Stadtrat Peter Reitmaier will „kalte Nahwärmenetze“ für neue Baugebiete

Gunzenhausen – Stadtrat Peter Reitmaier aus Laubenzedel beantragt bei Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bei zukünftigen neu ausgewiesenen Wohngebieten in Gunzenhausen und seinen Ortsteilen die Möglichkeit zur Errichtung eines sogenannten „kalten Nahwärmenetz“ mit einer Kombination aus Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu prüfen und bei Eignung deren Umsetzung anzustreben.

Peter Reitmaier, Stadtrat der Gemeinschaftsliste von Piraten und der Linken

Hinter dem Begriff „kalte Nahwärmenetze“ verbirgt sich die zentrale Versorgung von Wohnhäusern mit Wärmeenergie, die aus der Umwelt in unmittelbarer Nähe des Gebietes gewonnen werden. Zentrale
Erdwärmekollektoren versorgen die Wohngebäude per Nahwärmenetze mit umweltschonender Heizenergie. Ein solches kaltes Nahwärmenetz ist besonders dafür geeignet Neubausiedlungen mit
Niedrigenergiehäuser und Passivhäuser kostengünstig und umweltschonend mit Erdwärme zu versorgen, ohne das der Bauherr selber Erdsonden oder Erdkollektoren auf seinen Grundstück erstellen müsste. Der Vorteil von Erdwärmepumpen durch den konstanten Nutzungsfaktor im Vergleich zu Luftwärmepumpen ist so, für alle Siedlungsbewohner unkompliziert realisierbar. Kalte Nahwärmenetze versorgen heute schon in Deutschland Siedlungen mit 80 bis 400 Wohngebäuden.

Die Temperaturen in diesem Nahwärmenetz sind dabei deutlich niedriger als bei der bekannten Fernwärme, so dass nahezu keine „Lieferverluste“ entstehen. Mittels einer hocheffizienten Wärmepumpe im Gebäude wird anschließend das gewünschte Temperaturniveau hergestellt. Das Prinzip kann im Sommer auch zum Kühlen der Räume genutzt werden. Den Strom erhalten die Wärmepumpen bevorzugt von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Einfamilienhäuser.

Eine nötige Bewerbungsphase ermittelt einen geeigneten Quartierversorger, hier könnte sich z.B. auch die Stadtwerke Gunzenhausen erstmalig an ein neues, innovatives und wirtschaftliches Projekt wagen.

Vorteile:

• Keine kostenintensive Investitionen in Heizungssysteme des Bauherrn nötig
• Geringe Wartungs- und Unterhaltskosten
• Gebäudekühlung (Naturkühlung) im Sommer möglich
• Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben (EEWärmeG)
• Umweltfreundlich (geringe CO2-Emission, geringe Feinstaubbelastung, hohe Energieeffizienz,
Verwendung von regenerativen Energien)
• Heizkosten unabhängig von Gas- und Ölpreisentwicklung

Rahmenbedingungen:

Die zu Jahresbeginn 2020 verbesserten Bedingungen im BAFA-Förderprogramm Wärmenetze 4.0,
das seit Anfang 2020 Kommunen, Wohnungswirtschaft und Eigenheimbauer noch stärker unterstützt
sorgen für eine wirtschaftlichen Betrieb. Mit dem Förderprogramm soll vorrangig die Umstellung von
großen konventionellen Fernwärmenetzen auf erneuerbare Energien unterstützt werden. Aber auch
Neubaugebiete können von der Förderung profitieren, wenn sie innovativ geplant werden und z.B.
kalte Nahwärme nutzen. Besonders vorteilhaft ist dabei, dass mit dem Programm auch PV-Anlagen

gefördert werden können. Dadurch ist eine kostengünstige und klimaneutrale Stromversorgung
künftig auch ohne EEG-Förderung möglich. Mit den neuen Förderbedingungen erhalten klimaneutrale
Neubauprojekte bis 50 % Förderung für die Planung und für die Investition. Damit ist eine wirklich
klimaneutrale und kostengünstige Versorgung für alle erschwinglich geworden.

Begründung:

„Echte Klimaneutralität“ – muss die zukünftige Devise lauten, wir können nicht damit zufrieden sein
übliche CO2-Emissionen einzusparen. Deshalb ist es nötige klimaneutrale Energiekonzepte zu
finden, mit der ein Neubaugebiet wirklich klimaneutral mit Strom, Wärme und Mobilität versorgt
werden kann. Das Ergebnis ist ein kaltes Nahwärmenetz mit Photovoltaik und Wärmepumpe. Es
gewinnt die nötige Wärme aus dem Erdreich und setzt auf Solarstromanlagen auf den Dächern der
EFH und MFH, die den erforderlichen Strom für die Wärmepumpen und die Haushalte liefern. Alle
Anlagen könnten digital vernetzt und intelligent gesteuert werden, um möglichst viel des
kostengünstigen Sonnenstroms direkt vor Ort zu nutzen, zum Beispiel für zwingenden einzuplanende
Ladesäulen.

Beispiel „Stadtwerke Bad Nauheim“:

Die Stadtwerke Bad Nauheim versorgt die zukünftigen Bewohner des Baugebiets Bad Nauheim Süd.
Das Baugebiet, auf dem ca. 400 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern entstehen werden,
wird durch einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien versorgt. Dazu beliefern die Stadtwerke die
Eigentümer neben der kalten Nahwärme natürlich auch mit Strom, Wasser, Highspeed Internet,
installiert bei Bedarf Photovoltaikanlagen und bietet Lademöglichkeiten für die E-Mobilität.
Für das kalte Nahwärmenetz in Bad Nauheim Süd beträgt der Primärenergiefaktor PFW = 0,46. Mit
diesem Wert haben Kunden die Möglichkeit einen sehr guten KfW-Effizienzhaus-Standard zu
erreichen, um somit etwaige KfW-Tilgungszuschüsse in der Hausfinanzierung zu beantragen.

Wärmeversorgung durch Geothermie

Kalte Nahwärme macht sich die konstante Bodentemperatur von ca. 10° C zunutze, die ab einer
gewisse Tiefe ganzjährig vorherrscht. Die Erdwärme wird mithilfe von Kollektoren – sogenannten
Boden-Klima-Tauschern – gewonnen, die in 1,5m und 3m Tiefe in den Boden eingelassen werden.
Ein Wasser-Glykol-Gemisch nimmt die Erdwärme auf und transportiert sie über unterirdisch verlegte
Leitungen auf die Grundstücke im Wohngebiet. Im Inneren der Gebäude sorgen Wärmepumpen für
einen Temperaturanstieg für Heizung und Warmwasser.

Verglichen mit der klassischen Fernwärme entstehen keine Wärmeverluste. Die Wärmepumpen
werden von den Stadtwerken Bad Nauheim geliefert, montiert und gewartet.

Quelle und Bilder: Peter Reitmaier Stadtrat – Piratenpartei

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