Center Parcs stellte die aktuellen Planungen vor

Gunzenhausen – Gestern legte Center Parcs die Karten auf den Tisch. In mehreren Sitzungen präsentierten die Planer in der Stadthalle Gunzenhausen und am Abend in der Gemeinde Pfofeld den Vertretern des Zweckverbands Brombachsee, des Kreistages und der Bürgerinnen der Gemeinde Pfofeld ihren „Masterplan“. Erstmals wurde klar, wie man sich einen Park am Brombachsee vorstellen kann. Mit Mühlenarchitektur, Baumhäusern, Spaßbad und Kinderbauernhof.

Die versunkenen Mühlen des Brombachsees sollen das zentrale Thema werden. Die Architektur der alten Mühlengebäude soll sich auch in der Gestaltung der Ferienhäuser, dem Design der Innenräume und der Gestaltung von Spielplätzen und Außenanlagen wiederfinden.

Die Idee ist offenbar eine Art romantisches und bäuerliches Mühlenidyll. So soll ein knapp drei Hektar großer See auf dem Areal entstehen, an dem sich direkt Häuser angliedern sollen. Und die Visualisierungen zeigen kleine Wassergräben gleich der rauschenden Bächlein deutscher Mühlenromantik.

Ein neues Element könnte eine eigene Abteilung im Park mit Baumhäusern sein, erklärte Frank Daemen, der Geschäftsführer von Center Parcs Deutschland. Da denke man gerade darüber nach, wie man das verwirklichen könnte. So könnte man den natürlichen Bestand des Waldes nutzen und müsste keine Flächen versiegeln.

Neben zahlreichen Spielplätzen, die eigens für Center Parcs designt würden und die Mühlenthematik aufnehmen sollen, wird es im Falle einer Realisierung zudem einen Kinderbauernhof geben.

Im Park selbst ist kein Autoverkehr erlaubt. Die Urlauber sollen ihren Wagen auf einem zentralen Großparkplatz abstellen und bewegen sich ihren Urlaub über im Park dann zu Fuß oder mit Fahrrädern.

Die Planungen sehen 800 Ferienhäuser auf dem insgesamt 165 Hektar großen ehemaligen Muna-Areal in Langlau vor. Damit bewegt man sich am unteren Rande dessen, was ursprünglich geplant war.

Neben den wirtschaftlichen Chancen des Projekts wurde in den vergangenen Monaten von Gegnern vor allem der Schaden für die Umwelt scharf kritisiert. Auch dazu präsentierten die Park-Planer nun konkrete Zahlen. So komme man auf einen effektiven Waldverlust von 27 Hektar. Diese Fläche müsste im Rahmen von Ersatzaufforstungen in räumlicher Nähe zu dem Park bei Langlau ausgeglichen werden.

Bürgerentscheid geplant

Bei einer Umsetzung der jetzigen Pläne könnten rund 110 Hektar des Muna-Areals naturbelassen erhalten werden. Nur drei Hektar mehr als jetzt schon auf dem Muna-Gelände müssen versiegelt werden.

Wie es in puncto Center Parcs nun weitergeht, das wird in einigen Wochen oder Monaten ein Bürgerentscheid in der Gemeinde Pfofeld zeigen. Die Gemeinde kann die Park-Pläne stoppen, weil sie die baurechtlichen Voraussetzungen für das Projekt schaffen müsste.

„Wenn der Bürgerentscheid ergibt, dass wir nicht gewünscht sind, dann wäre das das Ende von Center Parcs am Brombachsee“, erklärte Projektleiter Jan Janssen. Nach einem für Center Parcs erfolgreichen Bürgerentscheid würde erst ein ausführliches behördliches Genehmigungsverfahren beginnen. In dem würde detailliert etwa die Umweltverträglichkeit oder die Verkehrsanbindung geprüft.

80 Tierarten tummeln sich auf dem Areal, darunter 52 Brutvogelarten. Es gibt Vorkommen mehrerer Fledermausarten „von landesweiter Bedeutung“, wie der Tübinger Fachmann Burchard Stocks erläuterte. Die Belastung des Geländes mit Kampfmitteln ist massiv und flächendeckend. Deshalb sei die Muna „zurecht abgesperrt und eingezäunt“, so Prof. Dr. Christoph Eipper, Inhaber und Geschäftsführer des Nürnberger Ingenieurbüros Envi Experts, der das Areal unter die Lupe genommen hatte.

Rund 12 000 Tonnen Munition wurden laut Eipper im Laufe der Jahrzehnte auf dem Muna-Gelände vernichtet. Die Sprengradien seien enorm gewesen. Bei den 240 Gebäuden auf dem Areal fänden sich sehr häufig Asbestplatten, deren Fasern beim Einatmen krebserregend seien, deren fachgerechte Entsorgung „ein extremer Kostentreiber“ sei. Auch giftige Teer- und bleihaltige Schutzanstriche müssten entsorgt werden, ebenso Dichtungsmaterial, das den Weichmacher PCB enthält.

Noch viele scharfe Granaten

Noch problematischer freilich seien die Kampfmittel. Experte Eipper spricht hier von einer „flächendeckenden Belastung mit circa 280 Kilo Kampfmittelschrott und circa 15 bis 18 scharfen Granaten pro Hektar“ sowie Belastungen mit STV bei Sprengtrichtern. „Allein auf unserer Testfläche mussten wir fünf Granaten vor Ort sprengen.“ Eipper schätzt, dass man für die erforderliche flächendeckende Räumung etwa eineinhalb Jahre Zeit einplanen müsse.

Quelle: Altmühl-Bote – Jan Stephan und Jürgen Eisenbrand

2 Kommentare

  1. Center Parcs
    die objektiven Argumente

    pro:
    + Entsorgung von Nachkriegsmüll
    + Stärkung des Wirtschaftsstandortes
    + Schaffung von Arbeitsplätzen
    + Bereicherung für vorhandene Betriebe

    contra:
    – Abholzung von Baumbeständen
    – weniger Lebensraum für Wildtiere
    – Geschäftsschädigung vorhandener Betriebe
    – zu großes Projekt mit hohem Verbrauch

    Mit freundlichen Grüßen
    M. A. Fuchs

  2. Leserbrief
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    in Ihrem Artikel vermisse ich die Erwähnung der Bügerinitiative „Seenland in Bürgerhand“ welche eine Petition zur Verhinderung des geplanten Center Parks mit mehr als 25000 Unterschriften übergeben hat. Auch weitere Parteien und Organisationen haben sich mittlerweile den Zielen der BI angeschlossen. Auf weitere Einzelheiten, welche auch aus meiner Sicht, die „unbedingte Verhinderung des Center Parcs“ begründen, will ich nicht näher eingehen, da dies die BI schon hinreichend unter wissenschaftlicher Begleitung getan hat.
    Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die BürgerInnen welche bei der Vorstellung des „Masterplans“ anwesend waren, mit einem „Redeverbot“ belegt wurden. Das Verteilen von Flyern sowie die Verwendung von Plakaten waren verboten. All diese Fakten wurden in Ihrem Artikel nicht erwähnt.
    Zu einer funktionierenden Demokratie gehören neben der Pressefreiheit auch die Redefreiheit der BürgerInnen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dieter Lenhard

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