina Grundmann, (Berufseinstiegsbegleitung) sowie Julian Kunze (Praktikant der Fachoberschule). Für Oktober 2019 ist darüber hinaus geplant, dass die Ausstellung ihren Platz in Weißenburg findet und dort von Schulklassen besucht werden kann.

Quelle und Bilder: Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen – Thomas Pfaffinger

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