Gunzenhäuser Konzertreihe – Emotionslose Perfektion

Gunzenhausen – Das Guadagnini Trio, das sind drei Ausnahmekünstler mit einem Hang zur Perfektion. Der Besuch eines Konzerts ist definitiv ein Erlebnis, wird doch jeder einzelne Ton zu einem kleinen Klangfarbengedicht. Nuancenreich und mit spielerischer Leicht- und Sicherheit bewegen sich Alina Armonas-Tambrea, Edvardas Armonas und Yannick Van de Velde selbst durch anspruchsvollste Stücke von Brahms, Haydn und Fauré. Was das höchste Lob ist, kann jedoch auch ein Hemmnis sein – die Reinheit des klassischen Spiels lässt einen Dialog mit dem Publikum nur in Ausnahmefällen zu. Zuhörer staunen und genießen, sind hingerissen von Klangteppich, der da auf der Bühne gewebt wird. Ein Klassikkonzert lebt aber auch von ergreifenden Momenten, von Emotionen, vom Mitfiebern und der Begeisterung. Das Guadagnini Trio ist versiert und technisch ohne Tadel, bleibt dabei aber auch häufig mechanisch-kühl und verweigert eine tiefergehende Beziehung zwischen Publikum und Künstler. So bleibt ein faszinierendes, intensives Klangspektakel auf Weltniveau, die Musik könnte jedoch auch von CD kommen oder von Robotern gespielt werden – eben Perfektion par excellence. Vergangenen Sonntag waren die Ausnahmekünstler im Rahmen der 3. Gunzenhäuser Konzertreihe in der Stadthalle zu Gast.

Foto: Stadt Gunzenhausen

George Enescu, Joaquin Turina oder Gabriel Fauré werden nur selten öffentlich gespielt, vielleicht ist es die große Dynamik und der hohe technische Anspruch, der viele Künstlerinnen und Künstler von diesen Ausnahmekomponisten fernhält. Das Guadagnini Trio hat bereits alle drei höchst erfolgreich interpretiert, drei Sätze des Pariser Hochschullehrers hatten sie gar mit nach Gunzenhausen gebracht. Besonders der Pianist Yannik Van de Velde ist an dieser Stelle hervorzuheben, braucht es doch größtes Gefühl, Erfahrung und Können, die Werke Faurés in d-Moll hörbar zu interpretieren. Mühelos und technisch versiert arbeitet er sich wie ein heißes Messer durch Butter, wechselt von kraft- zu gefühlvoll, von Zurückgezogenheit zur Raserei. Sein Spiel hat etwas Philosophisches, ohne jedoch anmaßend zu sein.

Die große Stunde von Alina Armonas-Tambrea an der Violine und Edvardas Armonas am Violoncello schlug nach der Pause beim Zusammentreffen mit dem deutschen Komponisten Johannes Brahms. Hier herrschte große musikalische Zuneigung, es entfaltete sich ein kraftvoller Zauber mit Instrumenten im fachlichen Zwiegespräch. Jeder Ton wird zum Gedicht und bekommt eine eigene Wertung, das Zusammenspiel war großartig. Hier wird nicht nur gespielt, hier verschmelzen Interpreten mit Interpretation. Brillant und beeindruckend, mit einer Dramaturgie wie im Theater. Und mittendrin drei Musiker, die Fans und Agierende zugleich sind. Kein Wunder, dass am Ende mit dem op. 87 Klaviertrio Nr. 2 (Dritter Satz) eine Brahms-Zugabe gespielt wurde.

Die Gunzenhäuser Konzertreihe findet am Sonntag, den 21. Januar 2024, mit dem Auftritt von Duo Fortezza eine Fortsetzung in der Stadthalle. Beginn ist um 19.30 Uhr, weitere Informationen gibt es beim städtischen Kulturamt unter www.gunzenhausen.info (Tel.: 09831/508 109). Unterstützt wird die Gunzenhäuser Konzertreihe in diesem Jahr von den Vereinigten Sparkassen Gunzenhausen.

Quelle: Stadt Gunzenhausen – Manuel Grosser

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