Back to the Roots

Gunzenhausen – Die Smartphones liegen aufgetürmt in einer separaten Kiste, die Spielkonsole im heimischen Wohnzimmer ist weit weg. Kinder und Jugendliche bereiten gemeinsam am Info-Haus des Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Muhr am See ein Frühstück vor, essen dann im Freien zusammen, während die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint. Ein Bild, wie aus einer anderen Zeit und dennoch wurde dies für die 18 Teilnehmer des Projektes „Back to the Roots“ erlebbar. Joana Sämann, Katharina Meister und Thomas Pfaffinger von der Diakonie Weißenburg-Gunzenhausen hatten zusammen mit Ehrenamtlichen die Projekttage in Kooperation mit dem LBV initiiert, um den jungen Menschen bewusst eine Auszeit vom digitalen Alltag zu ermöglichen.

Foto: Diakonisches Werk Thomas Pfaffinger

„Wir wollten den Jungen und Mädchen Erfahrungen in der Natur aufzeigen, die sie in der Art heutzutage leider nur noch selten machen“, schildert Joana Sämann, die in ihrer Tätigkeit als Leiterin des Gunzenhäuser Jugendzentrums nahezu täglich erlebt, wie viel Raum und Zeit digitale Medien in der Lebenswelt insbesondere junger Menschen einnehmen. „Vor lauter Tippen vergessen viele das Miteinander reden.“ Deshalb waren elektrische Geräte an den beiden Projekttagen für alle tabu. Vielmehr wurde zusammen bei einer Expedition auf die Vogelinsel die Natur erkundet, die jungen Menschen erhielten mit Ferngläsern ausgestattet ihnen bisher verborgene Einblicke in die hiesige Tierwelt. Kristina Walter, Mitarbeiterin des LBV, brachte ihnen darüber hinaus spielerisch die jährliche Flugroute der Störche mit all ihren Herausforderungen näher. Danach ging es auf Schnitzeljagden durch Muhr am See. „Das Spiel kennen viele noch von früher“, schildert Jugendsozialarbeiter Thomas Pfaffinger, „und der Spaßfaktor ist heutzutage nicht geringer.“ Eine Erfahrung, die die Fachkräfte bei den Aktionen der Tutoren an der Stephani-Mittelschule bereits machen konnten. „Spaß muss nicht digital sein und auch nicht viel Geld kosten.“ Garniert mit Süßigkeiten, die unterwegs versteckt wurden, gerieten die Jagden quer durch die Gemeinde zum heimlichen Highlight des Projektes – und zwar für Jung und Alt.

Bei einem „Kryptozoologen-Kongress“ am zweiten Tag schlüpften die Teilnehmer in die Rolle von Forschern und mussten sich der Aufgabe stellen, bereits verstorbene Tiere zu erfinden, ihnen entsprechende Namen zu geben und sich passende Beschreibungen auszudenken. Dabei bewiesen alle eine enorme Kreativität, gestalteten mit Fundstücken aus der Natur ihre „Tiere“. Sie stellten diese dann anschließend in einem Kongress den anderen vor. Eine kurzweilige und humorvolle Aktion, die allen sichtlich Spaß machte. Anschließend stellte sich der Gruppe noch „Paul der Biber“ vor. Durch ihn erfuhren die jungen Leute einiges über dessen Verwandte, die am Altmühlsee doch zahlreich vertreten sind und so einige Spuren direkt am Gewässer hinterlassen. Schließlich hatten die ehrenamtlichen Betreuerinnen Selina Ruf, Jule-Jamila Braun, Tylia Bell, Lea Krauß und Praktikantin Julia Hetzner noch eine Altmühlsee-Rallye vorbereitet. Diese enthielt verschiedene Aufgaben sowie Fragen rund um den Altmühlsee. „Wir haben ein schönes Stück Natur direkt vor unserer Haustür – aber einige Kinder haben sich hier noch nie bewusst umgesehen“, macht Streetworkerin Katharina Meister deutlich. „Natur muss erlebt werden, dann kann Heimat entstehen.“ Eingeteilt in Kleingruppen machten sie sich auf den Weg zum Erlebnisspielplatz nach Wald. Währenddessen wurde fremden doch sichtlich erfreuten Menschen ein Lied vorgesungen oder die auf der Vogelinsel geltenden Verhaltensregeln notiert. Angekommen am Spielplatz konnten die Jungen und Mädchen nochmals richtig Toben, bevor mit „Back to the Roots“ ein ungewöhnliches aber in seiner ersten Durchführung eindrucksvolles sowie intensives Projekt mit einem Grillen zu Ende ging.

Quelle und Bilder: Diakonisches Werk Weißenburg-Gunzenhausen – Thomas Pfaffinger

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