Projekt chance.natur im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen

Weißenburg – Die mehrjährige Planungsphase für das Projekt „chance.natur – Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal“ zur dauerhaften Sicherung der Wiesenbrüterbestände im Projektgebiet der oberen und mittleren Altmühl von Colmberg bis Bubenheim bei Treuchtlingen ist im vergangenen Jahr mit der Fertigstellung des Pflege- und Entwicklungsplans (PEPl) abgeschlossen worden. In den vergangenen Monaten sind im Zuge der Veröffentlichung des PEPl sowie während Informationsveranstaltungen zunehmend Interessens- und Nutzungskonflikte mit regionalen Vertretern aus den betroffenen Bereichen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Jagdwesen und Fischerei im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen zu Tage getreten. Da diese bislang nicht zufriedenstellend gelöst werden konnten, hat Landrat Manuel Westphal zu einem Runden Tisch eingeladen, bei dem alle Herausforderungen angesprochen werden konnten.

Landrat Manuel Westphal hat zu dem Gespräch mit dem Projektbüro Vertreter der Jagdvereine, Revierpächter, Funktionäre des Bayerischen Bauernverbands, die für das Projekt gewählten Landwirtesprecher des Landkreises, Vertreter der Fischereivereine und der Fischereiverbände, des Landesbunds für Vogelschutz sowie des Landschaftspflegeverbands eingeladen, zudem auch das Wasserwirtschaftsamt Ansbach, das AELF Roth-Weißenburg i. Bay., die betroffenen Bürgermeister aus Treuchtlingen, Markt Berolzheim, Alesheim, Theilenhofen, Gunzenhausen und Muhr am See sowie die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags.

Bevor es in den zuständigen politischen Gremien des Landkreises zu abschließenden Entscheidungen hinsichtlich der Frage kommt, ob Weißenburg-Gunzenhausen in die Umsetzungsphase eintreten wird, sollten während des Runden Tisches die vorliegenden Ziel-, Interessens- und Nutzungskonflikte fachübergreifend angesprochen, erfasst und möglichst lösungsorientiert behandelt werden. Während der Veranstaltung zeigte sich aber deutlich, dass derzeit noch sehr viele Konflikte aus allen genannten Bereichen ungelöst sind. Ein fachlicher Kritikpunkt des Wasserwirtschaftsamtes ist zum Beispiel die Gefahr einer Gewässererwärmung, wenn Gehölze entlang der Altmühl entfernt werden, was eine im PEPl beschrieben Maßnahme ist. Dies würde den bisherigen Bemühungen der Wasserwirtschaft und der Fischerei, gerade in Zeiten des Klimawandels mit längeren und heißeren Trockenphasen, entgegenstehen. Den betroffenen Interessensgruppen fehlt bislang noch die Klarheit und Verlässlichkeit hinsichtlich des künftigen Umgangs mit diesen noch ungelösten Konflikten in der anstehenden Umsetzungsphase.

„Mit der Veröffentlichung des PEPl sind etliche offene Punkte in der bisherigen Kommunikation im Rahmen des Projekts zutage getreten. Ein solches Großprojekt kann man keinesfalls an den Betroffenen, in diesem Fall an Landwirten, Jägern, Fischern oder auch der Wasserwirtschaft vorbeiplanen, weshalb ich auch aktiv wurde, als ich den PEPl erstmals vorgelegt bekommen habe. Aus den betroffenen Bereichen erhalte ich seit mehreren Wochen zahlreiche Unterschriftenlisten und Schreiben, die ungelöste Konflikte ansprechen und klare, verlässliche Antworten dazu fordern. Diese fehlen bislang“, verdeutlicht Landrat Manuel Westphal nach dem Runden Tisch.

Die Konflikte, die Jäger, Landwirte und die Fischerei in den Maßnahmen des PEPl sehen, wurden während der Veranstaltung mit den Vertretern des Projektbüros deutlich angesprochen. Bis zum 22. Januar 2024 können die betroffenen Verbände nun noch ihre offenen Punkte dem Landrat mitteilen, der diese Fragestellungen zur Klärung und Einarbeitung in mögliche Umsetzungsleitfäden an das Projektbüro weitergeben wird. Dabei sollen grundlegende Forderungen der Betroffenen berücksichtigt werden, die in der Umsetzungsphase des Projekts bei Planung, Umsetzung und Sicherung von Maßnahmen zur Anwendung kommen sollen, um Konflikte zu vermeiden und die geeignetsten Flächen und tragfähigsten Maßnahmen zu finden. Das Projektbüro muss diese Forderungen akzeptieren. Aufgrund der Rückmeldungen bzw. des ausgearbeiteten Umsetzungsleitfadens können sich die Betroffenen der Landwirtschaft, der Jagd und der Fischerei dann zum Projekt positionieren.

Die endgültige Entscheidung, ob eine weitere Beteiligung des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen an dem Projekt erfolgt, fällt dann am 26. Februar 2024 der Kreistag. Vorberatend behandelt wird das Thema am 7. Februar im Umweltausschuss.

Landrat Westphal ergänzt: „Das Projektbüro muss nun weiter tätig werden und auf die während des Runden Tisches angesprochenen Konfliktfelder eingehen. Bereits bisher haben sich die angesprochenen Gruppen mit ihrer Arbeit auf der Fläche für den Schutz der Wiesenbrüter eingesetzt, sonst würden die Bestände ja nicht vorhanden sein. Nur mit, nicht gegen oder ohne die Landwirtschaft, den Jägern, der Fischerei und der Wasserwirtschaft ist ein nachhaltiger Schutz des Lebensraums möglich!“

Quelle: Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen

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