Trauer

Gerd Lohwasser gestorben

Ansbach – Der Bezirk Mittelfranken trauert um Altbezirkstagspräsident Gerd Lohwasser. Der engagierte und über die

Gerd Lohwasser (rechts) mit seiner damaligen Stellvertreterin Gretl Schneider sowie dem amtierenden Bezirkstagspräsidenten Richard Bartsch (links) mit dessen Stellvertreterin Christa Naaß. Aufgenommen wurde es am 19. November 2015 im
Bezirksrathaus in Ansbach anlässlich der Verleihung der Bezirksmedaille an Dr. Inge Richter, Friedrich Hilterhaus und Fritz Körber.

Parteigrenzen hinweg beliebte Politiker verstarb am Dienstag, 5. Januar, im Alter von 74 Jahren.
„Mit seinem großen persönlichen Einsatz und seinem ausgleichenden Wesen hat er im Bezirk Mittelfranken in über zwanzig Jahren viele wertvolle Impulse setzen können“, würdigt Bezirkstagspräsident Richard Bartsch den Verstorbenen.

Von 1982 bis 2003 war Gerd Lohwasser Mitglied im mittelfränkischen Bezirkstag. Ab 1990 stand er als Bezirkstagspräsident an der Spitze des politischen Gremiums und der Bezirksverwaltung. Die sozialen, kulturellen und medizinischen Leistungen und Angebote des Bezirks Mittelfranken und seiner Einrichtungen konnten in dieser Zeit wesentlich verbessert und ausgebaut
werden. So entwickelte sich die Frankenalb-Klinik Engelthal zu einem Akutkrankenhaus für psychisch kranke Menschen. Das Behandlungsangebot im Klinikum am Europakanal in Erlangen wurde ausgebaut und im Bezirksklinikum Ansbach die historischen Gebäude saniert sowie durch Neubauten ergänzt. Mit seinem Verhandlungsgeschick gelang es dem Verstorbenen immer wieder, Spannungen und unterschiedliche Zielsetzungen zu vereinen. Am 3. Dezember vergangenen Jahres berichtete Gerd Lohwasser zuletzt im Untersuchungsausschuss „Modellbau“ im Bayerischen Landtag über die Verhältnisse in der Psychiatrie vor 25 Jahren.

Unter Lohwassers Regie wurden die ambulanten Beratungsangebote für psychisch Kranke und Suchtkranke flächendeckend ausgebaut und durch den Psychiatrischen Krisendienst Mittelfranken ergänzt. Als Vorsitzender des Planungs- und Koordinierungsausschusses steuerte er den Ausbau von Wohn-, Arbeits- und Freizeitangeboten für psychisch kranke Menschen durch die mittelfränkischen Wohlfahrtsverbände.
Gerd Lohwasser setzte zudem neue, anerkannte kulturelle Akzente in Mittelfranken. Mit seinem Namen sind der Aufbau des Jüdischen Museums Franken in Fürth und Schnaittach, der Musikhochschule Nürnberg-Augsburg, die Errichtung der „Otto und Hildegard Grau-Kulturstiftung“ sowie die Übernahme und Neuausrichtung der Musikreihe „Fränkischer Sommer“ verbunden – alles Initiativen, die der Region nicht nur zur Zierde gereichen, sondern auch wichtige Impulse für die regionale Identität geben. Mit seiner Überzeugungskraft gewann er neue Förderer für das Fränkische Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim, weshalb diese Institution schnell wachsen und europäische Bedeutung gewinnen konnte. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Bezirkstag blieb er der bezirklichen Kulturarbeit verbunden. So übernahm er den Vorsitz des „Freundeskreises Fränkischer Sommer e. V.“ und wurde Stiftungsratsvorsitzender der „Otto und Hildegard Grau-
Kulturstiftung“.

Als überzeugter Pädagoge kümmerte er sich intensiv um die Bildungseinrichtungen des Bezirks Mittelfranken. Das Bildungsangebot für Menschen mit Behinderung wurde kontinuierlich ausgebaut und die Berufsausbildung für junge Menschen mit Behinderung in den bezirklichen Ausbildungseinrichtungen in Nürnberg und Ansbach erweitert. In seiner Amtszeit konnte der Bezirk in Nürnberg die Körperbehindertenschule, die Sprachbehindertenschule und die Heilpädagogische Tagesstätte, heute gehören die Einrichtungen zum Pädagogischen Zentrum Bertha von Suttner, eröffnen. In Ansbach wurde die Außenstelle des Berufsausbildungswerkes Mittelfranken, das seinen Sitz in Nürnberg hat, eingerichtet. Die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, die Maschinenbauschule Ansbach, die Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl und die Krankenpflegeschulen an den Bezirkskliniken passte der Bezirk dem jeweiligen Bedarf an.

Die Gründung der Mittelfrankenstiftung „Natur-Kultur-Struktur“ mit den FÜW-Aktien als Stammkapital im Jahr 1994 konnte Gerd Lohwasser ebenso als Erfolg verbuchen wie den späteren Verkauf der Aktien und deren Umwandlung in Geldanlagen, mit denen sich die Stiftung heute finanziert.

Die in Ansbach dezentral angesiedelte Bezirksverwaltung erhielt unter seiner Präsidentschaft im Jahr 2001 mit dem Bezirksrathaus in der Danziger Straße 5 erstmals ein eigenes gemeinsames Verwaltungs- und Sitzungsgebäude.
Sein großes Interesse galt auch der Völkerverständigung, die für ihn auch und besonders eine kommunale Aufgabe war. So initiierte er viele Beziehungen zu den mittelfränkischen Partnerregionen, der Region Limousin in Frankreich und der Woiwodschaft Pommern in Polen. 1994 unterzeichnete Gerd Lohwasser den Partnerschaftsvertrag mit dem Département Córreze, 1995 besiegelten er und sein Amtskollege Robert Savy auf der Kaiserburg in Nürnberg die Urkunde über die Regionalpartnerschaft zwischen Mittelfranken und dem Limousin.

Im Jahr 2000 folgte die Unterzeichnung der Regionalpartnerschaft mit Pommern, 2001 wurde die tri-regionale Vereinbarung „Limousin – Mittelfranken – Pommern“ im Nürnberger Rathaussaal offiziell unterschrieben.

„Mit Gerd Lohwasser verlieren wir einen leidenschaftlichen, zielstrebigen und zugleich ausgleichenden Kommunalpolitiker, der mit seinem nachdrücklichen Wirken für den Bezirk Mittelfranken Maßstäbe gesetzt hat, von denen wir heute noch profitieren. Seine humorvolle Art und Weise, seine menschliche Größe und seine Verbundenheit mit unserem Bezirk werden fehlen. Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren“, so Bezirkstagspräsident Richard Bartsch.

Quelle und Bild: Bezirk Mittelfranken – Pressestelle

Artikelbild: CSU Erlangen

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