2. Gunzenhäuser Konzertreihe – Auftritt von Stefan Temmingh und „The Gentleman´s Flute“

Gunzenhausen – „Händel goes Mittelalter“, so oder so ähnlich lässt sich der außergewöhnliche Auftritt von Stefan Temmingh alias „The Gentleman´s Flute“ und seiner „Gentleman´s Band“ in wenigen Worten zusammenfassen. Der Blockflötenvollprofi hat eine Schwäche für Alte Musik und zusammen mit Salterio, Barockharfe, Cembalo und Barockfagott verwandelte er die Gunzenhäuser Stadthalle kurzerhand in einen höfischen Märchensaal, musikalisch irgendwo verortet zwischen Erec, der Artussage und Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Das Konzert von „The Gentleman´s Flute & Band“ war der krönende Abschluss der 2. Gunzenhäuser Konzertreihe, wieder einmal präsentiert von den Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen.

Foto: Stadt Gunzenhausen

Mit der Blockflöte verbinden die meisten von uns am ehesten quietschende Töne, vielleicht auch quälende Schulstunden. Dass in diesem unscheinbaren Instrument mehr steckt, beweist seit Jahren der Südafrikaner Stefan Temmingh. Für seine Einspielung „Leipzig 1723“ erhielt er im letzten Jahr den Opus Klassik, den International Classical Music Award hat er auch schon bekommen. Seine Corelli-Interpretationen gelten als exzellent und unerreicht. Bei seinen Auftritten hat er bis zu zehn Blockflöten mit unterschiedlichstem Resonanzraum im Gepäck. Sein Spiel sieht anstrengend aus und ist es wahrscheinlich auch. Allerdings drückt jede Flöte eine andere Stimmung aus und Emotionen befinden sich im ständigen Wechsel. Besonders die von ihm gern gespielten englischen Grounds werden so zu einem harmonischen Musikereignis.

Stefan Temminghs Band orientiert sich an der Londoner Musikphilosophie des 18. Jahrhunderts. Damals war die Blockflöte in High-Society-Kreisen äußerst beliebt, quasi das Instrument der Stunde. Männer hatten die Flöte zu spielen und Frauen durften zumindest zuschauen. Daher auch der Bandname „The Genleman´s Band“. Kinderliederklassiker wie „Alle meine Entchen“ oder „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ blieben an diesem Konzertabend allerdings in der Schublade, dabei hatten die Profis viel von Händel, darunter Auszüge aus den Opern „Rinaldo“ und „Rodrigo“ sowie eine stimmungsvolle Interpretation von „Die Ankunft der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Salomo“. Weitere, eher selten gespielte Stücke kamen von Gottfried Finger, Robert Carr und natürlich von Arcangelo Corelli, dessen Konzertmusik perfekt auf die Blockflöte zugeschnitten ist. Hochkonzentriert und temporeich arbeitete sich Temmingh durch die anspruchsvollen Passagen und wurde vom begeisterten Publikum am Ende mit spontanen „Bravo“-Rufen belohnt. Immer mit dabei: Das Gefühl, einem mittelalterlichen Konzert beizuwohnen.

Von einer One Man Show war dieser Konzertabend jedoch weit entfernt. Die Mitmusikerinnen Margit Übellacker, Reinhild Waldek und Wiebke Weidanz sowie der Mitmusiker Benny Aghassi sind nicht nur Profis für historische Instrumente, sondern waren ständig in Bewegung. Mal verzauberte die Historienharfenkönnerin Reinhild Waldek die Zuhörerinnen und Zuhörer mit traumhaften Tonfolgen und kristallklarem Spiel, dann stand Benny Aghassis Barockfagott im Mittelpunkt und kredenzte Händels „Credete al mio dolore“. Die Zusammensetzung der „Gentleman´s Band“ änderte sich von Stück zu Stück. Musikalische Abwechslung war also garantiert.

Nähere Informationen zur kommenden 3. Gunzenhäuser Konzertreihe 2023/24 erhalten Sie unter www.gunzenhausen.info, beim städtischen Kulturamt direkt, oder per Tel. 09831/508 109 bzw. E-Mail an kulturamt@gunzenhausen.de. Der Start in die neue Saison beginnt am Sonntag, den 15. Oktober 2023 mit dem Streichquartett „Quatuor Arod“ und Stücken von Brahms, Haydn und Schostakowitsch.

Quelle und Bilder: Stadt Gunzenhausen – Manuel Grosser

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