Ilan Katz aus Israel zu Gast in der Fachakademie für Sozialpädagogik Hensoltshöhe

Gunzenhausen – „Miteinander reden, diskutieren, sich austauschen – ohne zu brüllen und sich zu prügeln, am besten bereits im Kindergarten, in der Grundschule und später im Gymnasium.“ Das fordert Ilan Katz, ein pensionierter Lehrer aus Israel bei einem Besuch in der Fachakademie für Sozialpädagogik Hensoltshöhe. Die persönliche Begegnung und das gegenseitige Kennenlernen sieht er als entscheidende Grundlage, um die schwierige Situation in seiner Heimat konstruktiv anzugehen und ein friedlicheres Leben zu gestalten – für Israel selbst und für seine Beziehungen mit den Nachbarländern.


Gruppenbild mit dem Gast aus Israel in der Fachakademie für Sozialpädagogik Hensoltshöhe: Dozent Siegfried Stoll, stellvertretender Schulleiter Martin Schimmelschmidt, Ilan Katz, Dozent Armin Leickert und Pfarrer Matthias Knoch (von links). (Foto: Elwan Bowens)

Gleichwohl zeigt er sich skeptisch, ob dies gelingt. Durchaus desillusioniert beschreibt er die Lage in seinem Land. Die Konflikte und die heftigen Auseinandersetzungen in der Region schmerzen Ilan Katz spürbar. Als Pädagoge fragt er sich selbstkritisch: „Wo haben wir versagt?“ Besonders problematisch sieht er den Umstand, dass Kinder aus unterschiedlichen Kulturen in Israel nicht in gemeinsamen Bildungseinrichtungen miteinander lernen und leben, sondern oft nebeneinander, voneinander getrennt aufwachsen – und sich dadurch fremd bleiben. Dass durch Fremdheit Vorurteile, Hass und bittere, nicht selten auch tödliche Konflikte entstehen können, zeigt der Alltag in Israel.

Er fragt die Studierenden in der Fachakademie, welche Motivation sie bei ihrer Berufswahl haben, und ob es nicht attraktiver wäre, bei einem bayerischen Automobilhersteller mehr Geld zu verdienen. Passgenau kommt die Antwort aus dem Auditorium: „Ich möchte Werte vermitteln!“ Ilan Katz hört zu und lässt die Antwort auf sich wirken. Die Aussage der Studierenden beschäftigt ihn. Es scheint, als gebe ihm das Zuversicht: Junge Menschen, die in ihrem Beruf dazu beitragen möchten, dass ein gutes, ein friedliches Miteinander stattfindet. So, wie es sein großer Wunsch ist. Er antwortet nachdenklich und spiegelt die Aussage der Studierenden: „Als Juden grüßen wir uns mit ‚Shalom‘ – ‚Frieden‘, wissen aber nicht, wie Frieden riecht und wie er schmeckt. Kinder so zu erziehen, dass sie den anderen Menschen tolerieren, egal, aus welcher Familie er kommt, egal, welchen Glauben er hat, egal, was er isst und trinkt, dass ist das Entscheidende – und dass sie es besser machen als wir! Kinder sind schließlich unsere Zukunft.“

Im Rahmen seiner diesjährigen Vortragsreihe besucht Ilan Katz in Gunzenhausen auch Schülerinnen und Schüler des Simon-Marius-Gymnasiums, der Wirtschaftsschule, der Realschule Hensoltshöhe und der Stephani-Schule.

Ein weiteres großes Anliegen von ihm ist es, jungen Menschen aus Deutschland und Israel nachhaltige Kontakte zu ermöglichen. Dafür organisiert er seit Jahren Austauschangebote – auch für kommenden Juli. Gemeinsam mit Pfarrer Matthias Knoch aus Gräfensteinberg plant er den Besuch eines Jugendorchesters aus Israel in Gunzenhausen. Dieser findet vom 25.07. bis 02.08.2023 statt. Dafür werden einerseits interessierte junge Musiker gesucht, die sich an dem gemeinsamen Orchesterprojekt beteiligen wollen, andererseits auch Gastfamilien, die die Jugendlichen aus Israel für diese Zeit aufnehmen. Interessierte wenden sich bitte an: matthiasknoch43@gmail.com oder stadtjugendpflege@gunzenhausen.de

Quelle: Stiftung Hensoltshöhe – Siegfried Stoll

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