Heiße Momente mit Orchestra Mondo

Gunzenhausen – Was haben hochsommerliche Temperaturen um die 30 Grad und das Orchestra Mondo gemeinsam? Beide Male ist Schwitzen angesagt, doch vor dem schwäbischen Turboinstrumentalorchester schützt kein Ventilator oder isotonisches Sportgetränk. Die Power der Tango-, Gypsy- und Swingexperten geht durch Mark und Bein, fängt Zuhörerinnen sowie Zuhörer vollumfänglich ein und zwingt quasi zum Mitwippen bzw. Im-Takt-Klopfen. Gemein, denn so wird sogar der edel anmutende Markgrafensaal im Haus des Gastes zum wahrlich heißen Pflaster, die Rettung liegt in der Selbstaufgabe, dem Genuss und der Hingabe zur völligen Ekstase. Ganz großes Ohrenkino, liebes Orchestra Mondo! Danke, dass ihr vergangenen Sonntag im Rahmen der kleinKUNSTbühne in Gunzenhausen zu Gast wart.

Foto: Stadt Gunzenhausen

„Ein paar Häuser und Gulasch“ – charmant und äußerst witzig führte Akkordeonkünstlerin Anja Baldauf im tiefsten Schwäbisch durch das Abendprogramm. Von Anfang an nicht zu überhören und zu übersehen: Orchestra Mondo hatte Lust auf diesen Abend, die Energie war in jedem Ton spürbar, die Stimmung elektrisierend. Anja Baldauf und ihre Mitstreiter baten das Publikum zu einer musikalischen Weltreise, ihre kleine Gulasch-Anekdote bezog sich auf einen Balkanbesuch vor vielen Jahrzehnten. Dort spielte eine bettelnde Mutter-Sohn-Kombo am Straßenrand ein nachdenklich machendes Volkslied, dessen Titel zwar 20 Jahre unbekannt, als Baldauf´scher Ohrwurm jedoch erhalten blieb. Die Begegnung auf der Straße prägte nachhaltig. Mittlerweile ist das Lied wiedergefunden und heute Teil des Programms. Es soll an den westlichen Wohlstand bzw. die Ungerechtigkeit in dieser Welt erinnern.

Auch wenn sich die Zuhörerinnen und Zuhörer musikalisch kurzzeitig in Osteuropa befanden, angefangen hat die Reise an diesem so außergewöhnlichen Gunzenhäuser Abend in Argentinien, und zwar mit dem „Libertango“ von Astor Piazzolla. Weitere Abstecher in fremde Länder verneigten sich vor allem vor ekstatischen Kompositionen der 1920er– und 1930er-Jahre, besucht wurden u.a. Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland. Orchestra Mondo zündete dabei immer wieder den Turbo, Raffael Müller an der Gitarre, Dennis Wendel am Kontrabass und Stefan Baldauf am Schlagzeug begeisterten neben der Frontakkordeonfrau mit zahlreichen Soli, temporeichen Wechseln und einem breiten Repertoire an Stil- und Tonwechseln. Auf schweißtreibende Tangos folgten chilligere Swings, auf traditionelle Musettes schmalzige Schlager. Vereint in Tempo, Tempo, Tempo ergab sich ein rasanter Flug durch die Musikgeschichte frei nach dem Motto „Wer bremst verliert!“. Das Quartett versteht sich augenscheinlich hervorragend und so wird gelacht, gezwinkert und die ein oder andere Grimasse gezogen. Ein Heidenspaß für die Band – und für natürlich auch für alle Besucherinnen und Besucher des Konzerts.

Besonders gut kamen Stücke mit Filmbezug an, hier beispielsweise die hochwertig interpretierte Schmonzette „Bei Dir war es immer so schön“ aus dem gleichnamigen Film von 1954 oder „Liebling, mein Herz läßt dich grüßen“ aus dem Heinz Rühmann-Klassiker „Die Drei von der Tankstelle“. Dass auch die sonst so neutrale Schweiz feurigen Tango kann, bewiesen sie mit ihrer Darbietung des Kriminal-Tangos nach Hazy Osterwald aus dem Jahr 1959.

Orchestra Mondo, das sind vier herausragende Solisten, die es irgendwie schaffen eine noch bessere Band zu sein. Tatsächlich kann Mann oder Frau sich dem Sound des Quartetts kaum entziehen, es ist Musik, die fröhlich macht und begeistert. Das Publikum war restlos zufrieden, und das bisschen Schweiß hat die Dusche bestimmt wieder weggemacht. Bleiben werden allerdings die Erinnerungen, an einen großartigen Abend mit tollen Künstlern.

Mit der Gunzenhäuser kleinKUNSTbühne geht es am Sonntag, den 27. August 2023, weiter. Dann heißt es im Falkengarten „Poetry Slam DELUXE“, geladen wird zum Fest der Wortakrobaten. Tickets können über alle Reservix-VVK-Stellen oder online unter www.reservix.de erworben werden. Nähere Informationen und Auskünfte erhalten Sie im Kulturamt der Stadt, Tel. 09831/508 109 oder -300 bzw. per E-Mail an kulturamt@gunzenhausen.de.

Quelle und Bild: Stadt Gunzenhausen – Manuel Grosser

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