Veranstaltung

Georg Berghofer las Wilhelm Busch

Gunzenhausen – Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre,

Gerd Berghofer präsentierte Wilhelm Busch

hätte Wilhelm Busch Maschinenbauer werden sollen. Doch der junge Busch wollte lieber Landschaften als Maschinen malen, zeichnete von jeher gerne und so wechselte er zum Studienfach Kunst. Seine Bildergeschichten waren schon zu Lebzeiten populär und Wilhelm Busch ein reicher Mann, der sich von seinem Geld weite Reisen und den Genuss von Zigarren und allerlei anderen Tabakwaren leistete. Mehrmals in seinem Leben erkrankte er schwer: In jungen Jahren laborierte er an Typhus, später lautete die Diagnose zweimal „Nikotinvergiftung.
Bis heute ist Wilhelm Busch (1832-1908) als Zeichner von Bildgeschichten und mit Wortwitz ausgestatteter Dichter geschätzt. So waren auch in der Stadt- und Schulbücherei beim Abend zu Ehren des Erfinders von „Max und Moritz“ mit Gerd Berghofer alle Stühle besetzt und der sprachgewaltige Rezitationskünstler setzte die gereimten Possen gekonnt in Szene. In der Pause wurde dann ganz im Sinne von Witwe Bolte die Schöpfkeller geschwenkt und Ulrike Zatschkers leckere Kürbissuppe serviert.
Gerd Berghofer begann sein Programm mit einem gereimten Rezept vom Pfannkuchen und Salat. Aus diesem Gedicht, in dem die Liese den Eierteig in der Pfann prickelt, stochert, rüttelt, schüttelt, lockert und lüftet, gibt es auch die von vielen Hausfrauen zitierte Redewendung zur Zubereitung von Kartoffelsalat: „Denn heiß geschnitten nur allein, kann der Salat geschmeidig sein.“ Der Genussmensch Busch wusste Bescheid und interessierte sich für die kleinen Alltagsdinge.
So hatte der Künstler des Volkes Seele immer im Blick, während er sich allerhand Schwierigkeiten mit der Kirche einhandelte. Die auch wegen Äußerungen wie diesen Vers aus der Gedichtsammlung „Kritik des Herzens“: „Wie schad, daß ich kein Pfaffe bin. Das wäre so mein Fach. Ich bummelte durchs Leben hin und dächt‘ nicht weiter nach.“
Auch den Möchtegern-Dichter hält Busch den Spiegel vor und schafft mit seiner Zeichenfeder den Balduin Bählamm, den verhinderten Dichter. Busch vergleicht mit bitterböser Ironie das Dichten des Talentlosen Bählamm mit dem Buttermachen: „Stillbeglückt hat er sich was zurechtgedrückt…“
Gerd Berghofer lobte die „leichthändige Verbindung von Bild und Text“, die Wilhelm Buschs Possen und Gedichte so zeitlos macht. Besonders angetan hat es Berghofer dabei „Die fromme Helene“. Wilhelm Busch nimmt in dieser 17 Kapitel langen Bildergeschichte die bigotte Heuchelei und die spießbürgerliche Moral aufs Korn. Die junge Helene zieht aus dem Sündenpfuhl der großen Stadt aufs Land zu ihrem Onkel, der allerlei Ratschläge parat hat: „Helene! – sprach der Onkel Nolte – Was ich schon immer sagen wollte! Ich warne dich als Mensch und Christ: Oh, hüte dich vor allem Bösen! Es macht Pläsier, wenn man es ist, es macht Verdruss, wenn man’s gewesen!“
Die gewitzte und lebenslustige Helene entwischt aber immer wieder den strengen Zügeln des Onkels und des Bürgerlichen Lebens. Als einsame Witwe verfällt sie dann dem Alkohol oder wie Wilhelm Busch es viel zitiert formuliert hat: „Es ist ein Brauch von Alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör“. Als Erzähler von Helenes Verhältnis zum Vetter Franz und der lustigen Pilgerfahrt der beiden läuft Gerd Berghofer zu Höchstform auf!
Büchereileiterin Carolin Bayer dankte dem Rezitator für die humorvolle und hintersinnige Gestaltung des Abends. Sie wies auf die Gesamtausgabe von Wilhelm Buschs Bildergeschichten im Bestand der Bücherei hin. Denn nach diesem Abend wird wohl so mancher Zuhörer noch die ein oder andere gereimte Posse nachlesen wollen.

Quelle und Bild: Stadt- und Schulbücherei Gunzenhausen

 

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